Sieben Männer und drei Rapids
20.09.2024 Region OberfreiamtDer Chnellenclub Dietwil ist mit Einachsern auf dem Jakobsweg in Santiago de Compostela angekommen
Sieben Männer aus Dietwil sind mit ihren Rapid-Einachsern dem Jakobsweg entlang nach Santiago de Compostela gefahren. Geplant hatten sie eine Reise von sechs Wochen. ...
Der Chnellenclub Dietwil ist mit Einachsern auf dem Jakobsweg in Santiago de Compostela angekommen
Sieben Männer aus Dietwil sind mit ihren Rapid-Einachsern dem Jakobsweg entlang nach Santiago de Compostela gefahren. Geplant hatten sie eine Reise von sechs Wochen. Nach 35 Tagen und 21 000 Höhenmetern haben sie ihr Ziel erreicht.
Als sie losfuhren, wollten sie einfach nach Frankreich kommen ohne Panne. Doch in der Westschweiz, in Pontarlier, war es bei einem der Gefährte nicht mehr möglich, Gas zu geben. Mit Mühe rollten sie zu einer Tankstelle, um nachzuschauen, was mit dem Gefährt los ist. Doch das herauszufinden, stellte sich als schwieriges Unterfangen dar. In diesem Augenblick kam ein Mann um die Ecke und erklärte, dass sein Sohn eine Garage habe und auch einen Rapid-Einachser besitze. Diesen bestellte er gleich auf den Platz. Er kam mit seinem Anhänger und holte das Gefährt ab. In der Garage haben Vater und Sohn sechs Stunden gearbeitet und den Rapid wieder zum Laufen gebracht. «So erging es uns auf dem ganzen Weg. Jedes Mal, wenn wir eine Panne hatten, kam innert 5 Minuten oder im Umkreis von 10 Metern eine Hilfestellung, brachte Hilfe oder Material.» Peter Inderkum, eines der Mitglieder des Chnellenclubs, erzählt, dass sie darüber philosophiert haben. «Einer sagte, dies sei durch eine höhere Macht geschehen.» Hilfe kam einfach immer dann, wenn sie gebraucht wurde. «Der Jakobsweg hat eine Ausstrahlung.»
Auch als sie 300 Kilometer von Dietwil entfernt wieder eine Panne hatten, kam ein Kollege aus Dietwil mit dem Auto und lieferte ihnen die Ersatzteile. Dieser übernachtete bei ihnen und fuhr am anderen Morgen zurück. Eigentlich sind sie zu neunt gefahren. Zwei der Mitglieder hatten entschieden, dass sie die Gruppe nach zwei Wochen wieder verlassen werden. Aus der Ferne verfolgten sie via Website, welche speziell für die Reise erstellt wurde, die Etappen und Erlebnisse ihrer sieben Kollegen. «Sie haben uns aus der Ferne die Daumen gedrückt.»
Tagesroutinen gibt es auch auf dem Weg
Während der fünf Wochen haben sie jeweils bis um acht Uhr ausgeschlafen. Nach dem Aufstehen gab es Kaffee aus der eigenen Espressomaschine. Dann hiess es aufräumen, zusammenpacken. Losgefahren sind sie um halb zehn Uhr. Mit dem Ziel, ein Café zu finden, um dort zu frühstücken. Anschliessend sind sie gefahren bis zum Zvierihalt, um zirka 16 Uhr haben sie jeweils Ausschau nach der nächsten Schlafgelegenheit gehalten. Das haben sie via Google Maps oder der Reisesoftware Cumud gemacht. Wisi (Alois) Eugster hat sie dann aus der eigenen Küche mit einem Nachtessen versorgt. Nur zweimal gingen sie auswärts essen.
Drei Wagen mit jeweiliger Funktion
In einem der Wagen war die erwähnte Küche untergebracht. Hier gab es auch einen Kühlschrank mit der Füllmenge für zwei Tage. Da ihre Reise immer wieder an einem Einkaufszentrum vorbeiführte, hatten sie stets genug Vorrat. Die Küche verfügte auch über ein Notstromaggregat und einen Gasgrill. Wagen zwei war der Schlafwagen, mit Matratzen und Schlafsäcken. Der dritte Wagen war für die persönlichen Effekten und ganz wichtig für das Ersatzteillager. So hatten sie unter anderem einen Ersatzmotor dabei, welcher auf der Reise ebenfalls ausgetauscht werden musste.
Die Statistik nachgeführt
Auf die Frage, was das lustigste Erlebnis war, antwortet Peter Inderkum: «Das ist schwierig, da die Statistik sagt, dass wir uns bei über 100 Ereignissen köstlich amüsiert haben.» Weiter zeigt die Statistik, dass die sieben Pilgerfahrer in diesen fünf Wochen 2173 Kilometer und über 21 000 Höhenmeter zurückgelegt haben. Die Statistik zeigt auch Pannenanzahl, Bartlänge, Benzinverbrauch, Stumpen- und Zigarilloverbrauch und vieles Lustiges und Nützliches mehr.
Einmal hatten sie es mit der lokalen Polizei zu tun. Sie hatten ihre Fahrzeuge auf einer Sperrfläche parkiert. Die Polizei wollte durchgreifen und sie von dort vertreiben. Nach dem Gespräch mit den Polizisten haben die Beamten den sieben Schweizern sogar den Stempel aus dem Touristeninformationsbüro geholt. Denn auch wer den Weg motorisiert befährt, erhält einen Pilgerstempel, einzig in Santiago de Compostela bekommen nur die Fussgänger und Velofahrer den offiziellen Pilgerausweis.
«Im letzten Drittel lief es gut»
In Spanien blieb einer der Rapids auf einem Parkplatz eines Einkaufszentrums liegen. So entschieden sich die Männer, dort zu campen und den Schaden zu beheben. Die Guardia Civil, die spanische Polizei, hatte etwas dagegen, da Campen auf diesen Parkplätzen verboten ist. Auch hier brachte ein Gespräch eine Lösung; sie durften bleiben und konnten den Schaden beheben.
Die Freiämter erlebten auf ihrem Weg viel Interessantes. In Spanien wurden sie quasi zu bekannten «Medienstars». So haben Fernsehstationen und Zeitungen mehrfach über sie berichtet. Da ihre Route direkt neben dem Fussweg führte, trafen sie auch immer wieder Pilger aus verschiedenen Ländern wie auch aus der Heimat. «Wir kamen gut durch. Die Fahrverhältnisse waren gut. Der Verkehr war selten dicht.» Was mit ihren Gefährten, die 15 km/h fahren, von Vorteil war. Da meist die Autobahn, die Regionalstrasse, ähnlich unseren Kantonsstrassen und der Fussweg parallel verlaufen, war der schnelle Verkehr auf der Autobahn unterwegs. Dazu kam, dass die Gefährte eine gute Ausrüstung hatten, wie auch ein Drehlicht. Dies war den Pilgern vor Beginn der Reise wichtig und die Abklärungen haben sich gelohnt. Nach dem ersten Drittel der Reise durch Spanien wurden die Tageskilometerleistungen grösser, und so erreichten sie ihr Ziel schneller als erwartet.
Die Rückreise traten die Gefährte via Lastwagen an und die Dietwiler flogen zurück in die Heimat. Da sie während ihrer Reise auch viel Interesse aus der Heimat erfuhren, wird der Chnellenclub am 25. Oktober in Dietwil eine Diashow mit Reisebericht und unzähligen Erlebnissen der interessierten Bevölkerung präsentieren. –vaw