Annemarie Keusch, Redaktorin.
Es ist Dienstagabend. Der 29. Juni 2021. Ich sitze vor dem Fernseher und spüre, wie mein Puls steigt, mein Herz immer schneller klopft. Kylian Mbappé legt sich den Ball, nimmt Anlauf, Sommer hält. Ich ...
Annemarie Keusch, Redaktorin.
Es ist Dienstagabend. Der 29. Juni 2021. Ich sitze vor dem Fernseher und spüre, wie mein Puls steigt, mein Herz immer schneller klopft. Kylian Mbappé legt sich den Ball, nimmt Anlauf, Sommer hält. Ich halte inne. Zählt der Penalty? Hat sich der Goalie nicht zu früh von der Linie wegbewegt? Bange Sekunden, bis der Entscheid da ist. Sommer hält, Penalty verschossen, Sieg für die Schweiz, Viertelfinal an der Europameisterschaft. Grenzenloser Jubel.
Es war nicht der 29. Juni vor drei Jahren, als der Schweiz dieser Coup gelang. Das Spiel fand am Vorabend statt. Im Public Viewing gingen die Emotionen hoch, lagen sich die Schweizer Fans in den Armen. Auch ich, natürlich. Das eine oder andere Beruhigungs-Bier musste her, auch wenn die zweite Corona-Impfung am selben Tag war und von Alkoholkonsum abgeraten wurde. Ich konnte es nicht fassen. Dass die Schweiz gegen Frankreich gewinnt. Wahnsinn! Surreal. Derart surreal, dass ich am nächsten Abend das ganze Spiel nochmals geschaut habe. Mit nicht weniger Emotionen als am Vorabend. Es hätte ja sein können, dass Sommer in der Wiederholung den Penalty nicht hält. Dass das nicht sein kann, weiss ich natürlich. Man muss nicht immer alles verstehen.
Jetzt, fast auf den Tag genau drei Jahre später, war es ein Sonntag. Wieder lag ich auf dem Sofa. Wieder ging der Puls hoch. Als Ruben Vargas aufzieht zu seinem wundervollen Tor. Oder als die Kopfballrückgabe von Fabian Schär immer näher ans eigene Tor kommt. Pfosten, Glück gehabt. Die Schweiz gewinnt – 2:O. Ganz so gross wie vor drei Jahren ist die Sensation nicht. Ich juble trotzdem.
Die Vorzeichen waren diesmal anders. Ich konnte das Spiel gegen die Italiener nicht live schauen. Eine Tragödie für mich? Mitnichten. Denn schöner hätte der Grund nicht sein können. Zwei langjährige Freunde gaben sich das Ja-Wort. Was für ein schöner Tag, was für Glücksmomente, was für ein tolles Fest.
Am nächsten Samstag nun geht es wieder ans Public Viewing. Die Vorfreude ist riesig. Zumal ich den darauf folgenden Sonntag noch nicht verplant habe. Zeit wäre also da, um das ganze Spiel nochmals zu schauen. Ich bin bereit für die nächste Sensation. Und übrigens: Mir ist es lieber, wenn der wettertechnische Sommer Aussetzer hat als jener im Schweizer Tor.