Spannend bis zum Schluss
21.03.2023 MuriPétanque auf dem Klosterplatz immer beliebter
Seit 14 Jahren ist Bärt Räber Pétanquespieler aus Leidenschaft. Regelmässig ist er mit Gleichgesinnten auf dem Klosterplatz anzutreffen. Dabei geht es in diesem Sport um weit mehr als die richtige ...
Pétanque auf dem Klosterplatz immer beliebter
Seit 14 Jahren ist Bärt Räber Pétanquespieler aus Leidenschaft. Regelmässig ist er mit Gleichgesinnten auf dem Klosterplatz anzutreffen. Dabei geht es in diesem Sport um weit mehr als die richtige Wurftechnik.
Ursprünglich im Süden Frankreichs erfunden, erfreut sich das Pétanquespielen immer grösserer Beliebtheit. Auch im Klosterdorf treffen sich die Kugelwerfenden regelmässig, um eine Partie auszutragen und sich darin zu messen, wem der Wurf exakter gelingt. Gemeinsam mit Thomas Meyer hat Bärt Räber das Spiel vor über 14 Jahren in die Region gebracht, seit geraumer Zeit wird es auf dem Klosterhof in Muri gespielt. Pétanque ist für Räber eine wahre Leidenschaft. Das Spiel halte fit, bringe ihn an die frische Luft und sei spannend bis zum letzten Wurf. Und noch ein grosser Pluspunkt macht die populärste Variante des «Jeux de Boules» aus. «Es ist bis ins hohe Alter und auch für Menschen mit Beeinträchtigung spielbar», so der rüstige 74-Jährige. --red
Leicht zu lernen, schwer zu gewinnen
Jeden Sonntag wird vor dem Kloster Muri Pétanque gespielt
Pétanque ist sein Sport. Bärt Räber setzt sich seit über 14 Jahren mit viel Engagement für ihn ein. Er kreiert Zubehör, übt täglich seine Wurftechnik und wünscht sich, dass es bald in jedem Dorf einen Platz zum Pétanquespielen gibt.
Susanne Schild
Wer Sonntagnachmittag durch die Marktstrasse am Kloster vorbei spaziert, sieht regelmässig rund 20 Leute Metallkugeln durch die Luft werfen. Organisiert wird das Sportereignis von Bärt Räber. Vor über 14 Jahren entdeckte er seine Leidenschaft für Pétanque. Und sie lässt ihn bis heute nicht los. «Wenn ich mir etwas wünschen könnte, dann wäre es, dass es in jeder Gemeinde ein Pétanque-Spielfeld gibt. Das kann entweder ein Kiesplatz am Waldrand, wie in Fahrwangen, sein oder wie hier in Muri eben ein Kiesplatz vor dem historischen Kloster.» Dass Pétanque auf beliebigen Plätzen, vor Kirchen, in Parks oder auf ungepflasterten Wegen gespielt werden könne, sei ein grosser Pluspunkt. «Man ist dadurch nicht auf ein genau eingeteiltes Spielfeld beschränkt.»
Schiessen oder legen?
An diesem Sonntag ist herrliches Wetter. Der Spielstand, der mittels einer Uhr angezeigt wird, von Bärt Räber eigens dafür kreiert, verheisst Spannung. Gespielt wird heute in der «En tête-à-tête»-Variante. Was einer gegen einen bedeutet. Jeder Spieler hat drei Kugeln. Maximal zwölf Kugeln dürfen auf dem Spielfeld sein.
Zwei Spieler haben 12 Punkte. Wer den nächsten Punkt macht, hat gewonnen. Die Zielkugel liegt auf 10 Meter und die gegnerische Kugel liegt 20 Zentimeter von ihr entfernt. Dann kommt die von Bärt Räber mit 30 Zentimetern. Er hat die letzte Kugel im Spiel. Es liegt jetzt alles bei ihm. Wird er versuchen, noch näher als die gegnerische Kugel zu legen? Oder wird er schiessen?
Geburtsstunde des Pétanque
Der Boden ist steinig und uneben. Es ist schwierig, auf diese Entfernung noch besser zu legen. Wenn er es jetzt schafft, auf 10 Meter die gegnerische Kugel genau zu treffen und wegzuschiessen, dann liegt seine Kugel auf Platz 1 und er gewinnt. Er hat eine Minute Zeit, um sich zu konzentrieren. Um ihn herum stehen seine Mitspieler, alle schauen gespannt auf ihn. Bärt Räber zielt, holt Schwung, schiesst und trifft. Gewonnen. «Das ist Pétanque», sagt Bärt Räber. «Spannend bis zum letzten Wurf.»
