Rund ein Viertel geht verloren
17.11.2023 Kallern, Region OberfreiamtEin höherer Wasserpreis ist das grosse Thema an der «Gmeind» in Kallern vom 24. November
Das Wasser soll teurer werden. Statt bisher 2.60 Franken pro Kubikmeter soll die Kallerer Bevölkerung ab nächstem Jahr 3.70 Franken pro Kubikmeter zahlen. Der ...
Ein höherer Wasserpreis ist das grosse Thema an der «Gmeind» in Kallern vom 24. November
Das Wasser soll teurer werden. Statt bisher 2.60 Franken pro Kubikmeter soll die Kallerer Bevölkerung ab nächstem Jahr 3.70 Franken pro Kubikmeter zahlen. Der zuständige Gemeinderat Daniel Schwegler erklärt, warum diese Erhöhung unumgänglich ist.
Annemarie Keusch
Ob viele Leute ihr Wasser aus einer Leitung beziehen oder wenige – unterhalten werden muss sie sowieso. «Das ist die Krux für uns», sagt Gemeinderat Daniel Schwegler. Kallern erstreckt sich über sieben Weiler, im Dorf leben zirka 1,5 Personen pro Hektare. Zum Vergleich: In Aarau sind es rund 16 Personen pro Hektare. «Unsere Gemeinde hat gemessen an der Einwohnerzahl ein relativ grosses Wasserversorgungsnetz», erklärt Schwegler. Heisst, eine relativ grosse Distanz an Leitungen muss unterhalten werden. Und das kostet.
Es ist aber nicht der einzige Grund, weshalb sich der Gemeinderat gezwungen sah, die Erhöhung des Wasserpreises an der «Gmeind» zu beantragen. «Wir haben das Problem, viel Wasserverlust verzeichnen zu müssen», sagt Schwegler. Kallern besitzt keine eigenen Quellen, muss also jeden Liter Wasser extern einkaufen, auch jene, die verloren gehen, etwa wegen Lecks. Schwegler weiss: «Unser Wassernetz ist grösstenteils um die 50 Jahre alt. Mit dem Alter ist es nicht überraschend, dass es zu Wasserverlusten kommt.» Kalkulatorisch müsse also jeder Liter Wasser, der über das Wassernetz verloren geht, auf die verrechenbaren Liter verteilt respektive addiert werden. Und das sind nicht wenige. Laut Schwegler liegt der Verlust aktuell bei knapp über 25 Prozent, also jeder vierte Liter Wasser geht verloren.
Einige Projekte laufen, weitere stehen an
Dass dieser Wasserverlust minimiert werden kann, ist im Kallerer Gemeinderat schon länger immer wieder Thema. Schwegler erklärt: «Das Ziel ist es nicht, das gesamte Wassernetz in einem Schritt neu zu machen, sondern da einzugreifen, wo es am effizientesten ist.» Gestartet wurde dabei mit der Sanierung der Technik der beiden Reservoirs. Aktuell laufen zudem die letzten Arbeiten der Erneuerung der Wasserleitung Schulstrasse bis Reservoir Lätten. Ebenfalls ist der Ersatz aller Wasserzähler im Gange. «Der Gemeinderat geht davon aus, dass diese Schritte helfen, den Wasserverlust zu reduzieren», sagt Schwegler.
Weitere Massnahmen werden in den nächsten Jahren fällig. «Für die Jahre 2025 bis 2027 sind Sanierungen im Umfang von 250 000 Franken angedacht», weiss Schwegler. Für die Grobplanung orientiere man sich an Abschnittslängen und Erfahrungswerten. Hinzu kommen die Kosten für «Wasser 2030», an denen sich auch die Gemeinde Kallern beteiligt.
Vor fünf Jahren schon Gebühren erhöht
3.70 Franken pro Kubikmeter zahlt die Bevölkerung neu, anstatt wie bisher 2.60 Franken pro Kubikmeter. «Wie diese Zahl zustande kam? Wir haben die jährlichen Kosten für die im aktuellen Jahr getätigten und in naher Zukunft geplanten Investitionen dividiert durch die Anzahl Kubikmeter Wasserverkauf», erklärt Schwegler. Schon vor fünf Jahren erhöhte die Gemeinde die Wasserverbrauchsgebühren. Damals wurden im Gegenzug die Abwassergebühren gesenkt. «Das hat seine Wirkung durchaus gezeigt, das bestehende Kapital der Spezialfinanzierung wuchs von 127 000 Franken auf 233 000 Franken.» Das reiche aber nicht, um künftige Investitionen zu stemmen.
Das wird auch beim Blick ins Budget deutlich, über das an der «Gmeind» ebenfalls entschieden wird. Beim Wasserwerk steht nämlich ein Minus von 23 450 Franken zu Buche, trotz Gebührenerhöhung. Gemeinderat Schwegler erklärt: «Im Budget sind noch Sondereffekte eingerechnet – eine grosse Schieberkontrolle auf dem ganzen Gemeindegebiet und der Ersatz von defekten Schiebern an neuralgischen Punkten.» Bei der Budgeterstellung sei zudem noch nicht klar gewesen, in welchem Rahmen die Gemeinde Brunnenmeister-Arbeiten extern und damit teurer vergeben müsse.
Bei einem Nein nur noch höhere Gebührensprünge
Die letzte Gebührenerhöhung ist fünf Jahre her, die nächste folgt. Wie soll es weitergehen? «Eine erneute Erhöhung in ein paar Jahren ist nicht auszuschliessen, aber im Moment nicht geplant.» Den richtigen Zeitpunkt für den Ersatz von Wasserleitungen zu finden, sei schwierig. «Man sieht den Leitungen ihren Zustand von oben nicht an. Dass sich Renovationen in den nächsten Jahren kumulieren könnten, vermutet Schwegler, auch weil fast 90 Prozent der Kallerer Wasserleitungen von 1975 bis 1980 gebaut wurden. Die Ausführungsqualität der damaligen Bauarbeiten und die hohen Betriebsdrücke von teilweise bis zu 15 Bar während des Pumpbetriebs haben auch Einfluss auf die Haltbarkeit der Leitungen.
Die neuen Smartmeter würden helfen, Lecks zu orten. Das sei wichtig, besonders bei Leitungslängen wie jener der Gemeinde Kallern. «Wir werden an der Gemeindeversammlung die Besonderheiten unserer Wasserversorgung aufzeigen», sagt Schwegler. Es sei dem Gemeinderat bewusst, dass eine Gebührenerhöhung gerade in der aktuell schwierigen Situation nicht auf offene Ohren stosse. «Die Abschreibungen und Investitionen sind aber Tatsache und eine Ablehnung führt langfristig nur zu noch höheren Gebührensprüngen.»
Die Traktanden
Die Kallerer Einwohnergemeindeversammlung findet am Freitag, 24. November, 19.30 Uhr, im Dachsaal statt. Dies sind die Traktanden: 1. Protokoll. – 2. Verpflichtungskredit über 25 000 Franken für die Projektierung Sauberwassertrennung Hinterbühl-Haldenäcker. – 3. Verpf lichtungskredit von 5000 Franken für den Verbands-GEP ARA Chlostermatte. – 4. Erhöhung der Wasserverbrauchsgebühren auf 3.70 Franken pro Kubikmeter (bisher 2.60 Franken pro Kubikmeter). – 5. Budget. – 6. Verschiedenes.