Präzision und Ruhe gefragt
12.09.2025 Region Oberfreiamt, PferdesportDie Freunde schwerer Zugpferde Schweiz trafen sich zum Holzrücken-Wettkampf auf dem Horben
Pferde sind in der Forstarbeit kaum noch gefragt. Die Wettkämpfe rund um das Holzrücken sind dieser traditionellen Arbeit nachempfunden. Um den Parcours fehlerfrei zu ...
Die Freunde schwerer Zugpferde Schweiz trafen sich zum Holzrücken-Wettkampf auf dem Horben
Pferde sind in der Forstarbeit kaum noch gefragt. Die Wettkämpfe rund um das Holzrücken sind dieser traditionellen Arbeit nachempfunden. Um den Parcours fehlerfrei zu absolvieren, müssen Mensch und Pferd präzise zusammenarbeiten.
Thomas Stöckli
Es ist Pferdesport der gelassenen Art, der dem Publikum auf dem Horben geboten wird. Dabei geht es nicht um die stolze Haltung, wie beim Dressurreiten, nicht um Tempo wie beim Rennsport, nicht um Explosivität wie beim Springreiten. Stattdessen sind Ruhe und Präzision gefragt. «Das Pferd muss stillstehen können», nennt Peter Jenni, OK-Mitglied des Vereins Freunde schwerer Zugpferde Schweiz, als wichtigste Fähigkeit. «Eine lockere Hinterhand geht gar nicht», sagt er. Schliesslich bewegt sich der Fuhrmann häufig unmittelbar hinter dem Pferd, hängt Lasten an oder um. Da kann es einen vor einem Beinbruch bewahren, wenn das Pferd auf das entsprechende energische Kommando nicht mal mehr den bereits erhobenen Huf absetzt.
Tierwohl steht an erster Stelle
Die Präzision, die im Arbeitsansatz gefragt ist, um Unfälle sowie Schäden im Forst zu vermeiden, wird im Wettkampfparcours mit Hindernissen simuliert. Wer diese touchiert, erhält Strafpunkte. Es ist ein Sport, der auf ein Miteinander von Pferd und Mensch setzt. Auf Vertrauen. Entsprechend hoch wird das Tierwohl gewichtet. Das fachkundige Publikum respektiert das: Es applaudiert auch, wenn mal einer den Parcours abbricht, weil sein Pferd keinen guten Tag hat. Denn für die Tiere ist die Atmosphäre vor so viel Publikum aussergewöhnlich.
Grundsätzlich sind es grobgliedrige Arbeitspferde, die beim Holzrücken eingesetzt werden. Etwa holländische Kaltblüter wie der mächtige, über 900 kg schwere «Achilles» von Patrick Kleeb aus Gontenschwil, oder Comtoises wie «Palü» und «Ursel», französische Kaltblüter, mit denen Jürgen Utz und Bianca Dackau eigens aus Süddeutschland auf den Horben angereist sind. Wobei die Bezeichnung «Kaltblüter» irreführend ist: «Sie haben nämlich eine höhere Körpertemperatur als die ‹Araber›», wie Peter Jenni erklärt, «aber ein cooleres Wesen.» Es sind nervenstarke Tiere aus Sumpfund Waldgebieten, deren Fluchttrieb deutlich weniger ausgeprägt ist. Entsprechend sind ihre Grundgangarten Schritt und Trab.
Zahlreich vertreten sind auf dem Horben leichtere Zugpferde wie die Freiberger, und sogar Shetland-Ponys lassen sich im Holzrücken-Einsatz bestaunen. Sie schlagen sich beachtlich: «Im Verhältnis zur Körpergrösse ziehen sie am meisten», zollt ihnen Peter Jenni Respekt. Kein Wunder, schliesslich wurden sie einst gezüchtet, um in Bergbaustollen zu schuften.
Interessante Abwechslung
Diese harten Zeiten sind vorbei. Heute bereitet das spielerische Arbeiten den «Shettys» sichtlich Freude – und nicht nur ihnen. Die Teilnehmenden sind mit Herzblut am Werk. Anstelle von Konkurrenzdenken pflegen sie ein harmonisches Miteinander, helfen sich bei Bedarf gegenseitig aus. Erstmals am Start ist die junge Larissa Moos aus Benzenschwil. «Sie hat das gut gemacht, Ruhe gezeigt und alle Hindernisse absolviert», lobt Speakerin Ursula Meier aus Tägerig. «Wir hoffen, sie zum Weitermachen motivieren zu können.»
Die Chancen stehen gut: «Ich hatte mega Spass», so die Benzenschwilerin, die sich in der Nachwuchsstufe 1 auf Rang sechs platzierte, bei neun Teilnehmenden. Die Zusammenarbeit mit dem Pferd sei ganz anders als beim Reiten, sagt sie: «Beim Holzrücken arbeitet man viel mehr mit Stimmkommandos.» Nebst der Abwechslung, der anderen Art von Vertrauensarbeit, schätzt sie auch den familiären Umgang, den die Teilnehmenden untereinander pflegen: «Das Miteinander ist das Highlight.»
Nach wie vor auch im Wald
Der Verein Freunde schwerer Zugpferde Schweiz zählt schweizweit 120 Mitglieder. Gemeinsam ist ihnen das Anliegen, ein traditionelles Handwerk zu bewahren. Pferderassen spielen dabei keine Rolle. «Bei uns kann jeder mitmachen, wir haben auch Mitglieder mit einem Esel oder mit einer Kuh», stellt Jenni klar. Gewisse arbeiten mit ihren Pferden auch heute noch im Wald. «Viele Förster wissen das gar nicht mehr», so Peter Jenni, «aber wir sind offen für Projekte, bei denen moderne Forstmaschinen an ihre Grenzen stossen.»