Premiere vollauf geglückt
25.04.2023 Sport, SchwingenÜber 1250 Leute kamen an den Guggibad-Schwinget und feierten einen Heimsieg
Joel Strebel als grosser Sieger. Das Wetter als Unsicherheitsfaktor. Und Andreas Döbeli, der neue Fähigkeiten unter Beweis stellte – der Start in die Freiluftsaison der ...
Über 1250 Leute kamen an den Guggibad-Schwinget und feierten einen Heimsieg
Joel Strebel als grosser Sieger. Das Wetter als Unsicherheitsfaktor. Und Andreas Döbeli, der neue Fähigkeiten unter Beweis stellte – der Start in die Freiluftsaison der Schwinger im Guggibad ist vielversprechend.
Alexander Wagner
Die Verschiebung des Guggibad-Schwingets war die richtige Entscheidung. Die vielen Zuschauer konnten das Fest bei angenehmem Wetter und teilweise sogar Sonnenschein geniessen – ausser den Schlussgang, als Joel Strebel seinen zweiten Sieg in Folge feiern konnte. Bei strömendem Regen und Donnergrollen liess er sich auf den Schultern der Vereinskollegen feiern und nahm den Lebendpreis in Empfang. Präsident Marco Küng ist zufrieden. «Über den ganzen Tag gesehen waren wohl gegen 1500 Zuschauer da.»
Einziger Wermutstropfen war, dass durch die Verschiebung weniger Schwinger kamen. Am Originaldatum wären es deutlich mehr gewesen als die 55 Schwinger. Einer wäre aber ohnehin nicht dabei gewesen: Andreas Döbeli stand letztes Jahr noch im Schlussgang und unterlag seinem Klubkollegen Strebel, der erneut gewann. Dieses Jahr gab der Sarmenstorfer sein Insiderwissen als Experte beim Livestream weiter. Der Guggibad-Schwinget konnte erstmals im Stream mitverfolgt werden. «Das war eine Premiere und wir haben es jetzt mal ausprobiert», erklärt der Präsident. Dies bedingte einiges an Zusatzaufwand, hatten doch die Kameramänner und Techniker kurz vor dem Fest immer mehr Sonderwünsche. Eine Auswertung wird zeigen, ob dies eine einmalige Sache war oder ob der Schwinget auch in Zukunft im Livestream verfolgt werden kann. Ohnehin ist es am schönsten und eindrücklichsten, die Schwinger auf dem idyllisch gelegenen Festgelände live zu beobachten.
Und das taten die zahlreichen Schwingfans genüsslich. Für den neuen Präsidenten Küng war es eine gelungene Premiere. Und auch seine kurze Rede, vor der er etwas Respekt hatte, hat er problemlos hinter sich gebracht. An seinem Heimfest hatte er alle Hände voll zu tun, auch wenn er selber nicht im Sägemehl schwingen konnte. Bei den nächsten Festen möchte er aber selber wieder in die Hosen steigen.
Eine Ehrung und zwei Festsiege
Joel Strebel gewinnt erneut auf dem Guggibad und startete perfekt in die Saison
Joel Strebel wurde zum zweiten Mal in Serie zum «Freiämter Sportler des Jahres» gewählt. Zum Auftakt der Saison gewann er den Hallenschwinget in Lenzburg und beim ersten Schwingfest der Freiluftsaison liess er sich auch als Sieger durch den Sägemehlring tragen – mehr geht nicht.
Alexander Wagner
Dabei waren die Voraussetzungen alles andere als optimal. Am Mittwoch war der Aristauer noch erkältet und hatte Kopfschmerzen. Trotzdem entschied er sich dazu, am Donnerstag trainieren zu gehen. «Um alles rauszuschwitzen», wie er seine eigenwillige Methode der Genesung grinsend beschrieb. Und diese schien aufzugehen: Zum Auftakt musste er sich mit einem gestellten Gang gegen den Eidgenossen Nick Alpiger aus Lenzburg begnügen. Die nächsten Gegner hatten gegen den Lokalmatador nichts mehr zu bestellen; auch den schwergewichtigen Brocken Patrick Räbmatter aus Zofingen, ebenfalls ein Eidgenosse, räumte er mit der Maximalnote weg. So kam er ungefährdet in den Schlussgang, wo er ebenfalls kurzen Prozess machte: Bereits beim zweiten Angriff hatte der Fricktaler Michael Mangold keine Chance mehr und landete nach 23 Sekunden auf dem Rücken.
