Mit Märchen und glühenden Eisen
10.10.2025 Bremgarten, VereineDer Markt der Vielfalt steht vor der Tür
In zwei Wochen ist es wieder so weit. Am 25. und 26. Oktober verwandelt sich Bremgarten in ein einzigartiges Herbstmarktstädtli. Thema des historischen Handwerkerteils diesmal: Kavallerie Feldschmitte.
...Der Markt der Vielfalt steht vor der Tür
In zwei Wochen ist es wieder so weit. Am 25. und 26. Oktober verwandelt sich Bremgarten in ein einzigartiges Herbstmarktstädtli. Thema des historischen Handwerkerteils diesmal: Kavallerie Feldschmitte.
Marco Huwyler
Traditionell ist Bremgarten nicht nur Marktstadt, sondern auch militärisch von Bedeutung. Ist es heute die Schweizer Armee, so waren es früher etwa die Habsburger oder stadteigene Bremgarter Truppen, die das strategisch gut gelegene Städtchen als Stützpunkt nutzten. Und so ist es nicht nur gut vorstellbar, sondern gar sehr wahrscheinlich, dass dereinst so mancher Protagonist jener faszinierenden Berufsgattung hier seine Homebase eingerichtet hatte. Die Kavallerie Feldschmitte war früher, als noch Pferde statt Drohnen oder Panzer über die Schlachtfelder donnerten, unverzichtbarer Bestandteil eines jeden Feldzugs. Mobile Schmiede, die im Militär jeweils mit den Reitertruppen mitgeführt wurden. Sie sollten nicht nur die Hufeisen instand halten, sondern auch die Pferde pflegen und die Ausrüstung der Reitertruppen à jour halten.
Spektakel mit drei Schmieden
Das historische Handwerk des Marktes der Vielfalt – jener Teil, der die hinteren Gassen jeweils mit Marktleben erfüllt, wie es vor über hundert Jahren gewesen sein muss – hat die «Kavallerie Feldschmitte» zum Thema 2025 erklärt. «Wobei nicht etwa der militärische Aspekt des Berufes, sondern klar das Handwerk im Vordergrund stehen soll», wie Cornelia Künzle, Co-Präsidentin des Marktteils, betont. Die faszinierenden, rhythmischen Schläge des Schmiedhammers beim Formen eines glühenden Hufeisens etwa. Der ganze Prozess vom Ablösen des Eisens über die Hufreinigung bis hin zum Neubeschlagen. Der Umgang mit den feinfühligen Pferden. Alles demonstriert und ausgeübt vom Bremgarter Hufschmied Sandro Hohl, der seit vielen Jahren ein Aushängeschild und Zuschauermagnet des Marktes ist. Nun, wo er nicht nur ein Handwerker unter vielen, sondern der Protagonist des Spezialthemas ist, zeigt er seine Kunst im Verbund mit zwei anderen Schmied-Kollegen. Und nimmt dafür gleich den ganzen Risiplatz in Beschlag. Zur seiner Kavallerie Feldschmitte gehört indes nicht nur die mobile Schmiede, sondern auch ein Feldküche-Wagen. «Schliesslich ist die Verpflegung damals wie heute wichtig», wie Vorstandsmitglied Susanna Vanek schmunzelt. Und so werden auf dem Risiplatz am Markt der Vielfalt «Armeekäseschnitten» angeboten. Wobei im historischen Wagen mit Baujahr 1903 auch «Feldtee» ausgeschenkt wird – kostenlos, für alle, die mögen.
Selbst ausprobieren
«Ein Teil unseres Konzepts, insbesondere für Familien attraktiv zu sein», lächelt Nathalie Dietrich, welche die Leitung des historischen Handwerks auf dieses Jahr hin gemeinsam mit Künzle übernahm. Am Erfolgsrezept ihres Marktteils haben die beiden nur wenig gerüttelt. Rund 70 verschiedene Marktfahrer zeigen auf dem Areal in und um Zeug- und Schellenhaus auch heuer wieder ihr historisches Handwerk. «Neun neue sind diesmal dabei», berichtet Karin Schaufelbühl, auch sie OK-Mitglied. Vom Polsterer über Filzer, Sattler oder eine Modeschau mit Kleidungsstücken aus der Belle Époque gibt es wieder viel Spannendes zu entdecken. «Ein einmaliges Erlebnis für alle Sinne», versprechen die Organisatoren auch diesmal. Wobei insbesondere die kleinen Besucher wieder die Gelegenheit haben werden, selbst Dinge auszuprobieren und Hand anzulegen. Bei ganz vielen Handwerkern – oder beim Rammbock des Cevi, der diesmal auf dem Schellenhausplatz zu finden sein wird. Und auch bei der neuen Generation von «Wöschwybern», die ihre schmutzige Wäsche weiterhin beim Rathausbrunnen wäscht und kleine helfende Hände gerne willkommen heisst. «Dafür suchen wir überdies noch Weisswäsche», sagt Karin Schaufelbühl. Wer solche zu Hause habe, könne sich gerne bei ihr melden.
