Sich selber hohe Ziele gesetzt
13.01.2023 Villmergen, Region UnterfreiamtWalter Cassina, der neue Geschäftsleiter der Oberen Mühle Villmergen, hat sich gut eingelebt
Seit 1. August ist Walter Cassina bereits in Villmergen tätig. Und ist von seiner Aufgabe und der Institution begeistert. Umgekehrt ist der Vorstand sehr angetan von ...
Walter Cassina, der neue Geschäftsleiter der Oberen Mühle Villmergen, hat sich gut eingelebt
Seit 1. August ist Walter Cassina bereits in Villmergen tätig. Und ist von seiner Aufgabe und der Institution begeistert. Umgekehrt ist der Vorstand sehr angetan von dessen Ideen und Elan. Gemeinsam soll die Obere Mühle in eine erfolgreiche Zukunft geführt werden.
Chregi Hansen
«Ich war schon an vielen Orten tätig, aber einen solchen tollen Empfang wie hier in Villmergen habe ich noch nirgends erlebt», schaut Walter Cassina auf seine Anfangszeit zurück. Es ist spürbar, der neue Geschäftsleiter fühlt sich wohl in der Oberen Mühle. «Es macht Spass, hier tätig zu sein und die Institution gemeinsam mit dem Team weiterzuentwickeln», fügt er an.
Die Begeisterung ist beidseitig. «Ein Wechsel in der Geschäftsleitung ist immer mit Risiken verbunden. Aber Walter Cassina hat uns schon mit seiner Bewerbung überzeugt. Er hat uns damals ein gut strukturiertes 100-Tage-Programm vorgelegt», erzählt Präsident Mike Lauper. Und dieses hat Cassina im Herbst konsequent durchgezogen.
Strategie steht für die kommenden Jahre
Den ersten Monat nutzte der neue Chef, um die Bewohner und die Mitarbeitenden kennenzulernen, die Strukturen zu erfassen und Beziehungen aufzubauen. Im zweiten Monat analysierte er, was er in Villmergen vorgefunden hatte, und glich seine Ergebnisse mit der durch die Kaderangehörigen erarbeiteten Strategie OMV 2026 ab. Um dann im dritten Monat die möglichen Handlungsfelder zu definieren und erste Massnahmen zur Strategie-Umsetzung abzuleiten, dies wiederum unter Einbezug des Kaders.
Die Ergebnisse wurden in einer Klausurtagung am 3. November konkretisiert und am 8. November dem Vorstand präsentiert. «Für uns stellte sich im ersten Moment die Frage: Sind all die Vorschläge zeitlich machbar? Oder vielleicht doch zu anspruchsvoll?», schaut Lauper auf diesen Prozess zurück. Dem neuen Geschäftsleiter sei es aber gelungen, seine Ziele treffend mit denjenigen des Vorstandes aus der Strategieplanung 2026 abzustimmen und plausibel zu erklären. Zudem habe man gespürt, dass das Kader top motiviert ist und es seine eigenen Ideen einbringen konnte. «Ich bevorzuge einen partizipativen Führungsstil», macht denn auch Cassina deutlich.
Mehr Freiwillige nötig
In einem nächsten Schritt möchte sich die Obere Mühle Villmergen noch mehr als Begegnungszentrum etablieren und dafür auch den neuen Sinnespark ideal nutzen. Zu diesem Zweck will man verschiedene Kooperationen eingehen, etwa mit lokalen Gruppierungen wie dem Seniorenverein, Avanti 60+, aber auch der Jugendrotkreuzgruppe oder der Schule. «Der Park und die Hopp-la-Geräte sollen nicht nur unseren Bewohnenden dienen, sondern auch der ganzen Bevölkerung», sagt Präsident Lauper. Villmergen sei für die Stiftung Hoppla, welche die Philosophie «Generationen in Bewegung» entwickelt hat, zu einem Leuchtturmprojekt geworden. «Es werden hier in den kommenden Monaten diverse Kurse durchgeführt. Auch der Kanton interessiert sich dafür, was mit Hopp-la alles möglich ist und führt zu diesem Thema im Laufe des März in Villmergen eine grosse Informationsveranstaltung durch», berichtet Lauper.
Damit auch die Bewohnenden den Sinnespark noch mehr nutzen können, braucht es in Zukunft mehr Freiwillige. Aber auch generell will die Obere Mühle dem Thema Freiwilligenarbeit mehr Gewicht geben. Und dafür ist Walter Cassina der ideale Mann, hat er doch für verschiedene Institutionen in diesem Bereich Konzepte entwickelt. «Man könnte sagen, die Freiwilligenarbeit ist meine grosse Leidenschaft», lacht der Geschäftsleiter. Zwar sei die Obere Mühle Villmergen in diesem Bereich bereits gut aufgestellt, aber die Bedeutung der Freiwilligen werde weiter zunehmen. Darum sollen sie in der Oberen Mühle vermehrt gefördert und auch geschult werden. Davon profitiere auch die Gemeinde, denn auch auf kommunaler Ebene werden die Freiwilligen immer wichtiger, fügt Präsident Lauper an.
