Sehen und gesehen werden
14.11.2023 MuriMarktduft in der Luft
Olfaktorische Genüsse am Martinimärt Muri
Es glitzert und glänzt, leuchtet und strahlt. Optische Reize, wohin das Auge blickt, am Martinimärt in Muri. Mehr noch als dem Auge wird allerdings der Nase geschmeichelt. ...
Marktduft in der Luft
Olfaktorische Genüsse am Martinimärt Muri
Es glitzert und glänzt, leuchtet und strahlt. Optische Reize, wohin das Auge blickt, am Martinimärt in Muri. Mehr noch als dem Auge wird allerdings der Nase geschmeichelt. Der Geruch nach Raclette konkurrenziert mit jenem nach Chnoblibrot. Marktstände mit Zuckerwatte und Magenbrot buhlen um die Gunst jener, die es süss mögen. Und die anderen dürften sich vom Duft nach Marroni und Grilladen abgeholt gefühlt haben. --tst
Der Martinimärt hat die Besucher trotz unbeständigen Wetters in Massen angezogen
Er ist einer von zwei Märkten, die dem Klosterdorf erhalten geblieben sind, der Martinimarkt. Weil der 11. November auf einen Samstag fiel, präsentierte er sich diesmal besonders üppig.
Thomas Stöckli
Es gibt viel zu sehen, am Martinimärt in Muri. Und noch mehr zu riechen. Frische Crêpes auf dem Klosterhof, vor Ort zubereitete Berliner. «Die verantwortlichen Marktfahrer kommen beide seit Jahren und ihre Produkte sind bombastisch», sagt Marktchefin Annette Gerber. Dazwischen duftet es nach ätherischen Ölen und exotischen Gewürzen, nach Käse, Marroni und Magenbrot – und immer wieder nach Chnoblibrot und nach Zuckerwatte.
Die Vielfalt zeigt, dass sich Annette Gerber über mangelndes Interesse wahrlich nicht beklagen kann. Erst recht, wenn der Martinimärt, wie dieses Jahr, auf einen Samstag fällt. Schon vor zwei Monaten seien die 160 Stände ausgebucht gewesen. «Proppenvoll» sei der Markt, wie sie es formuliert. Dabei hätte es noch manche zusätzliche Interessierte gegeben, die nicht mehr berücksichtigt werden konnten.
Einkaufsort und Treffpunkt
Bei den Besucherinnen und Besuchern kommt der abwechslungsreiche Mix, der von Geschenkartikeln für Weihnachten über Esswaren und Kleider bis zu Spielwaren reicht, offenbar auch gut an. Besonders viele tummelten sich am Vormittag bei Sonnenschein zwischen den Ständen. Fast noch mehr als eingekauft wurde hier geplaudert. Sehen und gesehen werden gehört ganz offensichtlich zum Markterlebnis dazu. Und rund die Hälfte der Marktfahrerinnen und Marktfahrer kommt schliesslich aus der Region.
Zum ersten Mal am Martinimärt präsent ist Diana Fischer aus Buttwil mit ihren Tonfiguren. «Normalerweise arbeite ich am 11. November», erklärt sie. Nebst ihren markanten Mohnblumen-Kreationen hat sie saisongerecht auf eher vorweihnachtliche Töpferwaren gesetzt. Da buhlen Samichläuse, Engel und auch die eine oder andere Krippenfigur um die Aufmerksamkeit der potenziellen Kundschaft.
Echtes Fell und Pelzimitat
Mit einem Stand präsent ist auch die Fellnähgruppe Freiamt, die eigentlich nur aus fünf Nasen bestehe, aber auf eine jahrzehntelange Tradition zurückblicke, wie Ursi Oswald und Heidi Stöckli verraten. Die Frauen treffen sich alle drei Wochen abends zum gemeinsamen Gestalten in Beinwil. «Und was man näht, das muss man dann ja auch loswerden», sagen sie und lachen. Die Markttage gehören demnach ebenso zum Gruppenprogramm wie gemeinsame Essen und Ausflüge. «Neue Leute sind willkommen», heisst es bei der Fellnähgruppe. Der gemeinsame Nähabend dürfte künftig der Freitag sein.
Abgesehen vom kalten Wind laufe es tiptop, verrät Jrene Maria Scattolo aus Merenschwand. Ihre Krippenfiguren modelliert sie selbst und kleidet sie kunstvoll mit Stoffen ein. Doch die Gestalten sind nicht nur etwas fürs Auge, wie sie betont: «Die Kinder können auch damit spielen.» Schliesslich seien die Extremitäten beweglich, entsprechend können die Figuren nach Belieben hingesetzt oder – dank Bleischuhen – auch gestellt werden. Besonders gefragt sind am Martinimärt allerdings ihre Schäflein aus Pelzimitat.
Volle Festzelte
Zwischen den Ständen mit Handgemachtem reiht sich allerlei anderes, vom Stand mit klassisch anmutenden US-Blechschildern bis hin zum obligaten Aushang von Fussballtrikots, wobei nebst Haaland, Messi, Ronaldo und Neymar auch der Name Sommer zu lesen ist. Die Marktfahrerinnen und -fahrer freuten sich durchwegs über den grossen Publikumsaufmarsch. Gefragt nach den Verkaufszahlen, gingen die Aussagen dann allerdings etwas auseinander.
Und was war mit dem angesagten Regen? Davon blieb der Markt nicht verschont. Im Laufe des Nachmittags trübten einige Tropfen die Stimmung und trieben die Marktgänger ins Trockene. Wobei das für viele nicht das Zuhause war, sondern eines der Festzelte, in denen man sich weiter kulinarisch verwöhnen lassen und den Austausch pflegen konnte.