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19.07.2024 Region Oberfreiamt, Beinwil/Freiamt23 Jahre lang viel mehr als Apéro
Seit 23 Jahren gibt es die Apéro-Chuchi Freiamt. Und genauso lange leitete Lisbeth Wilmes diese als Geschäftsführerin. Das Angebot hat sich stark entwickelt, allein letztes Jahr waren es 208 Anlässe, die sie ...
23 Jahre lang viel mehr als Apéro
Seit 23 Jahren gibt es die Apéro-Chuchi Freiamt. Und genauso lange leitete Lisbeth Wilmes diese als Geschäftsführerin. Das Angebot hat sich stark entwickelt, allein letztes Jahr waren es 208 Anlässe, die sie abdeckten. Nun geht Lisbeth Wilmes in Pension und blickt zurück. --ake
Lisbeth Wilmes führte 23 Jahre lang die Apéro-Chuchi Freiamt und hob diese mit aus der Taufe
Sie starteten bei null und mit viel Nervosität vor dem ersten Apéro. Mittlerweile ist ein erfolgreiches Unternehmen daraus entstanden. Letztes Jahr begleitete die Apéro-Chuchi Freiamt 208 Anlässe. Bisher immer an der Spitze stand Lisbeth Wilmes. Nun ging die Oberrüterin in Pension.
Annemarie Keusch
Sie wäre keine angenehme Rentnerin, wenn sie nichts zu tun hätte. Lisbeth Wilmes sagt es selber. «Ich muss unter den Leuten sein, dann bin ich zufrieden.» Es ist mit ein Grund, weshalb sie weiterhin bei der Apéro-Chuchi Freiamt aushilft, aber auch in zwei weiteren Gastronomiebetrieben als Aushilfe tätig ist. «Ich brauche das», sagt sie, die im Gastgewerbe tätig ist, seit sie 16-jährig war. Fortan ist sie aber ganz normales Vereinsmitglied der Apéro-Chuchi, nachdem sie 23 Jahre lang deren Geschäftsführerin war. «Ich weiss, dass ich mich selber etwas bremsen muss», gesteht sie. Auch darum ist sie bei kommenden Aufträgen vor allem in der Küche tätig. «Mir war Genauigkeit immer sehr wichtig», sagt sie. Dass es ihre Nachfolgerin nicht genau gleich macht, sei klar. «Darum ist es besser, wenn ich im Hintergrund bin», meint sie lächelnd.
Lisbeth Wilmes hat ihr berufliches Leben dem Gastgewerbe verschrieben. Sie war Rezeptionistin, arbeitete im Service, absolvierte die Hotelfachschule. «Den Gästen eine gute Zeit ermöglichen, das fasziniert mich. Ihre zufriedenen Gesichter sind der Lohn.» Sie arbeitete im Service, als ihr vor 24 Jahren eine Kollegin davon erzählte, dass die Oberfreiämter Buurechuchi plane, eine Apéro-Gruppe zu gründen. «Für mich war sofort klar, dass das genau mein Ding ist.» Gleichzeitig mit Erlebnis Freiamt wurde der Verein damals gegründet. 14 Frauen gehörten dazu. Mittlerweile sind 25 Leute im Verein, auch Männer. Hinzu kommen Anwärterinnen und Anwärter. Leute, die den Betrieb kennenlernen, bevor sie beitreten oder eben nicht. Was es braucht, um mitzumachen? «Liebe zum Gast», sagt Lisbeth Wilmes. «Ganz einfach.»
Kabelrollen immer dabei
Die Apéro-Chuchi Freiamt ist über die Jahre stark gewachsen. Lisbeth Wilmes erinnert sich an die Aufregung vor dem ersten Apéro. Diese Nervosität ist nie ganz gewichen, auch nach Hunderten Anlässen nicht. «Man lernt an jedem Event etwas dazu», sagt Lisbeth Wilmes. Mit zig unterschiedlichen Gesellschaften und Menschen umgehen können, das hat sie längst gelernt. Ob Hochzeiten, Brunch, Firmenanlässe oder Grossevents, die Apéro-Chuchi Freiamt ist flexibel und vielseitig im Einsatz. «Ja, da erlebt man so manches», sagt die langjährige Geschäftsführerin und lacht. Etwa seien Improvisationsfähigkeiten gefragt, wenn der Stromanschluss fehlt an der Lokalität. «Dann geht man eben mit der Kabelrolle zum nächstgelegenen Haus.»