Zusammenarbeit suchen mit anderen Institutionen
«Weil heute vereinzelte Angebote fehlen, wollen wir eigene Schulungsmodule entwickeln. Dazu suchen wir die Zusammenarbeit mit anderen Freiämter Institutionen», sagt Cassina. Die ersten Rückmeldungen lassen darauf schliessen, dass sich die Freiwilligen auf solche Kurse freuen, denn sie wollen gerne noch dazulernen. Zudem sollen die Freiwilligen besser in die Institution integriert werden, beispielsweise was den Informationsfluss betrifft oder die Einladung zu internen Anlässen. «Das hat auch mit Wertschätzung und Arbeitseffizienz zu tun», findet Lauper. Zudem gibt es neu für alle Bereiche der Freiwilligenarbeit eine passende Ansprechperson in der Institution.
Neu: Medizinischer Ausschuss und Praktikumsplätze
Gerade die Freiwilligen, welche Kontakte zu kognitiv beeinträchtigten Bewohnern pf legen sowie mit Schwerkranken oder gar Sterbenden zu tun haben, brauchen in Zukunft entsprechendes Wissen. Weil die älteren Menschen immer später ins Altersheim wechseln und oftmals gesundheitlich schlechter «zwäg» sind, steigt die medizinische Herausforderung im Haus generell. Darum wurde neu ein medizinischer Ausschuss gebildet, der sich um wichtige Themen der medizinischen Versorgung kümmert, Schwerpunkte definiert und Schulungsprogramme für die Mitarbeitenden erarbeitet. Der Ausschuss soll auch dazu beitragen, das bewährte Hausarztkonzept zu festigen.
Als weiterer Schwerpunkt ist die Schaffung von praktischen Ausbildungsplätzen (PrA) für Jugendliche mit schulischer Beeinträchtigung und Förderbedarf geplant. «Wir sind schon länger am Thema dran, dieses Jahr geht es endlich los», freut sich Lauper. Eingesetzt werden sollen die jungen Menschen zum einen in der Betreuung und Aktivierung, aber auch in der Hauswirtschaft, in der Gastronomie und im Technischen Unterhalt. Dazu arbeitet die Obere Mühle Villmergen mit der IV-Stelle Aargau und insbesondere der Learco AG zusammen. «Theoretisch könnten wir bis zu zehn Ausbildungsplätze anbieten, aber wir wollen behutsam und schrittweise anfangen», so der Präsident. Er ist überzeugt, dass das Angebot sowohl für die Jugendlichen wie auch die Institution ein Gewinn ist. «Wir sind die Ersten im Kanton, die PrA-Plätze im ersten Arbeitsmarkt anbieten», erklärt er stolz.
Weniger ist mehr
Fortgeführt wird in den kommenden Jahren die Öffnungsstrategie. «Für viele unserer Bewohnenden ist der Weg ins Dorf zu weit. Darum wollen wir vermehrt das Dorf ins Haus holen», sagt Lauper. Dabei setzen der neue Geschäftsleiter und sein Team auf das Prinzip «Weniger ist mehr». Es gehe nicht darum, möglichst viele Anlässe zu planen, sondern solche, die auch wirklich zum Haus passen, sagt Cassina. So wird beispielsweise die Zahl der «Abendstunden» reduziert, dafür sollen neue Anlässe geschaffen werden, die sich hoffentlich zur Tradition entwickeln. Beispielsweise die erstmals geplante Ostereiersuche im Sinnespark, ein Wiener Kaffee im Mai, ein Rosenfest für alle im Juni, ein ökumenischer Gottesdienst und die Villmerger Bundesfeier. «Wir haben uns als Ausrichter für die Ausgabe 2023 angeboten, können uns aber auch vorstellen, dass die Feier regelmässig hier stattfindet», erklärt der Präsident.
Auf Bestehendem aufbauen
Der Vorstand und der neue Geschäftsleiter haben also viel vor in den kommenden Monaten. Zu den grossen Zielen kommen kleinere wie die laufende Optimierung der Infrastruktur oder die Verbesserung der Zufriedenheitsbefragungen. Sowohl Lauper wie Cassina sind aber top motiviert. Und Letzterer ist auch nach den ersten fünf Monaten weiterhin begeistert von seinem neuen Arbeitsort. «Bisher war ich meist in Institutionen im Einsatz, die im Umbruch standen und wo vieles neu organisiert werden musste. Die Obere Mühle Villmergen aber hat ihre Aufgaben gemacht, hier weiss man, was man will, hier kann ich auf Bestehendem weiterbauen», sagt er mit einem Strahlen im Gesicht. Das sind doch gute Voraussetzungen für die Zukunft.