Quer durch die Gesellschaft
13.09.2024 Muri50 Jahre Einsatz für Kinder
Der Kiwanis Club Lindenberg feierte in Muri sein Jubiläum
Die Werte sind gleich, die Ziele ebenfalls. Sich einsetzen für Kinder und Jugendliche. Das will der Kiwanis Club. Im Freiamt tut er dies seit 50 ...
50 Jahre Einsatz für Kinder
Der Kiwanis Club Lindenberg feierte in Muri sein Jubiläum
Die Werte sind gleich, die Ziele ebenfalls. Sich einsetzen für Kinder und Jugendliche. Das will der Kiwanis Club. Im Freiamt tut er dies seit 50 Jahren.
Annemarie Keusch
Dieses Mal sind es einerseits die Junior-Ranger am Hallwilersee. Sie entdecken die Natur in den Schutzgebieten rund um den See, erfahren viel Spannendes, lernen diese kennen. Andererseits soll dank dem Kiwanis Club Lindenberg die Waldfeuerstelle beim Freiämter Sagenweg in Waltenschwil erneuert werden. Beides ist geplant mit dem bevorstehenden Verkauf der Kiwanis-Chlaussäckli.
Kiwanis. Ein indianischer Begriff. «Wir handeln und haben eine gute Zeit.» So lässt er sich übersetzen. Das Miteinander geniessen und sich mit verschiedenen Aktionen für das Wohl von Kindern und Jugendlichen einsetzen, darum geht es. Seit 50 Jahren.
«Stets spannendes Miteinander»
Natürlich muss ein solches Jubiläum gefeiert sein. Im Pflegigarten und im Caspar-Wolf-Saal geschah genau dies. «Es war ein toller Tag», sagt Buki Kreyenbühl, der dem Club die letzten zwei Jahre als Präsident vorstand und dieses Amt vor wenigen Tagen an Tobias Knecht weitergab. Das Jugendorchester Freiamt spielte, Philipp Galizia führte durch den Abend. Der Abend verdeutlichte genau das, was Kreyenbühl am Kiwanis Club derart schätzt. «Es ist ein stets spannendes Miteinander von unterschiedlichen Persönlichkeiten, die eines gemeinsam haben: Engagement für die Gesellschaft.»
Der Kiwanis Club Lindenberg feiert das 50-jährige Bestehen – die nächste Chlaussack-Aktion steht bevor
Rund 40 Männer gehören dazu. Seit jeher. Hansueli Fischer und Hans-Rudolf Schinz gar die ganzen 50 Jahre über. Alle zwei Wochen treffen sich die Mitglieder des Kiwanis Clubs Lindenberg zum Austausch. Und immer wieder lancieren sie Projekte, um das zu tun, was Kiwanis weltweit bezweckt: Kinder und Jugendliche zu unterstützen.
Annemarie Keusch
Bald steht er wieder an. Der Tag, an dem ganz viele Mitglieder des Kiwanis Clubs Lindenberg zusammenkommen. Während einer 2000 Sugus abzählt und verteilt, packt ein anderer Schokolade, wieder ein anderer Erdnüsse in die Säcke. Als «immer wieder ganz besonders» beschreibt Buki Kreyenbühl diesen Tag. Den Tag, an dem die Chlaussäckli abgefüllt werden. Es ist eine der Aktionen des Clubs, die von der Öffentlichkeit am meisten wahrgenommen werden. Mit dem Erlös der verkauften Chlaussäckli unterstützt der Kiwanis Club jährlich andere Organisationen. «Prioritär solche in der Region, aber auch national tätige Projekte», erklärt Kreyenbühl, der bis zur Generalversammlung diese Woche zwei Jahre als Präsident des Clubs amtete.
Total knapp 300 000 Franken hat der Kiwanis Club Lindenberg in der 50-jährigen Geschichte gespendet. Ein satter Teil des Geldes dürfte von der Chlaussäckli-Aktion stammen. Denn Kreyenbühl betont: «Hier sind etwa der jährliche Kanti-Preis und Kinderausflüge nicht eingerechnet. Dazu kommt viel Fronarbeit, wo nicht direkt Geld geflossen ist.» Der Kiwanis Club ist vielseitig. Jährlich verleiht er für die beste Matur-Abschlussnote der Kanti Wohlen einen Preis, unternimmt jährlich einen Ausflug mit den Kindern und Jugendlichen des Etuna-Friedbergs in Seengen, organisiert den Prix ibw in Wohlen. «Immer zugunsten von Kindern und Jugendlichen», betont Kreyenbühl.
Zuerst «Podium Lindenberg»
Hinzu kommen die Treffen. Alle zwei Wochen sitzen die Mitglieder beisammen, lauschen Vorträgen und Referaten, tauschen sich aus. «Das war seit jeher so.» Also seit 50 Jahren. Buki Kreyenbühl kennt die Geschichte des Kiwanis Clubs Lindenberg. Es seien Persönlichkeiten aus dem Freiamt und dem angrenzenden Seetal gewesen, die sich 1973 zusammentaten. «Podium Lindenberg» nannten sie sich damals. «Aber sie wollten nicht nur regional, sondern auch national und international vernetzt sein, darum entschlossen sie, sich einer grossen Organisation anzuschliessen.» Sie wurden ein Kiwanis Club. «Es war jene Zeit, in der auch andere Serviceclubs entstanden.» Etwa die Rotarier oder die Lions. Mit dem Unterschied, dass bei ihnen das Wohl der Kinder über allem stand.
