Sein Herz schlägt für den Wald
14.05.2024 MuriEin seltenes Jubiläum: Andi Budliger ist seit 40 Jahren Teil des Forstbetriebes Region Muri
Er machte seine Lehre beim damaligen Staatsforstbetrieb und ging nie weg. Andi Budliger hat den Wald in der Region stark mitgeprägt.
...Ein seltenes Jubiläum: Andi Budliger ist seit 40 Jahren Teil des Forstbetriebes Region Muri
Er machte seine Lehre beim damaligen Staatsforstbetrieb und ging nie weg. Andi Budliger hat den Wald in der Region stark mitgeprägt.
Annemarie Keusch
Ähnlichkeiten sind nicht viele zu erkennen. Das verschmitzte Lächeln vielleicht. Oder die wachen Augen.
Aber kein Wunder, zwischen dem Foto, das Andi Budliger beim Start in die Lehre zeigt, und heute liegen 43 Jahre. 2.70 Franken betrug damals der Stundenlohn im ersten Lehrjahr. Warum er Forstwart lernte? «Holz war schon immer mein Metier», sagt der 60-Jährige. Schreiner sei auch eine Möglichkeit gewesen. «Aber beim Schnuppern musste ich wochenlang Spanplatten mit Kunstharz beschichten. Das war mir dann zu wenig holzbezogen.»
Budligers Weg führte in den Wald, in den Murianer Wald. Und hier blieb er. Mittlerweile sind es 40 Jahre, plus die dreijährige Lehrzeit. «Ich habe es nie bereut, immer hier geblieben zu sein. Der Alltag als Forstwartvorarbeiter ist genug abwechslungsreich.» Kommt hinzu, dass sich in den über vier Jahrzehnten einiges verändert hat – personell, aber vor allem strukturell. Mehrere Ortsbürgergemeinden schlossen sich zum Forstbetrieb Region Muri zusammen. Drei verschiedene Chefs, drei verschiedene Werkhöfe – Andi Budliger blickt auf eine lange Zeit im Wald von Muri, Aristau, Bünzen, Boswil und Besenbüren zurück. Dass dieses Jubiläum gebührend gefeiert wurde, steht ausser Frage. Abgeschlossen ist die Geschichte damit aber nicht. «Wenn es die Gesundheit zulässt, arbeite ich noch so gerne weiter im Wald.»
Grosses Jubiläum beim Forstbetrieb: Andi Budliger arbeitet seit 40 Jahren im Wald
Vier Jahrzehnte beim selben Arbeitgeber. Das ist selten. Erst recht, wenn die Arbeit körperlich anstrengend ist. Seit 40 Jahren arbeitet Andi Budliger tagtäglich im Wald. «Wahnsinn», sagt Oliver Eichenberger, Betriebsleiter des Forstbetriebs Region Muri.
Annemarie Keusch
Er weiss, dass er das eine oder andere Mal auch Glück gehabt hat. Von schweren Unfällen blieb Andi Budliger immer verschont. «Ich weiss, dass das nicht selbstverständlich ist», sagt er. Anderen Berufskollegen blieben solche Jubiläen verwehrt, auch weil der Körper die anstrengende Arbeit im Wald nicht mehr zulässt. Beim 60-Jährigen aus dem luzernischen Sulz ist das anders. Voller Zuversicht sagt er: «Ich würde gerne bis zu meiner Pension im Wald weiterarbeiten.» Er weiss aber, dass es schnell gehen kann, dass die Gesundheit die wichtigste Voraussetzung dafür ist. «Darum plane ich nicht wirklich weit voraus. Das habe ich nie gedacht. Dass ich 40 Jahre im selben Betrieb tätig sein werde, war für mich entsprechend eigentlich nie ein Thema, geschweige denn ein Ziel.»
Passiert ist es trotzdem. Und das ist sowohl für den Forstbetrieb als auch für Budliger überhaupt nicht schlimm, im Gegenteil. «Ich bin dankbar, dass ich schon so lange hier arbeiten darf. Dass ich die Möglichkeit hatte, mich hier zu entfalten», sagt er. Natürlich habe es in den 40 Jahren auch Momente gegeben, in denen nicht alles passte. «Ich habe mir das eine oder andere Mal überlegt zu wechseln. Getan habe ich es aber nie, zum Glück.»