«Das Spiel ist sehr komplex, verlangt technische Fähigkeiten und bietet eine Vielzahl taktischer Möglichkeiten.» Die Distanz richtig einzuschätzen, sei nicht immer einfach. Richtung, Höhe und Länge, all das müsse beim Wurf stimmen. «Ich mit meinen 74 Jahren kann den Sport noch sehr gut ausüben. Er hält mich fit, ich bin an der frischen Luft und trainiere mein Gehirn. Pétanque ist noch bis ins hohe Alter und auch für Menschen mit Beeinträchtigung spielbar», erklärt Räber.
Genau aus diesem Grund wurde Pétanque auch erfunden. Es ist die populärste Variante der «Jeux de Boules» und findet auch in der Schweiz immer mehr Freunde. Das Spiel entstand im Jahr 1910 in La Ciotat, einem kleinen Städtchen an der Côte d’Azur. Ein sehr guter und schon etwas älterer Spieler des «Jeu Provençal» musste zuschauen. Sein Rheuma plagte ihn, er konnte weder den Ausfallschritt vollziehen, noch die drei Schritte Anlauf zum Schuss nehmen, zu stark waren seine Schmerzen. Dennoch wollte er seinen Sport nicht aufgeben, und es kam ihm die Idee, die Wurfdistanz um einiges zu verkürzen und zudem ohne Anlauf im Stehen zu spielen.
Pétanque wird daher auf eine Entfernung von sechs bis zehn Metern gespielt. Von der Abwurfposition, man steht mit geschlossenen Füssen in einem Kreis, leitet sich der Name des Spiels ab. «Geschlossene Füsse» heisst auf Französisch «pieds tanqués», auf provenzalisch «ped tanco». Diese beiden Wörter zusammen bezeichnen die spezifische Sportart: Pétanque.
Möglichst nah an die «Sau» heran
«Das Spiel ist leicht zu erlernen, aber nur schwer zu gewinnen», weiss Bärt Räber aus eigener Erfahrung. Gespielt wird mit etwa faustgrossen, hohlen Stahlkugeln. Es spielen entweder jeweils einzelne Spieler oder zwei Mannschaften gegeneinander. Jeder Einzelspieler hat drei Kugeln, jede Mannschaft hat sechs Kugeln zur Verfügung. Die Kugeln müssen mindestens 650 Gramm und dürfen höchstens 800 Gramm schwer sein.
Der Grundgedanke des Spiels ist, diese Kugeln so nah wie möglich an eine kleine Holzkugel – das Ziel, häufig auch «Schweinchen» oder «Sau» genannt – heranzubringen. Pétanque hält Bärt Räber nicht nur fit, sondern weckt auch seine Kreativität. Der gelernte Feinmechaniker hat schon so manches Zubehör erfunden. Beispielsweise einen Kugelwärmer. «Im Winter sind die Kugeln immer sehr kalt. Daher habe ich einen alten Blecheimer so umgebaut, dass Teelichter in seinem Inneren die Kugel erwärmen.»
Auch Uhren, die den Spielstand anzeigen, und Zirkel, die den Abstand messen, hat er hergestellt. «Pétanque ist nicht nur spannend bis zur letzten Minute, sondern eben noch viel mehr», ist Bärt Räber überzeugt.
Pétanque in Muri
Pétanque haben Thomas Meyer und Bärt Räber nach Muri gebracht. Die Spieler sind an keinen Verein oder Club gebunden. Der «wilde Haufen» durfte einige Jahre am Aargauer Cup mitspielen. Daraufhin organisierten sie 2015 den Aargauer-Cup-Final in Muri. 11 Bahnen wurden damals bespielt und 44 Spieler aus 11 Clubs aus dem gesamten Kanton nahmen daran mit je zwei Teams teil. Gespielt wird im Winter auf dem Klosterhof jeweils Sonntag und Mittwoch von 14.30 bis 16.30 Uhr und im Sommer von 17 bis 19 Uhr. Jeder kann mitspielen. Anfänger sich herzlich willkommen. --sus