Diese Grundwerte haben sich laut Kreyenbühl in den letzten 50 Jahren nicht verändert. «Wir handeln, wir haben eine gute Zeit» – was Kiwanis in einem indianischen Ausdruck namentlich bedeutet. Es sind diese Grundsätze, die auch Kreyenbühl überzeugten, als er vor rund zehn Jahren als neues Mitglied angefragt wurde. Und es ist das, was ihn nach wie vor am Club begeistert. «Das jüngste Mitglied ist gut 30-jährig, der Älteste wurde kürzlich 90 Jahre alt. Über Generationen sitzen Persönlichkeiten am Tisch, tauschen sich aus, und das quer durch alle Berufsgruppen.» Ein Landwirt ist genauso dabei wie ein Gemeindeschreiber, ein Polizist, ein Jurist oder ein Bauunternehmer. Kreyenbühl sagt: «Für diese Gemeinschaft engagiere ich mich gerne. Es ist von vielen Seiten viel Herzblut dabei. Natürlich, es geht auch ums Netzwerk, aber es geht nicht darum, einfach Geschäfte miteinander abzuschliessen.»
Vielfalt, das ist den Kiwanern wichtig – in Sachen Mitglieder, aber auch in Sachen Programm und Entwicklung. Auch darum wechseln die Chargen jährlich. Dass Kreyenbühl zwei Jahre Präsident war, ist eine Ausnahme. «Nach der Pandemie war es wichtig, die Strukturen etwas anzupassen. Um Angestossenes mit dem gleichen Team zu beenden, entstand die längere Präsidialzeit», erklärt Kreyenbühl. Auch das Amt des Programmchefs ist jedes Jahr neu besetzt. «So lassen immer andere Persönlichkeiten die Clubmitglieder an ihrem Netzwerk, ihren Interessen teilhaben, das macht es unglaublich spannend», findet Kreyenbühl. Stefan Strebel, technischer Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbands, war genauso bereits zu Gast wie Nationalrat Hansjörg Knecht. Bald erwarten die Kiwaner Lindenberg zudem den ehemaligen Ski-Abfahrtsweltmeister Bruno Kernen für ein Referat.
Mehr Flexibilität
Die Präsenz – es ist die wohl grösste Veränderung im Verlauf der 50-jährigen Geschichte. Während damals die alle zwei Wochen stattfindenden Anlässe für alle Mitglieder Fixpunkte waren, ist die Beteiligung heute tiefer. «Das ist ganz normal», findet Kreyenbühl. Berufliche oder familiäre Verpflichtungen hätten sich verändert, das Verständnis dafür sei gewachsen. «60 Prozent sollten für alle machbar sein. Und das klappt auch ganz gut.»
Frauen bald auch Mitglieder?
Was sich sonst noch verändert hat? Buki Kreyenbühl überlegt. «Früher fühlten sich die Leute gebauchpinselt, wenn sie für eine Mitgliedschaft im Kiwanis Club Lindenberg angefragt wurden. Das ist heute anders.» Überhaupt sei es schwieriger geworden, junge Leute für den Club zu motivieren. «Aber das ist leider eine Entwicklung in der gesamten Gesellschaft, die sich in ganz vielen Vereinen zeigt.» Dass es enorm wichtig ist, immer wieder neue Mitglieder zu finden, weiss auch Gründungsmitglied Hansueli Fischer. Dies habe sich in den letzten Jahren zum Positiven entwickelt. Von den 40 Mitgliedern ist aktuell rund die Hälfte aktiv im Berufsleben. Fischer hält fest: «Wir sind noch nicht über den Berg und müssen dranbleiben.»
Sich entwickeln, neue, andere Wege suchen, das ist im Club ganz oft auch mit der Diskussion verbunden, Frauen die Mitgliedschaft zu ermöglichen. Auch dazu hat Hansueli Fischer eine klare Meinung: «Meine These heisst: Realität in der Gesellschaft vor Nostalgie im Club.» Fischer weiss aber, dass diese Diskussion intern kontrovers geführt wird. Mehr Klarheit diesbezüglich erhofft sich Buki Kreyenbühl von der nächsten Tagung einer Strategiekommission. «Das passiert alle fünf Jahre. Dabei wird die Stossrichtung diskutiert und die Thematik, auch Frauen in den Club aufzunehmen, wird bei der nächsten Tagung sicher ein Thema sein.» 2025 findet diese statt.
Im Schloss Lenzburg gegründet
Sich engagieren, Kontakte pflegen, ein Netzwerk quer durch die Gesellschaft spinnen – Buki Kreyenbühl ist überzeugt, dass diese Eigenschaften immer wichtiger werden, «gerade in der immer digitaleren Welt». Und darum seien auch Vereine wie der Kiwanis Club Lindenberg künftig wichtig. Auch 50 Jahre nach der offiziellen Charter-Feier, damals im Schloss Lenzburg. Im Caspar-Wolf-Saal wurde das Jubiläum gebührend gefeiert, das Miteinander zelebriert. Das Miteinander, das immer wieder Kindern und Jugendlichen in der Region, aber auch im ganzen Land zugutekommt.




