Rudern – eine Familiensache
20.12.2022 Sport, Weitere SportartenRudern: Die Berikerin Olivia Roth auf ihrem Weg an die nationale Spitze – Fernziel sind die Olympischen Spiele
Genau wie ihr Bruder Tim Roth ist auch die 19-jährige Olivia Roth auf dem Weg ganz nach oben in der Schweizer Ruderszene. Sie blickt zurück auf ein ...
Rudern: Die Berikerin Olivia Roth auf ihrem Weg an die nationale Spitze – Fernziel sind die Olympischen Spiele
Genau wie ihr Bruder Tim Roth ist auch die 19-jährige Olivia Roth auf dem Weg ganz nach oben in der Schweizer Ruderszene. Sie blickt zurück auf ein erfolgreiches Jahr und voraus auf grosse Ziele. Aktuell ist sie aufgrund einer Operation ausser Gefecht gesetzt.
Stefan Sprenger
Ihre Familiengeschichte ist international. Die Mutter stammt aus Deutschland, der Vater aus Tschechien. Geboren wurde Olivia Roth in Deutschland, bevor sie im Kindergartenalter mit der Familie nach Berikon zügelte. Ihr Vater Tomas Roth war einst selbst ein starker Ruderer, wurde Schweizer Meister und startete an internationalen Rennen. So war es naheliegend, dass auch die Kinder mit dem Sport beginnen. «Unser Vater hat uns nicht gedrängt, uns aber viele Türen geöffnet. Ich glaube, er ist nicht unglücklich, dass ich und Tim heute rudern», sagt Olivia Roth, die mit Tessa noch eine jüngere Schwester hat (welche aber nicht rudert). Der Vater begleitet sie auch jeweils ins Training an den Zürichsee. «Rudern ist ein aufwendiger Sport und ohne Hilfe aus dem Elternhaus wäre es schwierig.»
Schon einige Erfolge vorzuweisen
Ihr Bruder Tim, der zwei Jahre älter ist, durfte an der Junioren-EM 2019 bereits die Bronzemedaille gewinnen. Olivia Roth selbst wurde im letzten Jahr Junioren-Weltmeisterin, 2020 holte sie an der Junioren-EM die Silbermedaille – beides im 4er. Vom Kanton Aargau wurde sie 2021 zur «Newcomerin des Jahres» ausgezeichnet. Die 19-Jährige, die seit sechs Jahren rudert, hat auch in diesem Jahr einige Erfolge vorzuweisen. Der 7. Rang an der U23-WM, der 3. Rang bei den Elite-Frauen in der Schweiz im Einer und – ein ganz grosses Highlight – der 3. Rang an der U23-EM. «Das war die erste Schweizer Frauen-Riemen-Medaille an einer EM», erzählt sie.
In Zukunft möchte sie einen ähnlichen Weg gehen wie ihr Bruder Tim Roth. Er ist aktuell an einer Universität in Kalifornien, USA. «Dort studiert er und fährt für das Universitäts-Team mit einem Stipendium.» Für Olivia Roth, die im nächsten Sommer die Informatik-Mittelschule abschliesst, ist dies ebenfalls eine lukrative Option für die Zukunft. Im Ausland studieren und gleichzeitig seiner sportlichen Leidenschaft nachgehen, «das ist natürlich etwas Megatolles», findet sie. Und die Universitäten in den USA sind immer auf der Suche nach vielversprechenden Ruder-Talenten aus Europa. Und da gehört Olivia Roth – die übrigens die Nachbarin von Bob-Weltcupfahrerin Melanie Hasler ist – allemal dazu.
Sie nähert sich immer mehr der Elite der Schweiz an. Mit 19 Jahren hat sie noch Zeit. Die Frau vom Ruderclub Zürich trainiert viel und oft. Ob auf dem Ergometer, im Kraftraum oder auf dem Ruderboot im Wasser: Sie investiert beinahe ihre gesamte Freizeit für den Rudersport. Und sie hat hohe Ziele. Die Olympischen Spiele in Paris 2024 beispielsweise. Ob es dafür reicht? «Mal schauen, ich habe noch Zeit. Aber es ist sicherlich einen Versuch wert.» Ihr Bruder Tim Roth ist auf bestem Weg, dass er an die Olympischen Spiele nach Paris kann.
Komplizierte Operation hinter sich
Der Rudersport gibt ihr viel zurück. «Es ist eine Lebensschule», sagt sie. Und eine Familienangelegenheit. An den Rennen von Tim und Olivia ist meist die ganze Familie dabei. «Wenn mein Vater mal nicht an einem Rennen ist, dann ist das schon ein komisches Gefühl, weil er eigentlich immer am Ufer steht», erzählt sie.
Olivia Roth ist aktuell in der Winterpause. Im nächsten Sommer steht die U23-Weltmeisterschaft an, das grosse Highlight des Jahres. Dafür gibt sie alles. Momentan ist sie aber eingeschränkt im Kraftaufbau und im Training. Sie musste sich einer komplizierten Kiefer-Operation unterziehen. «Alles gut gegangen, der Heilungsprozess braucht aber Zeit», sagt die junge Frau. Von ihren grossen Zielen lässt sie sich aber nicht abbringen. Die Unterstützung der ganzen Familie ist ihr sicher.