Mit vielen Weggefährten
Einen Bezug zum Wald und zum Holz hat Budliger von klein auf. Zum elterlichen Bauernhof gehören drei Hektaren Wald. «Auf der Aargauer Seite des Lindenbergs. Auch darum kam ich auf die Idee, hier die Lehre zu absolvieren», erzählt er. Zumal im Kanton Luzern damals weite Teile des Waldes Privatbesitz waren und es darum in den Staatsforstbetrieben kaum Lehrstellen gab. Für den Forstbetrieb Region Muri wurde das zum Glücksfall. Welchen Stellenwert Budliger innerhalb des Teams über die vier Jahrzehnte hinweg genoss, zeigt alleine die Tatsache, dass alle eingeladenen Weggefährten sich die kleine Feier zu Ehren Budligers nicht entgehen liessen. Und Budliger selbst? «Ich stehe nicht so gerne im Mittelpunkt, aber auf diesen Abend unter Freunden habe ich mich gefreut.»
Natürlich lässt es sich Oliver Eichenberger, Betriebsleiter des Forstbetriebs Region Muri, nicht nehmen, den Jubilar gebührend zu ehren. «40 Jahre, mit der Lehre 43 Jahre – das ist Wahnsinn.» Im Wald sei ein solches Jubiläum noch seltener. «Wenn, dann bei Förstern, aber bei Vorarbeitern, die jeden Tag bei Wind und Wetter draussen arbeiten, kommt das höchst selten vor.» Zumal sich die Arbeit in einer solchen Zeitspanne auch stark verändere. «Mechanisierung, waldbauliche Aspekte – vieles ist nicht mehr gleich wie vor 40 Jahren.» Und dennoch: Bäume, die Budliger als Lehrling vor 43 Jahren gepflanzt hat, hegt er weiterhin. Rund 40 Zentimeter messen sie mittlerweile laut Eichenberger.
Kaufte Maschinen gleich selbst
Budliger habe den Forstbetrieb geprägt, ähnlich wie es mit Alfred Küng, Beat Bossert und seit fünf Jahren Oliver Eichenberger die drei Betriebsleiter während seiner Ära getan haben. «Maschinen, die er für seinen Forstalltag brauchte, kaufte er sich gleich selbst», erzählt Eichenberger. Diese Maschinen vermietete er dem Forstbetrieb. Sein technisches Verständnis war auch beim Unterhalt der Maschinen gefragt. «Dank ihm konnten wir viel Reparaturkosten sparen», ist Eichenberger überzeugt. Lange war Budliger zudem für den Pflanzgarten verantwortlich. «Arbeitszeiten kannte er keine.» Und auch für sein grosses Hobby, Holzerwettkämpfe, konnte er viele Mitarbeitende des Betriebs begeistern. «Dass er dabei alle seine Tricks und Tipps ohne zu zögern weitergab, zeigt, was für ein Mensch Andi ist.»
Erfahrung bringt Budliger nach 40 Jahren reichlich mit. Ob bei Brennholzkunden, auf Waldumgängen – seine Expertise ist gefragt. Und auch Eichenberger weiss sie zu schätzen. «Er hat eine beeindruckende Beobachtungsgabe. Man spürt, wie gerne er im Wald arbeitet.»
«Auf ihn ist Verlass»
Auch Milly Stöckli, Präsidentin der Betriebskommission, stellt fest, dass Budligers Herz für den Wald schlägt. «40 Jahre, das ist eine tolle Leistung. Was er anpackte, das hat er erfolgreich zu Ende geführt. Auf Andi ist Verlass», fasst sie zusammen. Sie wünsche ihm, dass er die fünf verbleibenden Jahre bis zur Pension noch unfallfrei beim Forstbetrieb Region Muri weiterarbeiten könne.
Und was hat Andi Budliger aus den vier Jahrzehnten zu erzählen? «Es gäbe einiges und die eine oder andere Geschichte wird an diesem Abend sicher wieder aufgewärmt», meint er lächelnd. Einschneidend seien natürlich die schwerwiegenden Stürme gewesen, allen voran Lothar 1999. «Aber ich habe auch in solchen Momenten immer nach vorne geschaut. Wenn man anpflanzt, dann wächst der Wald wieder.» Pragmatisch, wie Budliger eben ist.