Piratenschiff und Ritterkämpfe
Wobei der Markt der Vielfalt bekanntlich ja noch viel mehr ist als der historische Handwerkerteil. Eng verwandt und in symbiotischer Koexistenz frönt am anderen Altstadteingang beim Casino-Areal etwa der Mittelaltermarkt sein Dasein. Wie gewohnt startet dieser sein fröhliches Treiben bereits am Freitagabend. In mittelalterlicher Lagerfeueratmosphäre tummeln sich Gaukler, Ritter, Troubadoure und natürlich viele ganz besondere Marktfahrer auf dem Gelände vor dem Reussufer. Auch hier locken dieses Jahr wieder besondere Attraktionen. «Erstmals ist zum Beispiel ein Piratenschiff Teil unseres Marktes», erzählt Selina Bieri, Präsidentin des Mittelaltermarktes. Dazu locken Schaukämpfe in Rüstung mit Schwert, musikalische Leckerbissen, Feuershows und natürlich die Löwenschenke zur flüssigen Stärkung zwischendurch – serviert in mittelalterlichen Tonbechern. Auch hier kommen nicht nur Erwachsene, sondern insbesondere Familien auf ihre Kosten. «Es werden Elfen unterwegs sein», lächelt Bieri. Denn auch beim Mittelaltermarkt gibt es dieses Jahr ein Motto: Märchen. Quer durchs Areal kann man ein Rätsel lösen, an dessen Ende ein Lösungswort steht und einen ins Märchenzelt führt. «Wo ausgebildete Märchenerzählerinnen manch spannende Geschichten erzählen», wie Bieri ankündigt. Und auch darüber hinaus sei mit Attraktionen wie Specksteinschleifen, einem Holzkarussell oder Bräteln über dem Holzfeuer wieder ganz viel Spannendes für Jung und Alt auf dem Casino-Areal zu erleben.
230 Warenmarktstände
Abgesehen von den beiden altertümlichen Marktteilen wird den Besuchern am Markt der Vielfalt auch diesmal wieder ein kunterbunter, attraktiver Herbstmarkt geboten. «Wir haben heuer 230 Marktstände quer über das Altstadtgebiet verteilt», sagt Marktchef Reto Lorenzi. Dazu gehören 30 Imbissstände mit Verpflegung aller Art und rund 70 Kunsthandwerksstände. Überhaupt werde von Kosmetik- und Wellnessprodukten über Leder- und Metallwaren bis zu hausgemachten Hofspezialitäten wieder allerhand Aussergewöhnliches und Exquisites auf den Gassen zu erwerben sein. Wobei auch sonstige Besonderheiten des Marktes wie die Oldtimer-Fahrten auf dem Obertorplatz, das Pilzessen im Reussbrückesaal oder die Brocante im Casino nicht fehlen dürfen. Und so ist eines schon jetzt klar: Der Markt der Vielfalt macht seinem Namen auch 2025 wieder alle Ehre.
Neu ein Verein
Der Marktteil «historisches Handwerk» ist neu als Verein organisiert. Angesichts der Grösse und Bedeutung ein überfälliger Schritt, wie die Vorstandsmitglieder finden. Der Verein «Freunde historisches Handwerk» wurde diesen Montag gegründet. Ihm stehen nach dem Rückzug des Gründervaters Fredy Zobrist mit Cornelia Künzle und Nathalie Dietrich zwei Co-Präsidentinnen vor. Ihr Vorstand sucht überdies Zuwachs. Nach 19 Jahren hat sich Alessandro Mangolini als Kassier zurückgezogen. Interessenten an der Nachfolge können sich gerne melden. --huy