Neuerungen mit Nachgeschmack

  08.04.2022 Sport

Die Reformen im Amateurfussball haben Auswirkungen auf die Freiämter Vereine

Die drei höchsten Fussballligen der Schweiz werden reformiert. Das hat Auswirkungen auf den Spielbetrieb der laufenden Saison. Während der FC Muri in der 2. Liga interregional von der Reform profitieren könnte, hat der FC Wohlen einen Nachteil gegenüber den U21-Teams, die mit einer Wildcard aufsteigen können.

Josip Lasic

Die Nachwuchsförderung im Schweizer Fussball soll vorangetrieben werden. Das ist einer der Gründe, weshalb die Promotion League und die 1. Liga classic aufgestockt werden und die 2. Liga interregional verkleinert. Die Umsetzung ist kompliziert. Über die Sportlichkeit des Ganzen scheiden sich die Geister.

So werden die Promotion League und die 1. Liga classic nicht nur aufgestockt. Die U21-Teams der Profivereine aus Super und Challenge League erhalten ausserdem am Ende der laufenden Saison die Möglichkeit, mit einer Wildcard aufzusteigen, auch wenn es ihnen sportlich nicht reichen sollte.

Ausgangslage für Wohlen theoretisch gleich

Die Promotion League wird von 16 auf 18 Vereine aufgestockt. Für den FC Wohlen ändert sich auf den ersten Blick nicht viel. Die Freiämter spielen in der Gruppe 2 der 1. Liga classic. Um an den Aufstiegsspielen zur Promotion League teilzunehmen, müssen die Wohler einen der ersten beiden Plätze in ihrer Gruppe belegen oder einer der besten zwei Gruppendritten werden. Wie bisher werden unter diesen acht Mannschaften im K.-o.-System zwei Aufsteiger ermittelt.

Aktuell kämpfen die Freiämter mit der U21 des Grasshopper Clubs Zürich um den Leaderthron in ihrer Erstliga-Gruppe. Jetzt wird es kompliziert: Sollte eines der vier U21-Teams aus der Promotion League absteigen (für alle Regeländerungen siehe Artikel unten), dürfte auch GC U21 an den Aufstiegsspielen teilnehmen. Bei einem Scheitern in diesen könnten die Zürcher dennoch mit einer Wildcard in die Promotion League aufsteigen.

Sollte ihnen der sportliche Aufstieg gelingen, würde ihre Wildcard an das nächste U21-Team gehen, das dafür berechtigt ist. «Wenn die Bedingungen es zulassen und um die sportlichen Verdienste von GC zu belohnen, wäre es machbar. GC U21 dürfte an den Aufstiegsspielen teilnehmen», sagt Jérémy Manière, Leiter der Geschäftsstelle der ersten Liga.

Wohlen gegen GC U21, ein ungleiches Duell

Damit haben die Zürcher einen Vorteil gegenüber Wohlen und anderen Fanionteams der 1. Liga classic. Sie können ihnen sportlich einen Aufstiegsplatz wegnehmen, aber bei einem Ausscheiden in den Aufstiegsspielen dennoch einen Platz in der Promotion League erhalten.

Manière betont, dass dem Schweizerischen Fussballverband bewusst ist, dass diese Regelung die U21-Teams der grossen Vereine bevorzugt. «Es ist gegenüber den anderen Vereinen heikel. Aber gleichzeitig ist es das gute Recht von GC, an den Aufstiegsspielen teilzunehmen, wenn die Bedingungen es zulassen und sie die Punkte auf dem Platz während der Saison gemacht haben.»

Ein Vorteil für Muri in dieser Saison

In der 2. Liga interregional erhalten ebenfalls zwei U21-Teams eine Wildcard. Das sind Servette FC U21 und Neuchâtel Xamax U21. «Diese sind für die beiden Teams vorgesehen, da das Spielniveau dieser Spielklasse von der technischen Abteilung als ungenügend für junge Spieler im U21-Alter beurteilt wurde», erklärt Manière.

Auf die Freiämter Teams in der 2. Liga interregional hat das keine negativen Auswirkungen. Muri und Mutschellen spielen in der Gruppe 5, wo keine U21-Mannschaft eines Profivereins vertreten ist. Dem FC Muri kann die Reform sogar von Nutzen sein. Da die 1. Liga classic zur kommenden Saison von 42 auf 48 Teams aufgestockt wird, steigen gleich 14 Teams aus der 2. Liga interregional auf. Wie bisher sind das die sechs Gruppensieger. Dazu kommen die beiden U21-Teams per Wildcard und ausserdem die sechs Gruppenzweiten.

Aktuell liegt der FC Muri in seiner Gruppe auf Rang 2. Leader Rotkreuz erscheint mit 13 Punkten Vorsprung fast uneinholbar. Wenn die Klosterdörfler Rang 2 bis Ende der Saison halten können, steigen sie in die 1. Liga classic auf.

Kommende Saison problematisch  für Muri und Mutschellen

Ein Problem könnte die Reform für den FC Mutschellen werden. Dieser hat kaum Chancen auf einen Aufstieg in die 1. Liga classic. Sollten die Mutscheller die Klasse halten können, stehen sie in der nächsten Saison vor einer Herausforderung.

