Sogar Vögel landen hier
04.02.2025 MuriVerlorenes wird hier gesammelt
Fundstücke aus 18 Gemeinden im Freiamt sind bei der Repol in Muri aufbewahrt. Sonja Stettler, die das Fundbüro leitet, kennt viele Geschichten von Gegenständen, die verloren gingen oder gesucht werden. --vaw
Verlorenes wird hier gesammelt
Fundstücke aus 18 Gemeinden im Freiamt sind bei der Repol in Muri aufbewahrt. Sonja Stettler, die das Fundbüro leitet, kennt viele Geschichten von Gegenständen, die verloren gingen oder gesucht werden. --vaw
Sonja Stettler von der Regionalpolizei Muri verwaltet das Fundbüro der Region
Sie ist Herrin über die Fundstücke aus 18 Gemeinden. Sonja Stettler von der Regionalpolizei in Muri verwaltet alle gefundenen Gegenstände.
Verena Anna Wigger
Jeder Gegenstand, der hier wartet, hat seine Geschichte, und Gegenstände gibt es viele, die bei Sonja Stettler über den Tisch gehen bei ihrem Arbeitsplatz im Grossraumbüro. Sie arbeitet als zivile Mitarbeiterin bei der Regionalpolizei Muri. Sie kam vor 17 Jahren zur Repol und hat schon verschiedene Aufgaben innerhalb von Verwaltungen innegehabt. Nun ist sie verantwortlich für das Fundbüro.
Die Gegenstände, die bei ihr landen, sind teilweise erstaunlich oder zum Schmunzeln. Da war vor Jahren eine Frau mit zwei Kindern, die eine Schachtel mit einem kleinen Vogel brachte, der aus dem Nest gefallen war. Die Information, dass Vögel nicht in die Schublade der Fundsachen gehören, wollte das Findertrio nicht gelten lassen. Dies sei doch das Fundbüro und darum brächten sie den Vogel, den sie gefunden haben. So sah sich Stettler in der Situation, für den Vogel ein neues Zuhause finden zu müssen. Die Patrouille der Repol brachte den Vogel zum Tierarzt, welcher sich professionell um das Tier kümmerte.
Herausfinden, wem es gehört
Es ist nicht immer einfach, die Fundgegenstände ihren Besitzern zurückzugeben. Beispielsweise wurden während der Coronazeit überdurchschnittlich viele Hörgeräte abgegeben. Stettler ist sich sicher, dass die Maskentragpflicht ihres dazu getan hat. Wer seine Maske abgezogen hat, dem sei nicht immer aufgefallen, dass das Hörgerät gleich mitgerissen wurde. Selten wurden diese Fundstücke abgeholt. Stettler geht davon aus, dass viele Menschen gar nicht daran denken, auf dem Fundbüro nachzufragen. Dabei werden bei ihr Geld, volle Portemonnaies, Handys, Tablets, Rucksäcke, Uhren und vieles mehr abgegeben. Spannend sei gerade bei wertvollen Fundgegenständen, wie wenig nachgefragt wird.
Eine Geschichte zum Schmunzeln
Sonja Stettler weiss viele Anekdoten zu erzählen. Eine Frau rief einmal an und erklärte, dass sie den Schlüssel verloren habe. Worauf ihr Stettler mitteilte, sobald der Schlüssel bei ihnen abgegeben werde, werde sie darüber informiert. Worauf die Dame wissen wollte: «Wann genau kann ich ihn abholen?» Stettler, die dienstbar weiterdachte, bat die Frau um die Adresse, um den Verlust im System korrekt zu erfassen. Die Verängstigte sagte: «Die Adresse gebe ich Ihnen sicherlich nicht, sonst kommen Sie vorbei und brechen bei mir ein.» Wobei sie sich dann doch noch gefunden haben, erzählt Sonja Stettler lachend.
Finden, abgeben, suchen, erfassen
Viele Fundstücke werden auf den einzelnen Gemeindeverwaltungen abgegeben, diese melden die Sachen dann telefonisch der Repol an. Eine Patrouille holt diese ab und bringt sie nach Muri. Danach unternimmt Sonja Stettler alles, um den Fundgegenstand möglichst an den Eigentümer zurückzuführen. Sie sucht nach Hinweisen und schaut nach, ob irgendwo eine versteckte Adresse oder ein Name zu ermitteln ist. So geschehen bei einem Fotoapparat, auf welchem Bilder zu sehen waren. Diesen Apparat brachte Stettler einer Ärztin aus Deutschland zurück, welche in Zürich tätig war. Diese freute sich, dass die vielen schönen Erinnerungen nicht verloren waren.
«Schwierig sind Autoschlüssel», sagt sie. Auch andere Schlüssel werden abgegeben. Hier sei es ja jedoch wenig ratsam, die Adresse am Schlüsselbund zu tragen. Da empfiehlt die Expertin für Fundgegenstände Anbieter wie Keyfinder, bei denen anonym, aber sicher hinterlegt ist, wem der Schlüssel gehört. Wichtige Fundstücke werden auch beim schweizerischen Fundbüro unter www.easyfind.ch eingestellt. Dieser Plattform sind auch grosse Fundbüros wie jene von SBB und Flughäfen sowie andere Gemeinden angeschlossen. Jedermann kann dort auch gratis eine Verlustmeldung hinterlegen.
Wie wird Geld erfasst?
Manchmal wird Geld abgegeben. Für die Leiterin des Fundbüros ist klar: «Wer sein Geld verloren hat und sich meldet, hat ungefähr eine Ahnung, wo das Geld verloren ging.» Aber auch hier sei überraschend, wie wenig nachgefragt werde. Grössere Häuser wie das Spital oder das Coop-Center bringen immer wieder Fundgegenstände, die auch zum Schmunzeln Anlass geben. Dazu gehören etwa Gebiss, Prosecco, Zelt und Rollator. Sonja Stettler bedauert: «Schade, dass die Leute so wenig nachfragen, ob etwas abgegeben wurde.» Man hört es ihren Ausführungen an. Sie würde die Fundstücke gerne an die Besitzer zurückführen.
Alle Fundgegenstände werden erfasst und in Couverts gesteckt, nummeriert und in Schubladen versorgt. Ein grosser grauer Aktenschrank ist voll von verlorenen Gegenständen. Stettler zieht eine Schublade auf und holt ein Handy aus einem Couvert. Die grösseren Fundstücke wie Rucksäcke oder Laptoptaschen werden in einem Kellerabteil aufbewahrt. Doch was passiert, wenn die Fundstücke nach einem Jahr nicht abgeholt werden oder nicht herausgefunden werden konnte, wem sie gehören? «Die Funde werden verwaltet. Die Finder erhalten das Fundstück zurück, wenn sie es möchten. Die restlichen Fundgegenstände werden verwertet zugunsten des Roth-Hauses in Muri. Schlüssel werden fünf Jahre aufbewahrt und danach vernichtet.»
Und was ist mit den Velos, die gefunden werden? «Velos sind keine Fundstücke, hier geht es um Diebstahl», so die klare Antwort. Diese werden von der Polizei bearbeitet.