Mobiles Kulturgut mit Charme

  04.09.2020 Region Unterfreiamt

Bernhard Taeschler aus Sarmenstorf, Präsident des SHVF, setzt sich intensiv für Veteranenfahrzeuge ein

Die Fahrzeuge sind alt, oft aus einer anderen Zeit und speziell. Bernhard Taeschler setzt sich an vorderster Front für diese mobilen Kulturgüter ein. Er kämpft für Akzeptanz und fürs Überleben der Oldtimer.

Daniel Marti

Sein Lieblingsauto ist der Messerschmitt Tiger. Ein schnittiger Typ, der heiss begehrt und ziemlich viel wert ist. «In diesem kleinen Auto steckt einfach am meisten Kultur», sagt Bernhard Taeschler. Und Kult ist dieses deutsche Nachkriegsmodell ebenfalls. Bernhard Taeschler könnte viele Geschichte erzählen. Über seine Lieblinge auf vier Rädern sowieso. Aber halt, sagt er sofort. «Ich bin nur ein kleiner Sammler.» Seine Autos haben in einer Tiefgarage Platz, praktisch unter seinem Elternhaus. Sechs Stück sind es. Eine wahre Schönheitskonkurrenz.

Der Kampf um Akzeptanz und ums Überleben

Taeschler ist Sarmenstorfer durch und durch. Und Autoliebhaber. Und seit drei Jahren Präsident der Swiss Historic Vehicle Federation (SHVF). Die Leitung des Dachverbandes sei eine Herausforderung, die viel Engagement und Begeisterung verlangt, sagt er. Und dies hat er auch in einer Studie geschrieben, die sich der Veteranen-Fahrzeuge in der Schweiz angenommen hat (siehe auch Artikel unten). Ein wertvolles Dokument ist entstanden. «Diese Studie war nötig, um die Verhältnisse in der Schweiz im internationalen Vergleich einordnen zu können», sagt Taeschler.

Und national hat die SHVF einen bedeutungsvollen Stellenwert: Die Federation vertritt aktuell 140 Clubs mit rund 25 000 angeschlossenen Mitgliedern.

Das Präsidium und die umfassende Studie sind eng miteinander verbunden. Bernhard Taeschler könnte reihenweise Rückschlüsse ziehen. Veteranenfahrzeuge sind halt speziell. «Grundsätzlich haben praktisch alle Menschen Freude an diesen Fahrzeugen. Man schaut ihnen gerne hinterher, weil sie eben anders sind», betont der SHVF-Präsident. Und sie generieren zudem eine Wirtschaftsleistung. «Mit der Studie wollten wir auch einen Nagel einschlagen für die Akzeptanz.»

Ein Veteranenfahrzeug fährt in der Schweiz im Durchschnitt 790 Kilomter pro Jahr – Taeschler selber garantiert für seine Modelle jeweils 1000 Kilometer. Die Veteranenfahrzeuge machen in der Schweiz nur 0,1 Prozent des gesamten Verkehrs aus. Also kaum störend. «Wir kämpfen fürs Überleben dieser Fahrzeuge und dass wir mit diesen Autos auf den Strassen bleiben dürfen», betont der Sarmenstorfer.

Weltweiten Boom ausgelöst

Ihm sei bewusst, sagt Taeschler noch, «dass wir nicht in den aktuellen grünen Boom passen. Aber in diesen Fahrzeugen steckt so viel Kultur wie in irgendeinem alten architektonischen Baustil.»

Veteranenfahrzeuge, Oldtimer und rare Stücke auf vier Rädern. Das alles ist für den Freiämter rollendes Kulturgut. Diese Einordnung ist für ihn nicht zu hoch gegriffen. «Die Entwicklung der Mobilität hat einen grossen Beitrag an unserem Wohlstand geleistet», argumentiert er. Das sei fast wie die Erfindung des Rades. Die Mobilität habe einen weltweiten Boom ausgelöst, sagt er. Er möchte die alten Fahrzeuge möglichst so erhalten, wie sie seinerzeit hergestellt worden sind. «Dann haben sie Kulturgut-Status.» Und je älter, je spezieller versprühen alte Fahrzeuge auch Charme.

Der Präsidenten-Job füllt ihn sicherlich mehr aus als die offiziellen zehn Prozent, die er selber nennt. Er sei dadurch international vernetzt, «das gefällt mir». Er sei allerdings kein Sesselkleber, sagt Taeschler noch. Aber Ziele als Präsident der alten Autos hat er allemal. «Ich will», betont er, «dass sich der Status der Veteranenfahrzeuge nicht verschlechtert. Im Kanton Aargau beispielsweise sind wir auf einem guten Level. Dieses Niveau wollen wir halten.»

Platz und Wissen sichern

Die Federation verschafft sich unter dem Vorsitz des Freiämters immer wieder Aufmerksamkeit. Auch auf Politebene. «Denn oft trifft es uns, obwohl die Politik das gar nicht will.» Er nennt die Vignette, die elektronische Vignette, die Steuern, das Sonntagsfahrverbot für Lastwagen oder den Dieselskandal, der dann plötzlich auf seinen Mercedes mit Jahrgang 1960 durchschlägt. «Wir wollen unseren unbeschwerten Platz», sagt er klar. Denn wie soll er beispielsweise technische Geräte in seinen Messerschmitt einbauen? Auch in solchen Punkten steht die Federation ihren Mitgliedern bei.

Als SHVF-Präsident will er auch Know-how und Wissen sichern. Wer einmal ein Veteranenfahrzeug besitzt, auch das zeigt die Studie, will es nur in seltenen Fällen verkaufen. Die Liebe zum Fahrzeug ist stärker als der Wunsch nach Profit. «Viel Wissen, viel Handwerk geht dann irgendwann mit dem Besitzer mit ins Grab», erklärt er den Notstand ungeschönt. Darum ist für die Federation die Ausbildung eine wichtige Angelegenheit.

Die Zukunft des Autos ist ungebrochen

Mobilität bedeutet für Taeschler auch gewonnene Bewegungsfreiheit. Dies soll für immer so bleiben. Die Zukunft des Autos werde «ungebrochen bedeutungsvoll sein», prophezeit er. Ein grosser Teil werde bald elektrisch betrieben, «solange wir genügend Strom haben», fügt er an. Es habe auch einmal einen Boom von Elektroheizungen gegeben, «dann wurden sie verboten».

Taeschler ist überzeugt davon, «die Mobilität wird bleiben, die Menschen wollen individuell frei sein». Natürlich brauche es auch den öffentlichen Verkehr und das Velo, sagt er. Die Liebe zu den Veteranenfahrzeugen wird jedoch immer unerschütterlich sein, schliesslich hat Bernhard Taesch ler eine Menge «Benzin im Blut». Und das besondere Interesse an historischen Fahrzeugen und der dazugehörigen Geschichte prägten seinen Alltag und sein Wirken. Die rund 53 000 Besitzer von Veteranenfahrzeugen in der Schweiz können auf ihren Präsidenten zählen.


Die Bezeichnung

Als «Veteranenfahrzeuge» versteht man Autos, Motorräder, Nutzfahrzeuge und Traktoren, die älter als 30-jährig sind. In der Regel werden diese Fahrzeuge nicht mehr täglich eingesetzt. Solche Fahrzeuge werden im Volksmund auch Oldtimer genannt.


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