Ringen um Fachkräfte
22.09.2023 Wirtschaft, Beinwil/FreiamtSituation auf sieben Gemeindeverwaltungen des Freiamts
Den Mangel an Fachkräften in bestimmten Bereichen spürt auch die öffentliche Verwaltung. Stellen können teilweise längere Zeit nicht besetzt werden. Dies führt insbesondere bei ...
Situation auf sieben Gemeindeverwaltungen des Freiamts
Den Mangel an Fachkräften in bestimmten Bereichen spürt auch die öffentliche Verwaltung. Stellen können teilweise längere Zeit nicht besetzt werden. Dies führt insbesondere bei grösseren Gemeinden zu Konkurrenzsituationen.
Sabrina Salm, Marco Huwyler
Ende letzten Jahres waren in der Schweiz über 120 000 Stellen unbesetzt, so viele wie seit 2003 nicht mehr. Die Alterung der Bevölkerung und die sich verändernden Lebensweisen gelten als Gründe, weshalb es in bestimmten Berufszweigen schwierig geworden ist, kompetente Fachkräfte zu rekrutieren.
Als Player auf einem liberalen Arbeitsmarkt spüren auch die Gemeindeverwaltungen die Auswirkungen dieser Entwicklung – wenn auch nicht alle im selben Ausmass. Diese Zeitung hat bei den grösseren Freiämter Gemeinden nachgefragt, wie sie die aktuelle Lage beurteilen.
Mittelgrosse haben noch kaum Probleme
Vergleichsweise wenig tangiert von der Thematik sieht sich Waltenschwil. Die Gemeinde räumt zwar ein, dass die Auswahl bei der Besetzung von Posten kleiner geworden sei. «Doch bisher konnten stets sämtliche Stellen in der Gemeindeverwaltung mit guten Fachkräften besetzt werden», sagt Gemeindeschreiber Frank Koch.
Ähnlich tönt es auch aus Villmergen. «Durch unsere attraktive Gemeinde- und Verwaltungsgrösse sowie unsere Anstellungsbedingungen arbeiten die Fachkräfte gerne in Villmergen», heisst es von Gemeindeschreiber Josef Würsch. Dennoch merke man auch hier, dass die Anzahl Bewerbungen rückläufig sei.
Genauso wie auch in Zufikon. «Weil wir nicht mehr so viele Bewerbungen erhalten wie früher, wird bei planbaren Vakanzen (etwa aufgrund von Pensionierungen) deshalb entsprechend mehr Zeit eingeplant», sagt Gemeindeschreiber Uwe Krzesinski.
Berikons Gemeindeammann Stefan Bossard kennt den Rückgang an Bewerbungen ebenfalls. «Das merkt man alleine schon bei der Anzahl an Bewerbungen für eine Lehrstelle auf der Verwaltung. Hatten wir früher für eine Stelle 15, sind es heute nur noch drei bis vier Bewerbungen.» Allgemein spürt die Gemeinde Berikon den Fachkräftemangel insbesondere bei den Kaderfunktionen. Die Stelle des Gemeindeschreibers ist beispielsweise immer noch vakant.
Grosse spüren Konkurrenz
Während die mittelgrossen Gemeinden die Situation zum jetzigen Zeitpunkt mehr oder weniger noch gut handeln können, sieht es bei den grossen Zentrumsgemeinden des Freiamts schon ein wenig komplizierter aus. Hier spürt man die Konkurrenzsituation stärker und hatte auch schon unter den Auswirkungen zu leiden. «Es gab schon Abgänge aufgrund von höheren Salärangeboten anderer Gemeinden», sagt Muris Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger. Und mit dieser Problematik ist er nicht allein. «Der arbeitsmarktliche Konkurrenzkampf findet statt», bestätigt der Wohler Gemeinderat. «Es werden zunehmend Abwerbungsversuche von Personal unter den Gemeindeverwaltungen unternommen. Mitarbeitende werden über verschiedene Kanäle kontaktiert.» Ähnliches hört man aus Bremgarten: «Mitarbeitende werden teilweise proaktiv abgeworben», sagt Stadtschreiber Beat Neuenschwander. «Es werden bei einem Wechsel auch Ausbildungskosten von der neuen Gemeinde zu 100 Prozent übernommen.»
Insbesondere in Führungspositionen und bei Fachpersonen, deren Kompetenzen branchenübergreifend gefragt sind, spüren die grossen Gemeinden den Konkurrenzdruck. Und: bei den Polizisten. «Hier ist die Rekrutierung seit längerer Zeit schwierig», heisst es aus Bremgarten und Muri.
Attraktive Bedingungen schaffen
Alle sieben angefragten Gemeinden verweisen darauf, dass es angesichts der Herausforderung «Fachkräftemangel» wichtiger denn je geworden sei, attraktive Arbeitsbedingungen anbieten zu können. Obwohl vielerorts Schritte unternommen wurden, um ein möglichst attraktives Gesamtpaket anbieten zu können, wird es insbesondere in grösseren Gemeinden Perioden geben, wo Vakanzen nicht sofort besetzt werden können. Eine langfristige, vorausschauende Planung bei der Besetzung von Stellen ist daher essenziell geworden. Insgesamt gilt: Den Fachkräftemangel spüren alle Gemeinden – wenn auch in unterschiedlichem Ausmass. Doch noch gilt ebenfalls: Nirgends ist die Situation prekär.