Mit viel weiblicher Energie
02.02.2024 Region OberfreiamtVoller Tatendrang
100 Jahre Fasnachtsgesellschaft Hohenwien
Es sind viele Frauen, die die Geschichte der Buttwiler Fasnachtsgesellschaft Hohenwien-Wissenburg prägen. Um beim grossen Jubiläum zurückzublicken, kommen gleich drei ...
Voller Tatendrang
100 Jahre Fasnachtsgesellschaft Hohenwien
Es sind viele Frauen, die die Geschichte der Buttwiler Fasnachtsgesellschaft Hohenwien-Wissenburg prägen. Um beim grossen Jubiläum zurückzublicken, kommen gleich drei Schultheissinnen zusammen: Roswitha Stöckli, Theres Strebel und die aktuelle Schultheissin Katja Fahler. Einfache Zeiten waren es nicht immer. Aktuell floriert die Fasnacht in Buttwil aber, auch dank einem grossen und aktiven Stadtrat. Anlässlich des grossen Jubiläums sind mehrere kleine Anlässe das Jahr über angedacht. Und natürlich die Klassiker während der Fasnacht. --ake
Buttwil: Die Fasnachtsgesellschaft Hohenwien-Wissenburg feiert den 100. Geburtstag
Es ist zwar nicht die Geburtsstunde der Fasnachtsgesellschaft, aber das erste datierte Protokoll, das noch aufzufinden ist. Darum nehmen die Buttwiler den 31. Januar 1924 als ihre Geburtsstunde. Schultheissin Katja Fahler blickt mit anderen prägenden Gesichtern der Gesellschaft nach vorne und zurück.
Annemarie Keusch
Am Schluss stossen sie mit einem «Hohenwiener» an. Schultheissin Katja Fahler hält die grosse Flasche in der Hand und versucht behutsam, einen Schluck in die kleinen Gläser einzuschenken. «Auf die nächsten 100 Jahre», sagt Josi Wetzstein. Alle stimmen mit ein, prosten sich zu. 100-jährig ist zwar der Schnaps nicht, mit dem sie anstossen. 100-jährig ist aber ihre Geschichte. Und die haben mit Roswitha Stöckli, Theres Strebel und aktuell Katja Fahler auch drei Frauen massgeblich mitgeprägt. Benedikt Strebel und Josi Wetzstein waren zwar nie selber Stadträte, wirkten aber viele Jahre im Hintergrund mit. Alle fünf sind sich einig: «Die Fasnacht hat einen grossen Stellenwert im Dorf.»
Vom 31. Januar 1924 ist das erste Dokument datiert, das von der Fasnachtsgesellschaft Hohenwien-Wissenburg existiert. «Die Geschichte geht noch weiter zurück», weiss Katja Fahler. Denn in diesem Dokument steht, dass der bisherige Schultheiss angekündigt hat, nicht wieder zu kandidieren. «Vorher war einfach nichts dokumentiert, darum nehmen wir nun dieses Datum und feiern entsprechend den 100. Geburtstag», sagt sie. Vorgestern Mittwoch, also genau 100 Jahre später, stiessen Fahler und andere Fasnächtler auf diese Geschichte an. «Wir sind stolz, genau im Jubiläumsjahr unsere Fasnachtsgesellschaft zu führen», sagt Fahler.
1998 erste Frau als Schultheissin
Dass mit ihr eine Frau an der Spitze steht, das ist kein Zufall. Während die Murianer Fasnachtsgesellschaften noch längst keine Frauen im Stadtrat willkommen hiessen, regierte in Buttwil schon die erste Frau. 1998 wars, als Roswitha Stöckli Schultheissin wurde. «Diskussionen gab es bei uns deswegen keine. Die Sprüche fielen eher in Muri», erinnert sie sich. Die Fasnacht beleben, das war ihr Ziel, darum engagierte sie sich zuerst im Stadtrat, dann als Schultheissin. Damals hatte die Fasnachtsgesellschaft keine einfachen Zeiten hinter sich. Auf und Abs sind in der Geschichte verschiedene zu finden. «Wenn nicht die richtigen Personen am Ruder sind, die Zeit und Energie aufwenden, dann ist es schwierig», sagt Benedikt Strebel.
Seine Frau Theres war es, die auch viele Jahre zuvorderst stand, als Stadträtin und Schultheissin viele Aufgaben übernahm. «Weil wir zwischenzeitlich nur zu viert waren im Stadtrat, war ich zuständig für die Kasse und die Festwirtschaft. Wie viel Zeit das brauchte? Viel. Man muss einfach Freude an der Fasnacht haben. Und das hatte ich.»
