Noch knapp unter einer Milliarde
19.09.2023 MuriGV der Wasserversorgungsgenossenschaft Muri mit vielen verschiedenen Themen
Ein personeller Wechsel im Vorstand, die Zukunft des bald ausrangierten Reservoirs Bächlen, das aktuelle Bauprojekt bei der ARA, die geringen Regenmengen im letzten Jahr und der nach wie vor ...
GV der Wasserversorgungsgenossenschaft Muri mit vielen verschiedenen Themen
Ein personeller Wechsel im Vorstand, die Zukunft des bald ausrangierten Reservoirs Bächlen, das aktuelle Bauprojekt bei der ARA, die geringen Regenmengen im letzten Jahr und der nach wie vor tiefe Wasserpreis – in einer Stunde kamen an der GV der Wasserversorgungsgenossenschaft ganz unterschiedliche Themen aufs Parkett.
Annemarie Keusch
Weniger Niederschlag bedeutet nicht automatisch, dass der Wassermeister weniger zu tun hat. «Gar nicht», weiss Thomas Suter, Präsident der Wasserversorgungsgenossenschaft Muri. «Das Team war gefordert, etwa damit die Landwirte Wasser aus den Gewässern beziehen konnten.» In seinem Jahresbericht blickt der Präsident zurück. Etwa darauf, dass im letzten Jahr nur 150 Meter Leitungen erneuert wurden. «Ziel ist es, jährlich 600 bis 700 Meter zu erneuern», betont er. Ausgleichen wird sich dies im laufenden Jahr, wenn gegen ein Kilometer Leitungssanierungen ansteht – allen voran im Bereich Radweg Luzernerstrasse, wo es in den letzten Monaten und Jahren zum einen oder anderen grösseren Schaden kam. Auch in der Singisenstrasse wird dieses Jahr an den Wasserleitungen gearbeitet. «Einige führen noch durch Privatgärten, das wollen wir ändern.»
Gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde, mit anderen Werken – für die Wasserversorgungsgenossenschaft ist das zentral. «So können wir Synerigen nutzen, auch wenn es deswegen ab und zu etwas länger dauert», sagt Präsident Suter. Bis 2026 ist beispielsweise geplant, die Wasserleitungen in der Luzernerstrasse im Bereich «Linde», «Engel» und «Frohsinn» zu erneuern. «Aber nur, wenn dann auch die Kantonsstrasse erneuert wird.»
Schachen statt Lippertswiese
Warten. Die Wasserversorgungsgenossenschaft kennt dies in vielerlei Hinsicht. So sagt Thomas Suter, dass es noch drei, vier Jahre dauere, bis das Chlorothalonil beim Wasser, das bei den Pumpwerken Lippertswiese I und II in leicht erhöhten Werten festgestellt wurde, abgebaut ist. «Wir könnten das Wasser dort trotzdem problemlos fördern, weil wir aber noch über Reserven beim Pumpwerk Schachen an der Reuss verfügen, schonen wir die anderen beiden Werke.» Heisst nicht, dass bei erhöhtem Wasserbedarf nicht weiterhin auf die Lippertswiese-Pumpwerke zurückgegriffen werden kann.
Apropos Wasserbedarf. Dieser steigt kontinuierlich an. Mittlerweile ist die Zahl der geförderten Menge auf fast eine Milliarde Liter gestiegen. Fakturiert, also verrechnet wurden über 793 000 Kubikmeter, gut 50 000 Kubikmeter mehr als im Vorjahr. Die 20 Prozent Verlust zwischen geförderter und fakturierter Menge bezeichnet Präsident Suter als «im Bereich der Zielvorgabe» und verspricht sich, von den anstehenden Sanierungen, dass sie diesen Wert weiter sinken lassen.
