Sparen, bis es wehtut
24.11.2023 Niederwil, Region UnterfreiamtInfoabend zum geplanten Kindergartenprojekt samt FC-Garderoben vor der «Gmeind» am Mittwoch
An der «Gmeind» entscheiden die Stimmbürger über zwei Kredite. 2,578 Millionen Franken für die Sanierung und Erweiterung des Kindergartens. Und ...
Infoabend zum geplanten Kindergartenprojekt samt FC-Garderoben vor der «Gmeind» am Mittwoch
An der «Gmeind» entscheiden die Stimmbürger über zwei Kredite. 2,578 Millionen Franken für die Sanierung und Erweiterung des Kindergartens. Und 512 000 Franken für die zusätzlichen Garderoben im Untergeschoss. Das Projekt an sich ist unbestritten. Sorgen bereiten einigen die Kosten.
Chregi Hansen
Eigentlich war die Information nicht für diesen Abend geplant. Aber sie passte eben perfekt zur Situation. Denn zuvor hatte einer der Anwesenden erklärt, dass das Projekt sicher teurer werde als budgetiert. Das sei doch immer so.
Dagegen wehrte sich der zuständige Architekt Rolf Rey. Alle Posten seien feinsäuberlich aufgeführt und für jeden abrufbar. Und: Er gehe bei den Berechnungen eher konservativ und vorsichtig zu Werk. Als Beweis dient ihm die ebenfalls von ihm geplante Asylunterkunft in Niederwil. Obwohl in einer Zeit realisiert, in der die Preise bereits nach oben schossen, wird das Projekt wohl unter dem bewilligten Kredit abschliessen, konnte er nach Rücksprache mit Ammann Norbert Ender vorzeitig bekannt geben. «Letztlich weiss man erst, was es kostet, wenn man die Arbeitsvergabe macht», fügte Rey an.
Kindergarten lässt sich schlecht mit EFH vergleichen
Trotzdem: Die Kosten machen einigen in Niederwil Sorgen. 548 000 Franken kostet die Sanierung des alten Doppelkindergartens, 2,03 Millionen der geplante Erweiterungsbau für die dritte Abteilung. «Zwei Millionen für einen einfachen Kindergarten? Das ist ja mehr als für ein Einfamilienhaus», stellte einer der Anwesenden fest. «Horrend teuer» sei das Projekt, sozusagen «jenseits von Gut und Böse», wie ein anderer erklärt.
Die zuständige Gemeinderätin Cornelia Stutz und Architekt Rolf Rey verteidigten die Zahlen. Bauen sei nun mal viel teurer geworden. Und an einen Kindergarten werden andere Anforderungen gestellt als an ein Einfamilienhaus. Zudem werden im Anbau auch gleich die noch fehlenden Räume des Doppelkindergartens integriert. «Wir haben gespart, wo wie nur konnten. So hatten wir beispielsweise tolle Ideen für die Umgebungsgestaltung. Die wieder zu streichen, hat wehgetan», schaute Stutz auf die Planungsphase zurück. Ein Mitglied der Arbeitsgruppe unterstützte sie. «Die Kosten waren in jeder Sitzung Thema. Wir haben lange nach günstigeren Lösungen gesucht. Wir haben keine gefunden», erklärt er.
Man sei sich bewusst, dass es um viel Geld geht, so die Gemeinderätin. «Aber wir realisieren kein Luxusprojekt. Sondern das, was es braucht. Und was dann wieder für die kommenden 30 Jahre ausreicht», betonte Stutz. Und die Investition sei nötig, denn heute würden eben andere Richtlinien gelten für Kindergärten als 1987, als der Doppelkindergarten Althau eingeweiht wurde. Seither habe man an diesem Gebäude nichts mehr gemacht. Es fehlt an Gruppen-, Therapie- und Sitzungsräumen, auch eine barrierefreie Toilette ist nicht vorhanden. Ersetzt werden im alten Teil auch die Fenster und Böden.
Anbau nimmt bestehende Architektur auf
Gleichzeitig muss der alte Kindergarten Riedmatt ersetzt werden. Er rückt nun mit einem Anbau näher an die anderen beiden Abteilungen. Durch die Variante mit einem Anbau lassen sich viele Probleme auf einen Schlag lösen. Mit der Realisierung erhalten alle drei Kindergärten einen eigenen Gruppenraum und einen Materialraum. Zudem entsteht ein Sitzungszimmer für Besprechungen. Der Anbau nimmt dabei die Architektur des bestehenden Kindergartens auf, das Ganze bildet nachher eine Einheit.
