Pionierarbeit der Wasserreinigung
17.06.2025 MuriInnovative ARA
Muri hat mit der zusätzlichen Stufe seiner Abwasserreinigungsanlage Pionierarbeit geleistet. Als schweizweit erste Gemeinde wagte sie, auf granulierte Aktivkohle zu setzen. Nun wurde die hochmoderne Anlage, die selbst kleinste Schadstoffe ...
Innovative ARA
Muri hat mit der zusätzlichen Stufe seiner Abwasserreinigungsanlage Pionierarbeit geleistet. Als schweizweit erste Gemeinde wagte sie, auf granulierte Aktivkohle zu setzen. Nun wurde die hochmoderne Anlage, die selbst kleinste Schadstoffe zuverlässig aus dem Abwasser filtert, gefeiert. --tst
Der Tag der offenen Tür in der ARA Muri mit zusätzlicher Mikro-Filterung stiess auf grosses Interesse
Die neue Aktivkohleanlage sei ein Symbol für Innovation, für Umweltbewusstsein und für eine lebenswerte Zukunft, betonte Gemeinderätin Milly Stöckli an der Feier zur Inbetriebnahme der zusätzlichen Reinigungsstufe.
Ganz hinten auf dem ARA-Areal steht der Glaszylinder mit dem klaren Nass. Es ist ARA-Wasser, wie es nach der Reinigung in die Bünz geleitet wird. So sauber, wie es nach aktuellem Stand der Technik möglich ist. 98 Prozent der Mikropartikel können dank der neuen Reinigungsstufe mit granulierter Aktivkohle ausgefiltert werden. «Wir haben uns hohe Ziele gesetzt und diese noch übertroffen», freut sich Jonas Löwenberg, Projektleiter bei CSD, über den Stand nach einem halben Jahr Betriebsdauer.
Über 150 Interessierte
Normalerweise richten sich Anlagenbetreiber nach dem Empfehlungen des nationalen Verbands. Hier sei das umgekehrt gelaufen: Der Verband konnte seine Empfehlungen aussprechen aufgrund der Pionierarbeit, die in Muri geleistet wurde, so Löwenberg. Das betrifft insbesondere die Evaluation des Filtermaterials. «Uns war klar, dass wir neue Wege gehen mussten», so der ursprüngliche Projektingenieur, der sich dann zum Projektleiter mausern durfte. Ein ganzes Jahr wurde pilotiert, wurden im Betriebsgebäude in kleinem Rahmen verschiedene Verfahren mit unterschiedlichen Materialien getestet. In Muri habe er mehr gelernt als bei jedem anderen Projekt, veranschaulichte Löwenberg. «Und dafür bin ich sehr dankbar.»
Nach den fünf Jahren Sanierung, Kapazitätserweiterung und Aufrüstung konnten sich Interessierte nun einen Eindruck verschaffen. Über 150 Besucherinnen und Besucher haben die Gelegenheit wahrgenommen, teilt die Gemeinde mit. Bei den ersten beiden Führungen liessen sich je knapp 30 von Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger und Betriebsleiter Clemens Schaffhauser durch den Betrieb führen.
Wie ein Kaffeefilter
Vom Zufluss einer undefinierbar trüben Brühe, die auf dem Weg durch Rechen, Sandfang und Vorklärbecken mechanisch vorgereinigt wird, bis die Mikroorganismen die Hauptarbeit leisten, stellen Schaffhauser und Budmiger die Abläufe vor. Weiter schliessen sich das Nachklärbecken und der Sandfilter an. An diesem Punkt wurde das Wasser bisher in die Bünz geleitet. Neu werden zusätzlich Mikroverunreinigungen eliminiert. Das Wasser fliesst dabei durch granulierte Aktivkohle, die wie ein Kaffeefilter wirkt und etwa Medikamentenrückstände, Lebensmittelzusatzstoffe, Inhaltsstoffe von Kosmetika oder Reinigungsmitteln, aber auch Stoffe natürlichen Ursprungs wie Hormone herausfiltert.
«Was heute durch unsere Abwasserkanäle zur Anlage fliesst, fliesst morgen zurück in die Natur und übermorgen vielleicht schon wieder in unser Trinkwasserglas», veranschaulicht Gemeinderätin Milly Stöckli das öffentliche Interesse an hochwertiger Abwasserreinigung. Das grosse Plus am Verfahren mit Aktivkohle ist, dass sich diese regenerieren lässt. «Das war ein wichtiger Grund, weshalb wir uns für diese Methode entschieden haben», so Schaffhauser.
Auch Strom und Wärme
Die Wasserreinigung ist die Kernaufgabe einer ARA. Dass sie darüber hinaus noch Energie liefert, ist weniger bekannt. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach liefert rund fünf Prozent des Strombedarfs der Anlage. Aus dem Schlamm wird im Faulturm durch Vergärung bis zu 330 m3 Methangas pro Tag gewonnen. Das Blockheizkraftwerk deckt mit diesem Gas 50 Prozent des Strombedarfs. Und selbst die Abwasserwärme wird genutzt. Mittels Wärmetauscher gewinnt die Energie Freiamt so jährlich Heizenergie für über 230 Haushalte.
Nach den spannenden Führungen durch die neue Anlage blieb für die Besucherinnen und Besucher auch Zeit, sich in der Festwirtschaft gemütlich zusammenzusetzen, sich austauschen und bei einer Wurst vom Grill und einem kühlen Getränk den Sommernachmittag zu geniessen.