Reaktion auf den Knall

  29.06.2021 Sport

Fussball, 1. Liga classic: SV Muttenz – FC Wohlen 0:4 (0:0)

Zwei Niederlagen in Serie, intensive Gespräche zwischen Team und Verantwortlichen und der Rauswurf von Adijan Keranovic. Turbulente Wochen liegen hinter dem FC Wohlen. Gegen den SV Muttenz war eine Reaktion gefordert – und sie kam.

Die Vorzeichen vor dem Spiel des FC Wohlen in Muttenz waren nicht die allerbesten. Nach zwei Niederlagen und dem grossen Knall mit dem Rauswurf von Adijan Keranovic trafen die Wohler auswärts auf einen Gegner, der um jeden Preis den Abstieg vermeiden wollte. Und das mit acht Ausfällen durch Verletzungen und Sperren.

«Nach einer solchen Woche, wie wir sie hatten, kann die Stimmung in zwei Richtungen kippen. So ein Spiel kann man im schlimmsten Fall auch mit 0:5 verlieren», sagt Trainer Thomas Jent. «Das war nicht der Fall. Wir hatten das Spiel die ganze Zeit im Griff.»

Der Gegner wurde zermürbt

Bis zur Pause konnte der Gastgeber noch die Null halten. Keine grosse Überraschung für Jent. Muttenz brauchte unbedingt einen Punkt für den Klassenerhalt. «Wir waren die meiste Zeit im Ballbesitz. Sie haben mit allen Mitteln verteidigt, weil sie so lange wie möglich kein Gegentor kassieren konnten. Es war aber klar, dass sie das Tempo nicht ewig halten können und irgendwann einbrechen. Insbesondere weil es ziemlich heiss war», so der FCW-Trainer.

Tatsächlich. In der 64. Minute bringt Esat Balaj die Freiämter in Front. Ein Nackenschlag für Muttenz, von dem sich der Gastgeber nicht mehr erholt. Marko Muslin (75.), Momo Seferi (78.) und Luiyi Lugo (93.) sichern den Freiämtern den deutlichen 4:0-Sieg im letzten Meisterschaftsspiel. «Wir haben vier Tore aus dem Spiel erzielt. Keine Standards. Das ist uns in dieser Saison bisher noch nie gelungen», stellt der Trainer erfreut fest. Ebenso, dass der spielerische Ansatz der Wohler der richtige war. «Nach dem 1:0 konnte man Muttenz richtig ansehen, dass sie nicht wussten, wie sie vor unser Tor kommen können.»

Die Harmonie war fast zu gross

War der Weckruf in der vergangenen Woche der richtige Schritt? Waren die Gespräche zwischen dem Team und den Verantwortlichen notwendig – und auch der Rauswurf von Keranovic, der immerhin ein Wunschspieler von Trainer Jent war? «Es gibt zwei Seiten dieser Medaille. Mir tut die Trennung von Adi sehr leid. Nicht nur weil ich ihn so lange kenne. Das würde es auch bei anderen Spielern. Wir haben ein Superteam und auch Adi ist menschlich ein guter Typ. Auf dem Platz ist er halt manchmal ein bisschen speziell», erklärt Jent und verweist gleichzeitig auch auf die andere Seite der Medaille. «Ich kenne das Gefühl, einen Verein verlassen zu müssen. Es ist unschön, aber manchmal braucht es einen Knall. Und lieber jetzt als nach zwei Spieltagen der nächsten Saison.»

Der FCW-Trainer erklärt dabei, dass Keranovic nur ein Puzzle-Stück im Ganzen war und viel Unausgesprochenes bei den Diskussionen der letzten Woche zum Vorschein kam. «So seltsam es klingt, das Team ist so intakt, dass es oft fast zu harmonisch ist. Wir wissen um unsere Qualität und bringen diese dann nicht mehr auf den Platz, weil der Glaube da ist, dass alles schon irgendwie gut kommt. Das müssen wir abstellen.»

Routiniers zerreissen sich für die Jungen

Ein gutes Beispiel dafür zeigt die Personalsituation gegen Muttenz. Durch die zahlreichen Ausfälle standen die 18-Jährigen Genti Ajdari und Javi Gabathuler in der Startelf. Aussenverteidiger Gianluca Calbucci startete in der Innenverteidigung. Mit Dario Stadler, Klodi Ajdari und Qendrim Aliti standen zudem drei Spieler im Kader, die einen Tag zuvor noch mit der zweiten Mannschaft im Einsatz gewesen waren. Alle drei kamen auch zu einem Einsatz.

«Dadurch wussten die Routiniers, dass sie 110 Prozent geben müssen. Bei Calbucci hatte man den Eindruck, dass er nie etwas anderes als Innenverteidigung gespielt hat, und die Jungen haben einfach Spass gemacht», sagt Jent. «Einerseits haben wir gesehen, dass die Jugendarbeit beim FC Wohlen gut ist. Gleichzeitig weiss ich nicht, ob das alles so rundgelaufen wäre, wenn beispielsweise Thomas Schiavano, Vilson Doda und Luigi Milicaj einsatzfähig gewesen wären, oder ob wir nicht wieder in das Muster ‹Wir wissen, dass wir gut sind. Es klappt schon irgendwie› verfallen wären. Wir müssen lernen, immer das Maximum abzurufen, besonders wenn alle Leistungsträger an Bord sind.»

Das wichtigste Spiel steht bevor

Es gibt also noch viel zu tun für den FC Wohlen, auch wenn der erste Schritt gemacht ist. Obwohl die Meisterschaft vorbei ist, steht das wichtigste Spiel noch an. Am kommenden Samstag, 17 Uhr, trifft Wohlen auswärts auf La Chaux-de-Fonds in der Cupqualifikation.

Heute Dienstag gönnt sich das Team einen trainingsfreien Abend, wo sie stattdessen zusammen grillieren. Wirklich etwas zu feiern gibt es aber erst, wenn der Einzug in den Schweizer Cup in trockenen Tüchern ist. «Zum Feiern haben wir noch keinen Grund. Aber das Spiel gegen Muttenz war ein Befreiungsschlag. Wir haben gezeigt, was wir können.» --jl


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