Mit Leidenschaft zum Titel

  21.10.2022 Sport

Der Murianer Yannick Bärtschi ist Schweizer Meister in der Kategorie Supermoto

Der Murianer Yannick Bärtschi ist Schweizer Supermoto-Meister. Dank Dani «Bad Boy» Müller kam er zum Motorsport und konnte in dieser Saison seinen grössten Erfolg feiern. Jetzt wechselt er sein Team und will eine Motorsport-Schule eröffnen.

Josip Lasic

Yannick Bärtschi wartete lange auf den Sieg in der Klasse «Prestige». Nach zwei Vizemeister-Titeln in Serie sah es dieses Jahr lange gut aus, ehe sich der 23-Jährige im vierten Rennen der Saison das Kahnbein gebrochen hat. Der Murianer kämpft sich trotz Schmerzen zurück und sichert in den nächsten vier Rennen den grössten Triumph seiner Karriere. Ein paar Tage später fährt Bärtschi wieder. In Belgien tritt er an der 35. Ausgabe des «Superbiker» an und holt dort den 8. Platz unter rund 380 Fahrern. Das grösste Supermoto-Rennen der Welt ging drei Tage. Für seine Leidenschaft scheut Yannick Bärtschi keinen Aufwand.

Im Herzen Freiämter geblieben

Vor drei Jahren ist er nach Einsiedeln gezogen. «Viele meiner Kollegen aus der Motorradszene leben hier. Und die Trainingsmöglichkeiten sind gut. In der Nähe kann ich joggen oder Langlaufski fahren.»

Aufgewachsen ist er aber im Freiamt. Nach der Trennung seiner Eltern pendelt er zwischen Muri und Meisterschwanden. Der Region fühlt er sich immer noch verbunden. «Ich besuche sehr gern die Fasnacht in Muri. In der Innerschweiz gibt es auch eine Fasnachtstradition – aber es ist nirgends so schön wie in Muri. Ausserdem bin ich Mitglied im Motosport-Club Wohlen und fahre regelmässig am Wohler Motocross.» Im Freiamt hat auch seine Liebe zum Motorsport ihre Wurzeln. Seine Mutter kennt die Murianer Motorradlegende Dani «Bad Boy» Müller. Als Kind besucht Bärtschi Müllers Rennen und spürt, dass er auch Motorsport betreiben will. «Ich bin lange sporadisch Motocross gefahren. Mit 15 erhielt ich die Gelegenheit, in der Supermoto-Klasse einzusteigen.» Zu dieser Zeit begleitet Bärtschi Urs Müller, den Bruder von Dani Müller, an einige Rennen. Am Motocross in Frauenfeld meldet ihn dieser für das Mechaniker-Rennen an. Das «SMOT-TM»-Team bemerkt sein Talent und rekrutiert ihn. In der Youngster-Klasse holt er zwei Schweizer-Vizemeister-Titel. «Danach wollte ich wieder Motocross fahren. Nach mehreren Verletzungen bin ich aber zu Supermoto zurückgekehrt.» 2018 mietet er ein Motorrad des «Sting Racing»-Teams. Sie engagieren ihn anschliessend. Im ersten Jahr holt er in der «Challenge»-Klasse den 3. Rang. Es folgen die «Prestige»-Vize-Meisterschaften und der Sieg.

Keine WM und SM mehr parallel

Jetzt will Bärtschi einen Monat pausieren und seinen Titel feiern, bevor er um Weihnachten herum wieder mit Training beginnt. «Auch meine Freundin kommt während der Saison zu kurz. Die einzigen Ferien, die wir hatten, waren vor dem Rennen in Sardinien. Zwei Tage vorher konnten wir an den Strand gehen. Jetzt werde ich mehr Zeit mit ihr verbringen können.» Bärtschis Sport ist zeit- und kostenintensiv. In dieser Saison hat der Lastwagenchauffeur dafür 35 Ferientage geopfert. «Im Winterdienst sammle ich Überstunden, die ich für Rennen oder als zusätzliche Ferientage nutzen kann.»

Dieses Jahr kam dazu, dass er neben der Schweizer Meisterschaft auch die Rennen der Weltmeisterschaft fuhr. «In der nächsten Saison werde ich das nicht mehr tun. Es ist zu teuer. Pneu, Benzin und Reisen kosten bei den Schweizer Meisterschaften rund 20 000 Franken. Für die Weltmeisterschaft kostet nur das Motorrad für vier Rennen 25 000 Euro. Essen und Reisen sind da nicht inbegriffen. Ohne Sponsoren geht nichts.» Statt der WM sucht er in der Schweizer Meisterschaft eine neue Herausforderung und wechselt nach fünf Jahren bei «Sting Racing» in ein anderes Team.

Traum von einer Schule für Motorsportler

Dani «Bad Boy» Müller ist Bärtschis Vorbild in der Motorradszene. Am «Superbiker» in Belgien im Jahr 2018 bestritt er im Alter von 52 Jahren sein letztes Rennen. Bärtschi klassierte sich damals als bester Schweizer auf Rang 12, unmittelbar vor seinem Vorbild. Will er auch so lange fahren wie Müller? «Wer weiss, ob es Motorsport, wie wir ihn heute kennen, bis dann noch gibt. Einige Fahrer, die ich kenne, wechseln bereits auf ein E-Motorrad. Ich bin damit noch nicht warm geworden.»

Stattdessen hat er ein anderes Ziel. «Ich habe mir auf dem Motorrad alles selbst beigebracht. Hilfe von einem erfahreneren Fahrer wäre schön gewesen. Mein Traum ist, eine Schule aufzubauen, um jüngere Fahrer zu unterrichten.»


Was ist Supermoto?

Supermoto ist ursprünglich der Begriff für Motorräder, die auf kleineren Rundkursen eingesetzt werden. Mit der Zeit hat sich der Begriff auch für die Rennserien etabliert, die mit solchen Fahrzeugen durchgeführt werden. «Rund 70 Prozent der Strecken sind ‹Offroad›, also vergleichbar mit Motocrossstrecken, auf unwegsamen Gelände, im Schlamm und Ähnlichem», erklärt Bärtschi. «Die restlichen 30 Prozent der Strecken sind asphaltiert.» Bis 2012 wurden in der Schweiz zwei Supermoto-Meisterschaften durchgeführt, durch die beiden Motorsportverbände SAM und FMS. Seit 2013 sind die Meisterschaften dieser beiden Verbände zu einer zusammengelegt. --red


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