Nie fertig experimentiert
28.03.2024 MuriMaurice Loher stellt vom 26. April bis am 4. Mai seine Werke im Atelier Ars Anima aus
Es sind zwei Premieren auf einmal. Zum ersten Mal zeigt der junge Künstler Maurice Loher seine Bilder und Zeichnungen öffentlich. Und er ist gleichzeitig der Erste, der die ...
Maurice Loher stellt vom 26. April bis am 4. Mai seine Werke im Atelier Ars Anima aus
Es sind zwei Premieren auf einmal. Zum ersten Mal zeigt der junge Künstler Maurice Loher seine Bilder und Zeichnungen öffentlich. Und er ist gleichzeitig der Erste, der die neue Halle auf dem Robert-Wild-Areal belebt. «Ich freue mich riesig», sagt der 23-Jährige.
Annemarie Keusch
Einen eigenen Stil? «Den bin ich immer noch am Suchen», sagt Maurice Loher und lacht. Oft sind es Figuren, die Geschichten erzählen. Selten sind es abstrahierte Bilder. Und meistens verbindet Loher seine Begeisterung für Anatomie und für Geschichte mit seiner Leidenschaft fürs Malen und Zeichnen. Er lese viel, schaut Dokumentationen, lässt sich von anderen Künstlern inspirieren. «Ich zeichne keine geschichtlichen Ereignisse nach, stattdessen schaffe ich Personen, die es in der Geschichte gar nie gab. Ich sauge ganz vieles auf und interpretiere es in meinen Werken neu», sagt er. Die Riten und Mythen sind seine Welt. Mit seinen Bildern schafft er neue, lässt die Betrachter in längst vergangene Zeiten abtauchen.
«Theben» nennt Loher seine erste Ausstellung. Gleich also wie der Name einer antiken Stadt in Ägypten, im Tal der Könige. «Vielleicht wirken meine Bilder auf einige Leute, als wären sie archäologische Fundstücke, darauf spiele ich mit dem Titel an.» Und der 23-Jährige zieht eine zweite Verbindungslinie. «Die Stadt Theben war lange verschwunden, bis jemand sie wieder an die Oberfläche holte. Doch sie war immer da.» Ähnlich ging es ihm mit seiner Faszination für Kunst, fürs Malen und Zeichnen.
Vom Gastronomie-Alltag inspiriert
Ein Flair für Kreatives hatte Maurice Loher schon immer. «Das Malen ist eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen», sagt der 23-Jährige. Mit Stiften und Farben konnte er verweilen, sich beschäftigen. «Weil mein um zwei Jahre jüngerer Bruder Jeremias seit Geburt beeinträchtigt ist, beanspruchte er viel Zeit im Familienalltag. Und im Malen fand ich eine Beschäftigung, die mir immer Spass machte, auch über viele Stunden hinweg.» Loher besuchte nach der Schule ein Jahr lang den gestalterischen Vorkurs, liebäugelte damit, auch beruflich diesen Weg zu gehen. «Mir wurde aber schnell bewusst, dass ich nicht auf Knopfdruck, auf Bestellung kreativ sein kann.» Eine Zeit lang rückte das Malen in den Hintergrund, jetzt ist es seit einiger Zeit wieder sehr präsent in seiner Freizeit.
Loher ist gelernter Restaurantfachmann, arbeitet noch bis Ende Mai im Service im Hafenrestaurant in Zug. Dann gehts auf Reisen. Wohin? «Das ist noch unklar. Vorerst liegt mein ganzer Fokus auf der Ausstellung.» Aber er sagt auch: «Der Alltag in der Gastronomie inspiriert mich.» Er beobachte gerne, studiere das Verhalten von Gästen und deren Angewohnheiten. Und die unregelmässigen Arbeitszeiten lassen es zu, dass er sich auch zu unterschiedlichsten Tages- und Nachtzeiten seiner Kunst widmet. «Dass nicht jede Woche und jeder Tag gleich ist, das mag ich.»
Dem Raum geben, was ihn erfüllt
Im Dachstock seines Elternhauses in Muri hat sich Maurice Loher sein Reich eingerichtet. Hier experimentiert er mit Farben, mit Materialien. «Oft arbeite ich mit Acryl-Strukturen, für spezielle Effekte nehme ich aber alles, was ich finde. Papier, Sägemehl, für Figuren oft Öl», erzählt er. Er bemalt nicht nur Leinwände, auch Holz, etwa alte Schranktüren. Wie seine Bilder entstehen? «Spontan, ich fange selten an zu malen, weil ich ein konkretes Bild im Kopf habe, wie das Ergebnis aussehen soll.» Was auffällt: viele seiner Bilder wirken dunkel. «Ein grosser Impuls für meine Werke ist meine eigene Vergangenheit», sagt er und spricht auf seine Krebserkrankung an. Mittlerweile gilt Maurice Loher als gesund, trotzdem sei das eine sehr formende Zeit in seinem Leben gewesen. «Ich weiss mittlerweile, was Vorrang hat in meinem Leben, was mir guttut und was ich gern mache. Ich investiere Zeit in das, was mich erfüllt. Und das ist das Malen und das Zeichnen.»
Ganz oft probiere er einfach aus, verliere sich auch. «Vieles passiert sehr intuitiv.» Das sei jetzt im Hinblick auf die bevorstehende Ausstellung nicht mehr möglich. Auch wenn er viele Werke verwendet, die er bereits gemalt hat, will Loher auch noch ganz Neues zeigen.
Sich selbst diesen Druck auferlegen, das war einer der Gründe, weshalb Maurice Loher seine Werke erstmals der Öffentlichkeit zeigen will. «Ich wollte für mich selbst mal einen Fixpunkt setzen, mich mit meinen Werken nach aussen wagen.» Dass er dabei auch viel Privates öffentlich zeigt, macht ihn nicht nervös. «Ich freue mich viel mehr darauf, meine Leidenschaft möglichst vielen Leuten zu zeigen», sagt Loher, der in seiner Freizeit viel liest, mit Freunden unterwegs ist und sich für Filme interessiert.
Der Traum flackert wieder auf
Der grosse Ausstellungsraum auf dem Robert-Wild-Areal bietet für Maurice Loher verschiedenste Möglichkeiten, seine Bilder zu präsentieren. «Es soll leben, Raum haben, um sich zu begegnen. Ich möchte keine klassische und fast schon sterile Galeriesituation», sagt er. Der 23-Jährige kann sich auch gut vorstellen, zwischen dem 26. April und dem 4. Mai vor Ort an Werken zu arbeiten. Auf das Anordnen, das Zusammenstellen, das Gruppieren der Werke freut er sich. Ganz allgemein auf die Zeit in der neuen Halle, im Atelier Ars Anima. «Ich gehe das ganz unverkrampft an. Die Ausstellung wird sicher eine gute Erfahrung.»
Was er erwartet? «Viele Erwartungen wurden schon erfüllt. Ich male so oft wie selten zu vor. Und dank dem Druck der bevorstehenden Ausstellung kann ich mich schneller und besser dazu entscheiden, wann meine Bilder fertig sind», sagt er und lacht. Ob das eine oder andere Bild einen Käufer oder eine Käuferin findet, das sei für ihn sekundär. Ob damit auch der Traum von damals wieder aktuell wird, beruflich in Richtung Kunst zu gehen? «Natürlich ist das aktuell wieder präsenter. Aber ich mag gar nicht zu fest in die Zukunft planen, sondern will einfach das geniessen, was jetzt ansteht.» Und das ist die Ausstellung. Sie ist vom 26. April bis am 4. Mai täglich von 15 bis 21 Uhr geöffnet.