Rückbau des bald alten Reservoirs
In Suters Jahresbericht nur am Rande ein Thema war der geplante Reservoir-Neubau Bächlen. «Es läuft harzig. Aber wir stehen nicht unter Druck, die Reservoirs laufen und wir haben genug Zeit», hält er fest. Unter Verschiedenes kam dieses Projekt nochmals auf. Alt-Gemeindeammann Josef Etterlin hat zwar nichts dagegen, dass rund drei Meter oberhalb des bestehenden Reservoirs ein neues gebaut werden soll. Was ihn aber stört, ist, dass das alte abgerissen werden soll. «Ich weiss, es ist Vorschrift des Kantons, aber ich bin überzeugt, dagegen müsste sich die Genossenschaft wehren.» Wasser sei wichtig, werde es wohl zunehmend noch mehr. Er könne sich gut vorstellen, dass es in Zukunft vielleicht gar zwei Arten von Wasser gibt, Trinkwasser und solches für anderen Gebrauch. «Ob für die Landwirtschaft, oder als Löschreserve für die Feuerwehr. Ein Grund, es nicht abzureissen, liesse sich sicher finden.»
Thomas Suter betonte, dass die Kammern des Reservoirs revidiert werden müssten und dass der Druckausgleich wegen der Nähe zum neuen Reservoir nicht möglich sei. Zudem seien die 1200 Kubikmeter im Vergleich zu den in Spitzenzeiten benötigten 4500 Kubikmetern täglich relativ wenig. «Aber wir machen uns Gedanken, gerade über eine mögliche landwirtschaftliche Nutzung. Ob sich dieser Aufwand lohnt für zwei bis drei Nutzungen jährlich, werden wir genau anschauen.»
Solaranlage verzögert ARA-Renovation
Was erfreulich ist: Der Wasserpreis bleibt gleich, bei 60 Rappen pro tausend Liter Trinkwasser, so tief wie wenig andere Anbieter in der Schweiz. «Wir verfügen nach wie vor über eine hohe Liquidität, finanziell, aber auch was das Wasser anbelangt.» Kassier Josef Meier konnte erneut positive Zahlen präsentieren. Gut 3600 Franken beträgt der Betriebsüberschuss.
Neuigkeiten bezüglich ARA-Sanierung überbringt Milly Stöckli, Vizepräsidentin der Gemeinde Muri. Eigentlich hätte das Projekt, das in erster Linie die Elimination von Mikroverunreinigungen durch granulierte Aktivkohle umfasst, noch dieses Jahr abgeschlossen werden können. «Weil wir nun auf das neue Gebäude eine Solaranlage bauen und darum die Gebäudehülle noch genau zu definieren ist, dauert es länger. Aber im nächsten Jahr wird es fertig sein», verspricht sie.
Rochade im Vorstand: Nietlispach folgt auf Heggli
Dieses nächste Jahr nimmt die Wasserversorgungsgenossenschaft mit einer neuen Person im Vorstand in Angriff. David Nietlispach ist in Muri aufgewachsen, lebt mittlerweile in Benzenschwil – eines von mehreren Dörfern, das Wasser aus der Wasserversorgungsgenossenschaft Muri bezieht – und ist selber Brunnenmeister. Als Betriebsleiter der Wasserversorgung in Affoltern kennt er das Metier bestens. «Wir sind sehr glücklich, einen solch ausgewiesenen Fachmann bald in unseren Reihen zu wissen», betont Suter. Heisst aber nicht, dass ihm der Abschied von Marco Heggli leicht fällt. Nach acht Jahren hat er sich aus beruflichen Gründen entschieden, den Vorstand zu verlassen. «Er ist ausserordentlich fachstark», lobt Suter und zeigt sich froh darüber, auch künftig auf Heggli zurückgreifen zu können, wenn er dies für nötig empfinde.
Denn die Herausforderungen, sie gehen nicht aus. Im letzten Jahr wurde beispielsweise geprüft, ob das Pumpwerk Schachen die Förderkapazität von 3000 Minutenlitern auf 4500 erhöhen könnte. «Wir haben Anfragen aus anderen Gemeinden, etwa aus Merenschwand», weiss Suter. Diese werden nun geprüft. Denn Revisor und Tagespräsident Simon Weber bringt es auf den Punkt: «Das Wasser fliesst, die Preise stimmen. Es tönt selbstverständlich, aber es steckt ganz viel Arbeit dahinter.»