Sensibilisierung ist wichtig
01.09.2020 KelleramtGrosses Interesse am Informationsanlass über invasive Neophyten
Der Gemeinderat spannte für diesen Anlass mit dem Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg und dem Forstbetrieb Kelleramt zusammen. Die über 30 Teilnehmer erhielten an drei Posten Anschauungsunterricht.
Bernadette Oswald
Gemeindeschreiber Marco Widmer registrierte die Ankommenden. Gemeinderätin Barbara Weber sagte bei ihrer Begrüssung: «Eingeschleppte Pflanzen, die sich auf Wiesen, Ackerflächen und im Wald rasant verbreiten, sind eine grosse Herausforderung. Heute Abend stellen uns drei Fachleute vom Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg die problematischen Arten vor. Sie erklären Bekämpfungsmassnahmen und geben Tipps über den Umgang mit riskanten Zierpflanzen im Garten.»
Es braucht ein Zusammenspiel
Anschliessend begrüsste Andi Distel, Kantonaler Leiter Pflanzenschutzdienst vom Zentrum Liebegg, die Anwesenden. «Sensibilisierung ist extrem wichtig und die Gemeinden spielen dabei eine grosse Rolle», betonte der Experte. Der Name Neophyten bedeute «neue Pflanzen», die seit der Entdeckung Amerikas durch Europäer bei uns eingewandert sind. Von denen gehöre nur ein kleiner Teil zu den invasiven Neophyten, also zu solchen Pflanzen, die sich massiv ausbreiten und das einheimische Ökosystem gefährden.
«Momentan müssen wir bei der Bekämpfung Prioritäten setzen. Aber mit der laufenden Revision des Umweltschutzgesetzes sollten wir bessere Handhabe bekommen», zeigte sich Distel optimistisch. «Es braucht ein Zusammenspiel von Bund, Kantonen, Gemeinden und der Bevölkerung.» Passend dazu ging es an seinem Posten um die Devise «gemeinsam weiterkommen» und um Neophyten im öffentlichen Raum.
Fachgerechte Entsorgung ist entscheidend
Bevor sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei den Posten verteilten, gab Landwirt Hanspeter Hagenbuch einen Erfahrungsbericht zu den Problempflanzen. Er amtet als Kommunale Erhebungsstelle Landwirtschaft und hatte zusammen mit dem Gemeindeschreiber den Anlass organisiert. «Die Blacke (Stumpfblättrige Ampfer) ist ein Dauerthema, aber auch die Ackerkratzdistel wird immer mehr zum Problem», sagte Hagenbuch. Infolge der Trockenheit verbreite sich auch das einjährige Berufskraut rasant. «Diese Pflanzen muss man ausreissen und ausstechen und nicht im Kompost, sondern über die Kehrichtverbrennung entsorgen.» Die fachgerechte Eliminierung der Problempflanzen sei sehr wichtig.
«Blacken im Griff zu haben, ist für den Bauern eine Jahresaufgabe», doppelte Erich Huwiler nach. An seinem Posten informierte er über Problempflanzen im Kulturland. «Wehret den Anfängen», sagte er zum Berufskraut und das gelte auch beim Kreuzkraut. «Obwohl diese Pflanze einheimisch ist, muss sie bekämpft werden. Sie ist sehr giftig, auch im Heu.» Zur Distel erklärte der Pflanzenkenner: «Sie ist eines der Unkräuter, das am zähesten zu bekämpfen ist. Hier muss oft Herbizid zum Einsatz kommen.»
Sommerflieder, Goldrute, Japanknöterich
Tilika Chamberlin zeigte zum Thema schädliche Exoten im Garten zuerst ein Exemplar vom Sommerflieder. «Dieser Neophyt zieht zwar Schmetterlinge an, ist aber keine Raupenpflanze. Er verbreitet sich rasant und verdrängt einheimische Pflanzen.» Die Fachfrau empfahl für genaue Beschreibungen die Website infoflora.ch. Weiter informierte Chamberlin über die aufwendige Bekämpfung der Goldrute oder des Kirschlorbeers. «Bei diesen Pflanzen sind Königskerzen, Malven, Johanniskraut oder Efeu gute Alternativen.»
Der letzte Input des Abends kam von Urs Huber, Leiter Forstamt Kelleramt. «Wir müssen versuchen, mit diesen Problempflanzen umzugehen», sagte Huber. An gewissen Orten sei Handlungsbedarf, aber für die ganze Eliminierung fehle das Personal. «Ganz ein böser Neophyt ist der Japanknöterich, beispielsweise beim Jonenbach.» Manchmal helfe auch die Natur. «Nach dem Sturm Lothar hatten wir viele Probleme mit dem Berufskraut. Jetzt nach 20 Jahren ist durch das Nachwachsen der Bäume fast alles weg.»