Nachfrage nach Holz gestiegen

  23.09.2022 Wirtschaft

Mit dem Cheminée kann man kein Haus wärmen

Holz ist eine gute Alternative zum fossilen Brennstoff. Doch es braucht einige Voraussetzungen, um mit Holz energiefreundlich zu heizen.

Monica Rast /Annemarie Keusch

Die Nachfrage an Cheminéeholz oder Brennholz ist eindeutig gestiegen. Schon in der Zeit von Corona konnte der Forstbetrieb Wagenrain eine Erhöhung des Verkaufs verzeichnen. «Man hatte es sich vor dem Cheminée wieder gemütlich gemacht», meint Revierförster und Betriebsleiter Leonz Küng schmunzelnd. Durch die erhöhte Nachfrage wurde damals schon allgemein mehr Brennholz gelagert. Die steigenden Energiepreise führen nun dazu, dass vermehrt wieder Anfragen nach Brennholz eintreffen, und dies nicht nur aus den vom Forstamt betreuten Gemeinden Bremgarten, Dottikon, Hägglingen, Waltenschwil und Wohlen. «Wir haben viele Neukunden», berichtet Küng, «doch wir beliefern nur unsere Gemeinden.» Nur etwa fünf Prozent des Holzabsatzes werden als Brennholz verkauft. «Mit dem Cheminée beheizt man kein Haus», weiss Küng aus erster Hand, «dafür bräuchte es schon etwas wie den Tiba-Herd, verbunden mit einer Zentralheizung.» Ein Ster reicht ungefähr für drei Wochen Heizen aus. Dabei ist die Qualität ausschlaggebend. Tannenholz verbrennt schneller als Hartholz wie Eiche oder Buche.

Nur trockenes Holz effizient

Das Holz muss mindestens zwei Jahre gut gelagert werden, damit es effizient verbrennen und die nötige Energie liefern kann. Als die Nachfrage bereits vor zwei Jahren stieg, gab Leonz Küng das Holz zum Trocknen in eine Biogasanlage. «Das erwies sich als Glücksfall», meinte er. Die in den Sommermonaten weniger gebrauchte Wärme der Anlage wird nun dazu genutzt, nasses Holz zu trocknen. «Ich hatte die Überlegung schon früher», erinnert sich Küng, «jetzt hat es sich als richtig erwiesen.» Der Vorgang ist der Heubelüftung nicht unähnlich. In speziellen Vorrichtungen wird das nasse Holz in zwei bis drei Wochen so getrocknet, dass man das Brennholz verwenden kann.

Trotz steigender Nachfrage profitieren die Forstämter nicht vom Mehrverkauf. Sie sind an die festgelegten Hiebsätze ihres Waldes gebunden und können nicht nach Gutdünken und Nachfrage mehr abholzen. Und das durch den Borkenkäfer geschädigte Holz eignet sich nur bedingt als Cheminéeholz. Dieses wird eher für die Schnitzelheizungen verwendet.

Schnitzelheizungen sind eine gute Alternative zu fossilem Brennstoff, doch eignen sie sich nur bedingt für einzelne Häuser. Eine Anlage lohnt sich nur dann, wenn ein Verbund besteht. Für genau eine solche Schnitzelheizung kämpfte Küng fast 30 Jahre lang, bis diese in Bremgarten realisiert wurde. Nun wird fast die ganze Stadt mit ebendieser Schnitzelheizung beheizt. Dies braucht eine Unmenge an Schnitzeln, die auch aus den umliegenden Nachbarbetrieben wie Lenzburg und Muri bezogen werden.

«Der Forstbetrieb Wagenrain ist im Holzschnitzelverbrauch einer der grössten», erklärte Küng. In fünf Gemeinden, Wohlen, Bremgarten, Hägglingen, Dottikon, Waltenschwil und Hermetschwil, stehen insgesamt sieben Holzschnitzelheizungen. Dazu kommen noch zwei bis drei Private, die beliefert werden. In der Vergangenheit fiel das Heizen mit Holz, im Vergleich mit Strom, Gas und Öl, teurer aus. Nur schon die Anschaffung einer Holzschnitzelheizung war sehr kostspielig. Durch die momentane Preisentwicklung von Strom und fossilem Brennstoff wird das Heizen mit Holz im Verhältnis nun günstiger. Teurer werden hingegen auch die Holzpellets für die verschiedenen Arten von Öfen.

Die Pellets werden industriell hergestellt und unterliegen somit auch dem Energiepreisanstieg. «Mit Holz kann man nicht die Energiekrise abdecken», ist sich der Betriebsleiter sicher. Denn nur rund 10 Prozent nutzen Holz für die Energiegewinnung.

Eher eine Dienstleistung

Der Verkauf von Cheminéeholz ist ein Mehraufwand und eher eine Dienstleistung ohne Gewinn für die jeweiligen Forstbetriebe. «Man kann keine Fantasiepreise verlangen.» Seit 30 Jahren wurden nun die Preise für Brennholz beim Forstamt erstmals ein klein wenig erhöht, und dies auch nur, um die Mehrwertsteuer auszugleichen. Obwohl das Herstellen und Lagern von Brennholz sehr zeit- und arbeitsintensiv ist.

Der erste Ansturm auf Brennholz hat bereits nachgelassen. Trotz allem ist der Forstbetrieb mit gut gelagertem und getrocknetem Holz eingedeckt, um seine Kunden zeitnah beliefern zu können.

Freiämter Forstbetriebe machen ihre Hausaufgaben

Dass auch bei der Holzenergie weiteres Potenzial vorhanden ist, davon ist Stefan Staubli überzeugt. Er ist Betriebsleiter bei Wald kommunal+ in Auw und Präsident von Holzenergie Freiamt. «Effizienzsteigerungen bei Holzschnitzelanlagen und Netzverdichtungen bei bestehenden Wärmeverbundanlagen haben aus Sicht von Holzenergie Freiamt Priorität», sagt er. Staubli betont, dass die Waldbesitzer und Forstbetriebe im Freiamt ihre Hausaufgaben schon länger aktiv gemacht haben. «Der Energieholzanteil wird gut genutzt.»

Den grössten Handlungsbedarf sieht er in der Verbesserung der Gebäudeisolation. «Das gilt bei jeder anderen erneuerbaren Energie. So kann die vorhandene Energie einen sehr grossen Anteil des Wärmebedarfs decken.»

 

 


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