Nie die Freude verloren
09.04.2024 Kelleramt, JonenZuerst das Jubiläum, dann der Abschied – im «Litzi» in Jonen stehen emotionale Momente an
Seit 20 Jahren führen Lydia Mai und Marcel Huber das Restaurant Litzi in Jonen. Erst nach mehrmaliger Nachfrage übernahmen sie damals die Pacht. ...
Zuerst das Jubiläum, dann der Abschied – im «Litzi» in Jonen stehen emotionale Momente an
Seit 20 Jahren führen Lydia Mai und Marcel Huber das Restaurant Litzi in Jonen. Erst nach mehrmaliger Nachfrage übernahmen sie damals die Pacht. «Bereut haben wir das nie», sagen sie. Der Abschied fällt beiden überhaupt nicht leicht. Zumal die Zukunft des «Litzi» völlig offen ist.
Annemarie Keusch
Es sind jene Momente, die bei Lydia Mai und Marcel Huber jetzt schon Emotionen auslösen. Und dabei steht der Abschied erste Ende September an. «Tränen wird es noch viele geben», sagt Lydia Mai und lächelt. Sie ist froh, dass ihr noch einige Monate als Wirtin des «Litzi» bleiben. Und vor allem, dass noch schöne Anlässe anstehen. Am Samstag beispielsweise das grosse Jubiläum – der Tag der offenen Tür zum 20-Jahr-Jubiläum. «Wir freuen uns sehr, diesen Tag mit ganz vielen Stammgästen und Wegbegleitern zu verbringen», sagt Lydia Mai. Aber eben, Momente der Wehmut, verbunden mit Freude und Dankbarkeit, es gibt sie jetzt schon im Alltag. «Dann, wenn beispielsweise junge Erwachsene auf ein Dessert vorbeikommen und wir genau wissen, dass sie damals schon als Kind mit ihren Eltern hier waren», sagt Marcel Huber. «Das führt einem vor Augen, wie schnell die Jahre vorbeizogen. Es ist aber auch ein Zeichen dafür, dass wir ganz vieles richtig gemacht haben.»
Lydia Mai und Marcel Huber – sie bilden seit 20 Jahren ein Traumduo im «Litzi». Sie im Service, er in der Küche sind sie die Gastgeber. Seit 20 Jahren verbringen sie ganz viel Zeit miteinander. «Da kommt es natürlich vor, dass wir unterschiedlicher Meinung sind. Aber wir haben uns immer wieder gefunden», sagt Lydia Mai.
Konstanz – in mehreren Bereichen
Dass sie mit Marcel Huber ein Restaurant übernimmt, das war eigentlich Zufall. Weil sie damals zusammen im «Berghof» in Islisberg arbeiteten. «Ich im Service, er in der Küche», sagt Lydia Mai. Alleine hätte sie sich nie vorstellen können, ein Restaurant zu führen. Überhaupt sagte sie ab, als ihr einstiger Schulkamerad und Besitzer des «Litzi» sie erstmals anfragte. «Es war für mich schlicht kein Thema, ein eigenes Restaurant zu führen.» Aber zwei Jahre später kam die Anfrage erneut. «Da beschäftigte ich mich intensiver damit. Mein Sohn hatte in der Zwischenzeit die Schule abgeschlossen. Jetzt passte es.» Und vor allem sagte jetzt auch Marcel Huber zu.
Zwei Jahrzehnte lang führen sie das «Litzi» nun schon als Geschäftspartner. Was ihr Erfolgsrezept ist? «Die Konstanz», sagt Marcel Huber. Er meint dies in Bezug auf das Personal. 550 Stellenprozente, aufgeteilt auf neun Personen – viele davon Langjährige. «Ihnen sind wir enorm dankbar.» Aber auch was das kulinarische Angebot anbelangt, herrschte Konstanz. «Natürlich habe ich die Karten immer wieder angepasst. Aber die Pouletspezialitäten sind nach wie vor der Renner.» Einen Platz für alle zu bieten, das sei von Anfang an ihre Vorstellung gewesen. «Das haben wir geschafft. Von Klein bis Gross gehören alle zu unseren Gästen.»
Würden gerne als Gäste zurückkehren
Eine Verbindung zum «Litzi» hatten Lydia Mai und Marcel Huber beide schon zuvor. Mai ist in Jonen aufgewachsen, kennt das Restaurant seit früher Jugend. «Mein Grossvater jasste oft hier.» Und auch Marcel Huber zählte schon als Kind zu den Gästen. Familiär und persönlich, so wollten sie als Gastgeber sein. «Ich glaube, das ist uns gelungen», sagt Lydia Mai. Viel Herzblut haben sie investiert und daran gearbeitet, dass das «Litzi» mittlerweile weit über das Kelleramt hinaus ein Begriff ist. Dass ihr Abschied gleichzeitig das Ende des Restaurants sein könnte, würden die beiden sehr bedauern. «Es wäre unglaublich schön, wenn wir später als ganz normale Gäste hie und da zurückkommen könnten», sagt Marcel Huber. Noch steht die Tafel zum Verkauf der Liegenschaft vor dem Restaurant.
Noch bleibt den beiden Gastgebern knapp ein halbes Jahr Zeit. Zeit, um sich vom «Litzi» und den Gästen zu verabschieden. «Es wird sicher ein strenger Sommer.» Darauf freuen sich Lydia Mai und Marcel Huber. Wenn alle nochmals kommen, sich verabschieden, nochmals die Küche geniessen, das gemütliche Miteinander. Auch wenn es schwierige Abschiede sein werden, auch wenn die Gäste – nicht wenige kommen jeden Tag im Restaurant vorbei, essen jede Woche hier – den Abschied der beiden bedauern, freuen sich Mai und Huber. «Wir haben 20 Jahre lang alles gegeben. Es etwas ruhiger zu nehmen, dem blicken sie freudig entgegen. Als Wirt muss die Bereitschaft da sein, einen grossen Teil des Lebens, auch der Freizeit, zu investieren. Dafür muss alles stimmen. Und das hat es bei uns», sagt Marcel Huber. Man müsse Freude am strengen Alltag haben, «sonst kannst du es sowieso vergessen».
Pläne gibts, aber noch nichts Spruchreifes
Freude, das haben die beiden immer noch. An den Begegnungen im Restaurant, an den glücklichen Gesichtern. «Ganz viele Gäste wurden Freunde. Was gibt es Schöneres?», fragt Lydia Mai. Entsprechend geniessen die beiden diesen Alltag bis Ende September noch in vollen Zügen – auch wenn er stressig, intensiv und bisweilen ermüdend ist. «Nachher haben wir genug Zeit, uns zu erholen», meinen sie lachend. Ideen, was sie machen, haben beide. Spruchreif sei aber noch nichts.