Nicht immer Freude an «Aarau»
04.11.2025 Region Unterfreiamt, Hägglingen, VereineVerband der Gemeindeschreiber des Bezirks Bremgarten tagte in Hägglingen
Die eigentlichen Traktanden sind schnell behandelt. Mehr zu reden geben die verschiedenen Herausforderungen, vor denen die Gemeinden stehen. Auch wenn die Gemeindeschreiber und ...
Verband der Gemeindeschreiber des Bezirks Bremgarten tagte in Hägglingen
Die eigentlichen Traktanden sind schnell behandelt. Mehr zu reden geben die verschiedenen Herausforderungen, vor denen die Gemeinden stehen. Auch wenn die Gemeindeschreiber und Gemeindeschreiberinnen nicht entscheiden müssen, so haben sie eine wichtige Rolle in den Kommunen.
Chregi Hansen
Vor 22 Jahren tagte der Verband zum letzten Mal in Hägglingen. An dieser Versammlung hielt der damalige Vizeammann Urs Bosisio ein Loblied auf den Beruf der Gemeindeschreiber und betonte ihre Wichtigkeit für die Kommunen. In Hägglingen lief zu dieser Zeit die Suche nach einem Nachfolger von Paul Borner, und Bosisio betonte, wie schwierig es geworden sei, einen Nachfolger zu finden. «Das Thema Fachkräftemangel war vor einem Vierteljahrhundert offenbar schon aktuell, auch wenn man es nicht so genannt hat», stellt Urs Schuhmacher, der Präsident des Verbandes, fest.
Geblieben ist auch die Wichtigkeit der Gemeindeschreiber und Gemeindeschreiberinnen – die Frauenquote ist deutlich gestiegen, wie ein Blick im Saal zeigt. Nicht nur deshalb braucht es auch Anpassungen bei der Anstellung. Die Gastgebergemeinde Hägglingen beispielsweise hat sich für ein Jobsharing entschieden, wie Ammann Franz Schaad erklärt. «Wir wurden am Anfang dafür belächelt. Aber für uns ist es die optimale Lösung», sagt er in seiner Begrüssung. Hätte man sich dagegen ausgesprochen, hätte die Gemeinde eine sehr gute Mitarbeiterin verloren. Jetzt führen gleich drei Frauen die Kanzlei. Zwei teilen sich die Stelle als Gemeindeschreiberin, eine weitere ist deren Stellvertreterin. «Wir haben ein tolles Team», lobt Schaad.
Bei der Pflegefinanzierung fehlt der Wille zur Veränderung
Dabei wird der Job immer anspruchsvoller, wie die Ausführungen von Präsident Schuhmacher deutlich machen. Und immer häufiger müssen die Gemeinden für das geradestehen, was im Kanton beschlossen wird. Aktuell ist es das Thema Pflegefinanzierung, welches unter den Nägeln brennt. Diese belastet die Rechnung der Kommunen extrem. «Der Kanton senkt die Steuern, während etliche Gemeinden kaum noch die Mehrkosten tragen können», stört sich Schuhmacher. Der Politik sei das Problem bewusst, aber offenbar fehle der Wille, bei diesem Thema etwas zu verändern. Die Gemeinden wiederum hätten wenig Möglichkeiten zum Sparen, weil der Grossteil der Kosten im ambulanten Bereich anfalle. Und weil diese steigen, fehle das Geld an anderen Orten, etwa bei der Bildung oder bei den Löhnen der Gemeindeangestellten.
Kampf um günstigen Wohnraum
Auch das Thema Asylwesen sei zu einem Dauerbrenner geworden, mit dem praktisch alle Gemeinden konfrontiert sind. Zwar gebe es derzeit weniger Widerstände als vor einigen Jahren, aber die Akzeptanz sei gefährdet. «Gemeinden, die keine eigene Unterkunft haben, mieten möglichst bezahlbaren Wohnraum an. Dieser fehlt dann für andere, die darauf angewiesen wären», führt Schuhmacher aus. Aktuell würden verschiedene Modelle diskutiert bezüglich Aufnahmepflicht. So unter anderem auch ein Modell, dass Gemeinden, die eine Zeit lang mehr Asylbewerber aufnehmen als gefordert, sich dies in späteren Jahren anrechnen lassen können. Schuhmacher sieht dies als problematisch an. «Wenn einige Gemeinden plötzlich viel weniger aufnehmen, dann hat das Auswirkungen auf alle anderen», sagt er.
Immer noch nicht abgeschlossen ist die Revision des Gemeindegesetzes. Schuhmacher geht davon aus, dass im kommenden Frühling die Vernehmlassung startet. «Aber der grosse Wurf, den man angekündigt hat, können wir nicht mehr erwarten», weiss der Präsident bereits. Er stört sich zudem an der Kritik des Aargauer Gewerbeverbandes, dass die Bewilligung für neue Projekte in den Gemeinden zu lange dauert: «Das liegt nicht an uns, sondern an den ständig zunehmenden Vorschriften. Natürlich lässt sich durch die Digitalisierung Zeit sparen, aber es gibt auch immer mehr Einwendungen, das frisst die Einsparungen gleich wieder weg.»
Entspannung bei Lehrstellen
Zu denken geben den Gemeinden auch die vielen Vorgaben des Kantons, wenn es um die Videoüberwachung geht. Zudem erhalte man teilweise komplett unterschiedliche Aussagen, je nachdem, wen man fragt. Die Überwachung sei aber ein wichtiges Instrument, um Vandalenakte zu verhindern oder später zu ahnden. Es gibt aber auch Positives zu berichten. In Sachen Lehrstellen gibt es eine Trendwende. «Wir haben mehr Anfragen für Schnupperlehren und auch mehr Bewerbungen von guter Qualität», kann Urs Schuhmacher feststellen.
Die eigentlichen Geschäfte der GV sind schnell behandelt. Höhepunkt des vergangenen Jahres war der Ausflug in die Dottikon ES samt Führung durch Markus Blocher. Die Rechnung schliesst mit einem Gewinn von rund 380 Franken. Im kommenden Jahr sind alle Mitglieder zu einer Führung durch den neuen Gemeindebau in Rudolfstetten geladen. Zudem ist ein Workshop geplant, der sich mit dem Thema KI befassen soll. Die nächste GV findet dann in einem Jahr in Bremgarten statt. Und der Präsident schaut bereits weiter in die Zukunft. 2027 feiert der Aargauer Verband seinen 125. Geburtstag, ein Jahr später folgt ihm der Bremgarter Verband. Was sicherlich ein Grund zum Feiern ist.