Erstellt wird die Erweiterung in Massivbauweise mit einer Holzfassade. Diese gefällt nicht allen Anwesenden. Diese sehe sicherlich in wenigen Jahren schon schrecklich aus. Der Architekt widerspricht. Erstens sei die Fassade durch die grossen Vordächer geschützt. Zum anderen hänge es vom Material und der sauberen Bauweise ab, wie lange eine Holzfassade schön bleibt. Es gab aber auch Lob für das Projekt, vielen gefällt die vorgelegte Variante. Wenn nur nicht die hohen Kosten wären ...
Von den neuen Garderoben profitieren die Vereine
Abgestimmt wird aber auch über neue Garderoben für den Fussballclub, welche unter dem Anbau und anschliessend an die bestehenden realisiert werden sollen. «Der Kindergarten kann auch ohne sie gebaut werden. Aber es macht Sinn, beides gleichzeitig zu realisieren», erklärte Gemeinderätin Cornelia Stutz. Der Fussballclub boomt, unter der Woche finden 23 Trainings und auch einige Spiele statt. Die bestehenden Garderoben reichen schon lange nicht mehr aus, darum nutzt der FC teilweise diejenigen bei der Mehrzweckhalle. Und kommt da anderen Vereinen in die Quere. Heisst: Von den neuen Garderoben profitieren letztlich alle Vereine, nicht nur die Fussballer. Geplant ist der Bau zweier neuer Garderoben samt Duschen und einer eigenen Schiedsrichterkabine.
Falls die Stimmbürger am 29. November Ja sagen, soll es schnell gehen. Der Zeitplan sieht vor, dass sofort mit dem Bewilligungsverfahren und der Ausführungsplanung gestartet wird. Der Baubeginn ist für den kommenden Sommer vorgesehen, die Einweihung für Sommer 2025. Gebaut wird in Etappen, wobei zum einen der Kindergarten Riedmatt in ein Provisorium zügelt und zum anderen der Zugang zum Kindergarten Althau und zu den FC-Garderoben umgelegt wird. Auch wenn es jetzt leicht teurer werde als vor einem Jahr kommuniziert, so sei es dennoch ein «wunderbares Projekt», ist die Gemeinderätin überzeugt. «Damit können wir die Bedürfnisse der Schule und des Fussballvereins für lange Zeit erfüllen», sagt sie.
Die weiteren Traktanden
Die beiden Kredite für die Sanierung und Erweiterung des Kindergartens und die neuen Garderoben für den Fussballclub (siehe Artikel) stehen im Zentrum der Gemeindeversammlung vom 29. November. Doch es warten einige weitere wichtige Traktanden auf ihre Behandlung.
Vorgelegt wird an diesem Abend ein Kredit über 378 000 Franken für eine Verbindungsleitung zwischen dem Wasserreservoir Moos und der Wasserversorgung Wohlen. In den letzten zwei Jahren mussten die Gemeinden Niederwil und Fischbach-Göslikon wegen des zu geringen Grundwasservorkommens den Bezug von Trinkwasser im Sommer einschränken. Eine Lösung verspricht das Projekt «Wasser 2035», welches aber erst in einigen Jahren realisiert wird. Um diese Zeit zu überbrücken, soll nun eine rund 1 Kilometer lange Leitung von Wohlen nach Niederwil erstellt werden. Diese könnte bei einer Bewilligung des Kredits im Frühling erstellt werden.
Abgestimmt wird zudem über einen Zusatzkredit für die Sanierung der Trinkwasserleitung Wolfetsmattweg Nord in der Höhe von 250 000 Franken. Bereits im Sommer letzten Jahres wurde ein Kredit von 2,446 Millionen Franken für die Sanierung von Strassen und Leitungen in diesem Quartier bewilligt. Damals ging man davon aus, dass die Wasserleitungen nicht ersetzt werden müssen. Nun kam es zuletzt aber zu einigen Leitungsbrüchen, und die Gefahr ist gross, dass durch die Bauarbeiten weitere dazukommen. Vorgelegt wird zudem ein Kredit in der Höhe von 220 000 Franken für den Bau einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Feuerwehrgebäudes. Abgestimmt wird über zwei Kreditabrechnungen, zwei Einbürgerungsgesuche und die Bildung einer Vorfinanzierung für das Projekt «Neubau Gemeindehaus». Zuletzt geht es an der «Gmeind» noch um das Budget mit einem Steuerfuss von 103 Prozent und um eine Teiländerung im Gestaltungsplan «Hubelstrasse». Die «Gmeind» findet am 29. November um 20 Uhr in der Mehrzweckhalle statt.