Neue Heimat dank Sport

  24.07.2020 Sport

Kristina Jurcevic wurde dank ihrer sportlichen Arbeit und dem Handball in Wohlen heimisch

Sie war einst ein grosses Handballtalent. Doch das Leben hatte andere Pläne. Heute ist die 27-Jährige im Rückraum bei Handball Wohlen und als Sportphysiotherapeutin tätig. Dort behandelt sie den Kickbox-Weltmeister Rocco Cipriano.

Stefan Sprenger

«Ich hatte immer das Gefühl, ich bin am falschen Ort geboren worden.» Kristina Jurcevic ist 27 Jahre jung, aufgewachsen auf der Insel Pag in Kroatien. Bereits mit 13 Jahren zieht sie weg aus ihrer Heimat. Sie geht nach Zadar ins Gymnasium und peilt gleichzeitig eine Handballkarriere an. Sie schafft es bis in die höchste Spielklasse des Landes. «Ich war noch jung und habe nicht viel gespielt», winkt sie lächelnd ab. Sie war auf dem besten Weg, eine Profihandballerin zu werden.

Tod der Mutter stellt alles auf den Kopf

Doch das Leben hatte andere Pläne. Als sie 20 Jahre alt ist, stirbt ihre Mutter. «Das hat alles auf den Kopf gestellt», erzählt sie. Der Handball rückt in den Hintergrund. Sie hilft zu Hause in Pag ihrem Vater im Ge- Wohnungen an Touristen. Doch Jurcevic will mehr, sie will raus in die Welt. Und sie will Sportphysiotherapeutin werden. In Kroatien und Österreich absolviert sie die Ausbildung. Und das Schicksal spült sie schliesslich im Jahr 2018 in die Schweiz. Nach Wohlen. «Meine Tante lebt hier», meint die junge Frau. Ihre verstorbene Mutter riet vor ihrem Tod, dass sie doch zu ihrer Tante gehen soll. «Dort geht es dir gut», meinte sie. Gesagt. Getan. Bevor sie sich einen Job suchen konnte, musste sie ihre Diplome in der Schweiz anerkennen lassen. «Das war nicht so einfach», erzählt Jurcevic. Nach Hin und Hers klappte es.

Im Januar 2018 stellte sie sich bei der Welmers Physiotherapie in Wohlen vor. «Mein Chef Derk Welmers gab mir eine Chance.» Doch das erste Visum wurde abgelehnt. «Ich dachte, die Schweiz ist doch nichts für mich. Doch sie und ihr Chef lassen nicht locker. Im zweiten Anlauf wird ihr Visum genehmigt. Seither lebt sie ihren Traum und arbeitet als Sportphysiotherapeutin. «Es ist einfach wunderbar, mir gefällt es sehr. Und ich bin allen sehr dankbar, die mir dies ermöglicht haben.»

Integriert dank Handball

Das Schicksal hat weitere Überraschungen für sie bereit. Die Tochter von Inhaber Derk Welmers spielt in Wohlen Handball. Und Jurcevic geht ins Probetraining. So fand sie den Weg zu den 2.-Liga-Frauen in den Hofmatten. Seit Juni 2019 spielt sie nun für Wohlen. «Ich wurde sehr gut aufgenommen im Team», so die 1,73 Meter grosse Rückraumspielerin. Nach vier Jahren Handballpause geht sie nun wieder auf Torejagd.

Und sie hat in Wohlen ihre neue Heimat gefunden. «Ich mag Kroatien, ich vermisse meine Familie und das Meer, aber ich lebe lieber hier als in Kroatien. Ich fühle mich wunderbar in Wohlen und ich habe viele Möglichkeiten für meine Zukunft.» Vom Verein und vom Arbeitgeber hat sie Rückendeckung. Und auch von ihrer Tante, wo sie nach wie vor wohnt. «Ich liebe meine Leben hier. Ich liebe meinen Job und ich liebe Handball Wohlen. Es passt einfach alles hier», so die sympathische Frau.

Kristina Jurcevic hat noch viele Pläne. Sie möchte eine Familie gründen. «Das hat aber noch Zeit.» Ausserdem will sie sich beruflich weiterbilden. Und sie möchte einen Teil des Jakobswegs laufen. Sie entpuppt sich damit als kleine Weltenbummlerin. «Ich nehme es so, wie es kommt. Das habe ich schon immer getan», sagt sie. Jurcevic besucht drei Mal pro Jahr ihre Familie in Kroatien. «Doch hier habe ich meine neue Heimat gefunden», sagt sie.


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