Ganze 25 Jahre fehlen
Bilder, Protokolle, Zeitdokumente – die Geschichte der Fasnachtsgesellschaft Hohenwien-Wissenburg ist gut dokumentiert. «Ausser zwischen 1970 und 1995. Da fehlt leider alles», sagt Benedikt Strebel. Verbrannt seien die Protokolle. Genaueres wisse niemand. Aber dafür erinnern sich die langjährigen Fasnächtlerinnen und Fasnächtler daran, was die Gesellschaft in den 100 Jahren alles ermöglichte. Eine Maskenprämierung gab es über viele Jahrzehnte, der Wagenbau hatte Tradition. «Früher gingen wir mit unserem Wagen bis nach Zürich an den Umzug», weiss Josi Wetzstein. Auch eine Fasnachtszeitung wurde jahrelang publiziert, ebenfalls gab es Réunionen. Auch daran erinnert sich Wetzstein. «Weil wir nur ein Restaurant im Dorf hatten, machten die Gruppen auch in Privathaushalten halt, wo ebenfalls eine Jury sass.» Hinzu kommt natürlich der Narrenmarsch, der rund 1980 erstmals stattfand und nach einem Unterbruch 1995 wieder ins Leben gerufen wurde. «Dieser Anlass lebt. Gerade für den letzten durften wir wieder viele schöne Komplimente entgegennehmen», sagt Schultheissin Katja Fahler.
Den Grund dafür, dass in Buttwil überhaupt eine Fasnachtsgesellschaft gegründet wurde, vermutet Roswitha Stöckli in Muri. «Allein schon der Name lässt darauf schliessen, dass er von der Fasnachtsgesellschaft Muri-Wien kommt. Wahrscheinlich haben sich die Buttwiler gedacht, dass sie auch wollen, was die Murianer haben.» Über hundert Jahre hinweg ist die Gesellschaft gewachsen, hat schwierige Zeiten durchlebt, sich zusammengerafft. Und blüht aktuell. Rein zahlentechnisch mit acht Stadträten. Katja Fahler schwärmt: «Es ist ein wunderbares Miteinander. Alle bringen ihre Fähigkeiten ein, unterstützen einander. Es macht wirklich Spass. Dank der Tatsache, dass wir so viele sind, können wir die Aufgaben auch besser aufteilen.» Auch die Zusammenarbeit im Dorf, etwa mit dem Gemeinderat, sei erfüllend.
Der Geschichte verpflichtet
Der aktuelle Erfolg der Fasnachtsgesellschaft freut auch die Ehemaligen. «Teilweise hatte ich das Gefühl, man könne machen, was man will, und die Leute kommen nicht an die Anlässe. Mittlerweile gilt die Fasnacht im Dorf etwas, das ist schön», sagt Theres Strebel, die noch immer gerne und oft an den Fasnachtsanlässen teilnimmt und aushilft. Sie ist eines der Beispiele, die Katja Fahler meint, wenn sie davon erzählt, wie wichtig die Geschichte, die Entwicklung sei. «Wir dürfen auf die Ehemaligen zählen. Das ist unglaublich wertvoll.» Überhaupt werde sie demütig, wenn sie daran denke, dass eine hundertjährige Geschichte hinter der Gesellschaft steht, die sie aktuell führt. «Ich bin mir dieser Verantwortung bewusst und ich will es gut machen.»
Verschiedene kleine Anlässe zum Jubiläum
Traditionen weiterleben lassen. Das sieht Katja Fahler als Motivation, gleich, wie es ihre Vorgängerinnen taten und wie es alle tun, die sich rund um die Buttwiler Fasnacht engagieren. «Es macht einfach Spass, sich zu verkleiden, unbeschwert zu sein», sagt Theres Strebel. Und Katja Fahler findet: «In der Fasnachtszeit ist alles irgendwie leichter. Das schätze ich.»
Einen 100. Geburtstag feiern. Es ist etwas Spezielles, was die Buttwiler Fasnächtler nun erleben. «Es war uns wichtig, nicht einen grossen Anlass zu organisieren, sondern mehrere kleine», sagt Fahler. Hier könne der Stadtrat mit der Bevölkerung ins Gespräch kommen. «Das ist uns wichtig.» Der Umzug durchs Dorf, die Dorffasnacht, die Kinderfasnacht. Zudem plant die Gesellschaft verschiedene Anlässe unter dem Jahr. Am 3. Mai findet etwa die Burgerversammlung statt, wofür sich Interessierte anmelden können. In der Adventszeit ist ein weiterer Anlass geplant, ebenfalls im Frühling/Sommer. «Und unser Hohenwiener Feierabendbier führen wir wieder durch, diesmal am 9. August», sagt sie.
Weitergehen wie bisher
Es läuft also bei der Fasnachtsgesellschaft Hohenwien-Wissenburg. Entsprechend fällt die Antwort auf die Frage, was sie sich denn für die Zukunft wünschen, einheitlich aus: «Dass es so weitergeht wie aktuell.»
Die Anlässe
Die Fasnachtsgesellschaft Hohenwien-Wissenburg organisiert am Samstag, 10. Februar, 16 Uhr, einen Fasnachtsumzug durchs Dorf. Anschliessend folgt die Dorffasnacht in der Turnhalle. Und am Fasnachtsmontag von 14 bis 16.30 Uhr folgt die Kinderfasnacht beim Schulhausplatz Buttwil.
Anlässlich des Jubiläums verkauft die Fasnachtsgesellschaft zudem hundert limitierte und nummerierte Kaffeegläser. --ake