Schinken-Gemüse-Eclairs und Wellnessbrötli
Als Geschäftsführerin war Lisbeth Wilmes die Kontaktperson für die Kunden. Sie löste Aufträge intern aus, fragte die entsprechenden Leute an, schrieb Rechnungen, betreute das Lager, das anfangs in ihrer Garage war. Und sie war immer auch selber an Anlässen dabei. «Von null bis hundert Prozent kann das alles sein», sagt sie. Auch als Geschäftsführerin war sie im Stundenlohn angestellt. Zudem ist Wilmes in Notfällen auch selber Produzentin. «Aber das macht seit seiner Pensionierung öfters mein Mann. Er fertigt Salate und Fruchtsalate an.»
Zum Team der Apéro-Chuchi Freiamt zählen Produzenten und Servicemitarbeitende. Lisbeth Wilmes betont: «Wir bieten alles: Lebensmittel, Getränke, Personal. Dieses Umfassende kommt bei den Kunden an», weiss sie. Auch wenn dies einiges an Aufwand mit sich bringe. «Eine Flasche Bier zum Beispiel geht total sieben Mal durch meine Hände.» Sie kauft die Flasche ein, legt sie aufs Förderband bei der Kasse, ins Auto, ins Lager, in den Kühler, wieder ins Auto und am Schluss in die Glassammelstelle.
Über die Jahre hat sich bei der Apéro-Chuchi Freiamt so manches gewandelt. «Die Bestellungen kommen nicht mehr per Fax zu uns», nennt Wilmes ein Beispiel. Digitalisierung ist eines der Themen. «Das bringt viele Vorteile mit sich, etwa in der Kommunikation. Vieles ist übersichtlicher und effizienter.» Aber auch in Sachen Produkte ist die Palette in all den Jahren breiter geworden. «Viele unserer Mitglieder haben immer neue Ideen. Sie probieren sie aus. Wenn es ankommt, nehmen wir es ins Sortiment auf», erzählt Wilmes. Schinken-Gemüse-Eclairs seien seit Jahren besonders beliebt. Auch die Wellnessbrötli bezeichnet Wilmes als Hit. «Scharfer Senf, eine Käse-Gemüse-Mischung, überbacken. Vor allem, seit wir die Brötli vor Ort backen und warm servieren, sind sie der Renner.» Was mag sie besonders? «Unsere Blechkuchen sind köstlich.»
Nur ein negatives Erlebnis
Lisbeth Wilmes erzählt von schönen Begegnungen, die sie in den 23 Jahren erlebte. «Und in den allermeisten Fällen hat es für die Gäste gepasst, für die Auftraggeber und für uns.» Sie erinnert sich an nur eine Ausnahme. «Wenn uns derart wenig Respekt entgegengebracht wird und Zigarettenstummel aufs Apérobuffet gelegt werden, dann ist das schon ärgerlich.» Aber es ist auch längst vergessen, weil es ein Beispiel ist unter Hunderten guten. Alleine im letzten Jahr kamen 208 gute hinzu. «Das war das Rekordjahr.» Die Apéro-Chuchi Freiamt wächst also weiter. «Eine Apéro-Gruppe zu gründen, war damals also sicher nicht die falsche Idee», meint Lisbeth Wilmes lachend. Dass sie sich für deren Geschäftsführung bewarb, wohl auch nicht.
Nun sei aber die Zeit da, dieses Amt weiterzugeben. Weil Lisbeth Wilmes nun pensioniert ist. Und weil mit Claudia Merk eine Nachfolgerin gefunden werden konnte. «Das ist nicht einfach, schliesslich ist man zeitweise an sieben Tagen pro Woche unterwegs. Die Unregelmässigkeit sagt nicht allen zu.» Merk gehört seit zehn Jahren dem Verein an, kennt die Abläufe. «Das kommt gut», ist Lisbeth Wilmes sicher.