Statt 84 werden dann nur noch 76 Teams in der 2. Liga interregional spielen, die zur übernächsten Saison dann auf 64 Teams reduziert wird. Sprich: Es wird zwölf zusätzliche Absteiger geben. Keine leichte Ausgangslage, die auch dem FC Muri droht, falls der Aufstieg am Saisonende nicht gelingen sollte.

Mit der Reform soll der Nachwuchs im Schweizer Fussball gefördert werden. Davon zu profitieren scheinen in erster Linie die grossen Clubs. Für die Amateurvereine wird es schwieriger, sich Plätze in höheren Ligen zu sichern.


Eine komplizierte Reform

Das ändert sich alles zur kommenden Saison

In der Promotion League spielen ab der nächsten Saison 18 Teams, statt 16 wie bisher. In der 1. Liga classic wird in drei Gruppen à 16 Teams gespielt, statt wie bisher in drei Gruppen à 14 Mannschaften. Die 2. Liga interregional wurde hingegen bisher in sechs Gruppen à 14 Teams ausgetragen. In der kommenden Saison wird es nur noch fünf Gruppen geben. Drei mit 16 Teams und zwei mit 14 Teams. Zur übernächsten Saison wird die Liga dann auf vier Gruppen mit je 16 Mannschaften reduziert.

Sportlicher Aufstieg für U21-Teams theoretisch möglich

Bisher durften in der Promotion League maximal vier U21-Teams von Profivereinen aus der Super und Challenge League spielen. Diese Beschränkung wird zur kommenden Saison aufgehoben. Da die Aufstiegsspiele der 1. Liga classic noch zur laufenden Saison gehören, gilt für diese auch das aktuelle Reglement.

Damit ein U21-Team aus der 1. Liga classic an den Aufstiegsspielen teilnehmen kann, muss nach dem 26. Spieltag der 1. Liga Classic eine der vier U21-Mannschaften – FC Zürich U21 (aktuell Rang 4, nicht abstiegsgefährdet), BSC Young Boys U21 (aktuell Rang 9, nicht abstiegsgefährdet), FC Basel U21 (aktuell Rang 14, in Abstiegsgefahr), FC Sion U21 (aktuell Rang 16, als Schlusslicht stark abstiegsgefährdet) – aus der Promotion League bereits offiziell abgestiegen sein. In diesem Fall dürfte die beste U21-Mannschaft der 1. Liga classic an den Aufstiegsspielen teilnehmen. Aktuell wäre das Thun U21 aus der Gruppe 1, mit 44 Punkten. Damit zwei U21-Teams an den Aufstiegsspielen teilnehmen können – neben Thun U21 wäre das aktuell GC U21 –, müssen zwei U21-Mannschaften aus der Promotion League absteigen.

Sollten alle vier U21-Teams in der Promotion League den Klassenerhalt schaffen, werden trotzdem zwei U21-Teams aus der 1. Liga classic mit einer Wildcard aufsteigen. Dazu kommen wie bisher zwei sportliche Aufsteiger, die sich über die Aufstiegsspiele für die Promotion League qualifizieren.

Ungleichheit auch bei den U21-Teams

Sich den Klassenerhalt in der Promotion League über eine Wildcard zu sichern, ist für die vier U21-Teams in dieser Liga nicht mehr möglich. Ausserdem kommen nicht alle sieben U21-Teams aus der 1. Liga classic für eine Wildcard infrage. Diese werden an zwei der vier U21-Mannschaften gehen, die das SFV-Label «Leistungszentrum» haben. Namentlich sind das: Team Vaud U21, FC Luzern U21, GCZ U21 und FC St. Gallen U21.

Diese werden am Saisonende in eine Rangliste nach diversen Kriterien gebracht. Die besten zwei Teams nach diesen Kriterien erhalten die Wildcards. Sollte sich eines dieser beiden Teams den Aufstieg in die Promotion League auf sportlichem Weg sichern, würde die Wildcard an das nächste U21-Team in dieser Rangliste gehen. Ein Team wie GCZ U21 kann theoretisch an den Aufstiegsspielen teilnehmen und bei einem Ausscheiden in diesen mit einer Wildcard aufsteigen.

Der FC Luzern U21, wie GCZ U21 in der Wohler Gruppe vertreten, kann die Wildcard ebenso erhalten, obwohl er im Gegensatz zu den Zürchern aktuell nur auf Rang 10 klassiert ist und damit sportlich näher an der 2. Liga interregional als an der Promotion League.

Viel mehr Aufsteiger aus der 2. Liga interregional

Da auch die 1. Liga classic aufgestockt wird, steigen aus der 2. Liga interregional gleich 14 Teams auf. Das sind neben den sechs Gruppensiegern neu auch die sechs Gruppenzweiten. Dazu erhalten Servette FC U21 und Neuchâtel Xamax U21 als letzte zwei U21-Teams in der 2. Liga interregional eine Wildcard für die 1. Liga classic.

Sollte eine dieser beiden Mannschaften in ihrer Gruppe den 1. oder 2. Rang belegen, steigt auch das drittplatzierte Team dieser Gruppe auf. Ausnahmen sind Yverdon II und Wil II. Als Zweitvertretungen von Challenge-League-Teams, die keine U21-Mannschaften sind, dürfen die Yverdoner und Wiler aktuell nicht höher als in der 2. Liga interregional spielen. --red


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