Den ganzen Tag über war das Wetter unbeständig und sehr wechselhaft. Von gleissendem Sonnenschein bis zu bedrohlich schwarzen Wolken war alles dabei. Genau auf den Höhepunkt zum Schlussgang hin gab es ein Donnergrollen und heftigen Regen. «Es war so schlechtes Wetter, da habe ich gedacht, dass es schnell gehen muss», erklärt Strebel seine Taktik mit einem Augenzwinkern.
Unbedingt dabei sein
Für Strebel hat das Schwingfest oberhalb von Buttwil einen ganz besonderen Stellenwert. «Hier will ich unbedingt dabei sein und immer starten», betont der Freiämter Sportler des Jahres. «Das ist mein Heimfest und ich bin froh, dass ich dabei sein konnte», ergänzt er. Wobei dies nicht immer einfach ist. Jeder kennt ihn, jeder möchte noch mit ihm einen Schwatz abhalten, klopft ihm auf die Schultern oder hat eine Aufmunterung für ihn bereit. Ob ihn dies in seiner Konzentration ablenkt oder ob es den Favoriten noch mehr motiviert, ist schwierig zu sagen. «Es ist sicherlich beides. Manchmal lenkt es ein wenig ab, aber es gibt schon noch eine Portion Extramotivation», freut er sich nach seinem zweiten Sieg in dieser noch jungen Saison. Und dem zweiten Sieg in Folge an seinem Heimfest. Nächste Woche in Aarau wird er nicht dabei sein, sein nächster Einsatz ist Anfang Mai am Kantonalfest in Baselland.
Geknorze bei Döbeli
Nicht so geschmeidig lief es dem zweiten eidgenössischen Kranzschwinger aus dem Freiamt, Lukas Döbeli aus Sarmenstorf. «Der ganze Tag war irgendwie ein Geknorze», meinte er etwas zerknirscht. Aber er hatte auch ein happiges Notenblatt: Mit Nick Alpiger, der das Fest auf dem zweiten Rang beendete, und Räbmatter bekam er gleich zwei Eidgenossen vorgesetzt. Auch er hat eine zweiwöchige Pause hinter sich, weil er sich eine Zerrung im Rücken zugezogen hatte. «Dadurch war ich etwas aus dem Rhythmus. Ich hoffe, ich kann jetzt durchziehen», bilanzierte er.
Trotzdem konnte er sich freuen: «Schön ist, dass Joel gewonnen hat. So habe ich am Ende noch für das Team geschwungen», meinte Lukas Döbeli, bevor er sich umzog und umgehend mit dem Abbau der Infrastruktur begann. Er beendete das Fest auf dem Rang 4b. Unmittelbar vor Pascal Joho, ebenfalls aus Sarmenstorf, mit der gleichen Punktzahl. Er zeigte ein starkes Fest und unterlag in seinem letzten Kampf Alpiger nach einem spektakulären und intensiven Kampf.
Insgesamt starteten am Guggibad-Schwinget 16 Freiämter. Zweitbester Freiämter hinter Strebel war der Waltenschwiler Jonas Wüthrich. Der erst 20-Jährige zeigte gute Leistungen und erreichte den Rang 3c. Vor ihm lagen zwei Eidgenossen und zwei Teilverbandskranzschwinger. «Die Jungen haben ihre Sache gut gemacht», meinte auch der Ring- und Schwingexperte Leonz Küng, der die Athleten betreute, sichtlich zufrieden.