Motorschmiede mit Zukunft

  07.08.2020 Bettwil

«Auf den Punkt» bei Alexander Frei

Der Dartpfeil führte die Redaktion zur Egli Motorradtechnik AG in Bettwil.

Eigentlich ist Alexander Frei Mikroingenieur HTL. Der Zufall führte den mittlerweile pensionierten 66-Jährigen nach Bettwil und er entschloss sich, die Egli Motorradtechnik AG zu übernehmen. Dort führt er das Lebenswerk von Fritz W. Egli fort. Alexander Freis neustes Projekt ist die Entwicklung eines Motorrades, dessen Getriebe, Motor und Rahmen komplett in der Schweiz produziert werden. «Auf das «Swiss-made-Motorcycle» kann man gespannt sein», verrät Frei. Momentan ist man dran, einen Prototypen zu entwickeln. --sus


Eine Familie mit Benzin im Blut

Sommerserie «Auf den Punkt»: Alexander Frei führt die Egli Motorradtechnik AG in Bettwil

2015 entschloss sich Alexander Frei das Lebenswerk von Fritz W. Egli fortzuführen. Er spricht über die Geschichte des Unternehmens sowie über seine aktuellen und zukünftigen Projekte.

Susanne Schild

Bettwil ist die höchstgelegene Gemeinde im Kanton Aargau im Grenzgebiet zum Kanton Luzern. 634 Menschen leben in dem Dorf. Dementsprechend klein ist auch der Ortsplan. Der Dartpfeil trifft auf die Hauptstrasse 14. Hier befindet sich die Egli Motorradtechnik AG. Ein glücklicher Treffer, denn das Unternehmen kann auf eine lange, spannende Geschichte zurückblicken.

Die Egli-Saga beginnt, als Fritz W. Egli eine alte Vincent zu einem Siegermotorrad machte. Zuerst arbeitete er am Motor. Dieser wurde so stark, dass er einen Rahmen erfinden musste. Und so gewann er selbst gegen die neusten und schnellsten Motorräder der Zeit. «Diese Einstellung haben wir behalten. Ein gutes Motorrad soll in den Händen eines Egli-Mechanikers zu etwas Hervorragendem werden», meint Geschäftsinhaber Alexander Frei.

Der Kauf nach langem Gespräch

1965 gründete Fritz W. Egli die Einzelfirma mit Sitz in Oberwil. Zwei Jahre später erfolgte die Fertigstellung des ersten Egli Vincent Racer EV1. 1970 zog man ins ehemalige Bauernhaus in Bettwil um. 1975 erfolgte die Gründung der Egli Motorradtechnik AG mit Sitz in Bettwil. Vier Jahre später wurde die legendäre Egli Kawasaki MRD1 gebaut. 40 Jahre nach der Gründung der Egli Motorradtechnik AG trat Fritz W. Egli in den Ruhestand und verkaufte die Firma an Alexander Frei.

«Dass ich das Unternehmen damals gekauft habe, war ein glücklicher Zufall, den ich meinem Sohn Gregor zu verdanken habe», erinnert sich Alexander Frei. Sein Sohn hatte vor, sich mit einem Motorradgeschäft selbstständig zu machen. In sein Sortiment wollte er englische Marken mitaufnehmen und dadurch stiess man auf die Egli Motorradtechnik AG. «Nach einem langen Gespräch mit Fritz fragte uns dieser, ob wir nicht Interesse hätten, nicht nur in Bellach eine Niederlassung zu gründen, sondern gleich auch sein Unternehmen in Bettwil zu kaufen.» Frei und sein Sohn liessen sich das Angebot durch den Kopf gehen und entschlossen sich, nicht nur in Bellach ein Geschäft zu eröffnen, sondern auch das Lebenswerk von Fritz W. Egli in Bettwil fortzuführen. Am 1. Januar 2015 ging die Egli Motorradtechnik AG dann in seinen Besitz über. «Ich wollte damals meinen Sohn unterstützen. Unsere Familie hat sozusagen Benzin im Blut.»

Hommage an Fritz W. Egli

Alexander Frei war selbst einige Jahre im internationalen Automobilrennsport als Fahrer aktiv. Die grössten Erfolge erzielte er während seiner Zeit im Werkteam des französischen Prototypen-Konstrukteurs Courage Compétition von Yves Courage aus Le Mans. 2009 trat der heute 66-Jährige als Fahrer vom Rennsport zurück. Nach 25 Jahren gab es dann unter Frei wieder etwas Neues aus der legendären Schweizer Motorradschmiede. Das Motorrad der Marke Egli mit Typenbezeichnung Fritz W. wurde in Hommage an die Motorradlegende Fritz W. Egli entwickelt und gebaut. Bis Ende 2016, dem Jubiläumsjahr 51 Jahre Egli Motorradtechnik, konnte eine einmalige Kleinserie von maximal sechs Motorrädern hergestellt werden. «Unser Ziel war es, einen typischen Café Racer mit dem traditionellen Egli-Zentralrohr-Rahmen, jedoch mit moderner Rahmengeometrie zu bauen, getreu dem Egli-Slogan «läuft wie auf Schienen». Ein exklusives Motorrad, «handgebaut in der Schweiz», streicht Frei heraus.

Eine Motorradschmiede mit Zukunft

Aktuell sind im Unternehmen 12 Mitarbeitende beschäftigt. Die 34-jährige Sara Reuteler ist eine der beiden Auszubildenden. Mit ihr startete die Firma Egli ein besonderes Lehrlingsprojekt. «Als ich die Firma 2015 übernahm, übernahm ich auch eine Egli-Honda mit 900 Kubik. Das Gefährt stand bislang in einer Ecke der Werkstatt und wartete darauf, restauriert zu werden.» Frei und sein Team wollten zusammen mit Sara Reuteler aus dem alten «Egli-Töff» ein Motorrad machen, das junge Leute anspricht. Einzige Prämisse war bei dem Projekt, dass der Töff eine Strassenzulassung bekommt. «Die Ideen mussten also umsetzbar sein, es sollte kein Fantasieprojekt werden.» Am 27. Juli wurde der Töff vorgeführt und hat die Zulassung erhalten.

Aktuell ist Alexander Frei mit seinem Team daran, ein «Swiss-made-Motorcycle» zu entwickeln. «Bei der ‹EV 2› bauen wir sowohl Motor und Getriebe als auch den Rahmen selbst.» Insgesamt sollen drei Prototypen produziert werden. Dann möchte man mit einer Serie von sechs Motorrädern starten und diese je nach Nachfrage auf zwölf ausweiten.


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