Spontanität und vieles mehr
05.08.2025 Region Oberfreiamt, MerenschwandJörg Sennrich, Präsident Aargauer Turnverband, sprach an der 1.-August-Feier in Merenschwand
Er forderte zu mehr Offenheit auf und sprach über die Stärken und die Identität der Schweiz. Rund 600 Merenschwanderinnen und Merenschwander nahmen an der ...
Jörg Sennrich, Präsident Aargauer Turnverband, sprach an der 1.-August-Feier in Merenschwand
Er forderte zu mehr Offenheit auf und sprach über die Stärken und die Identität der Schweiz. Rund 600 Merenschwanderinnen und Merenschwander nahmen an der diesjährigen 1.-August-Feier teil. Die Feuerwehr unter der Leitung von Vizekommandant Nadja Fischer und ihr Team boten eine gemütliche Feier mit viel Platz für Spontanität.
Verena Anna Wigger
Spontan wurde denn auch die Ansprache in die Halle verlegt, da man dort die Sprechenden verstand. Um es vorwegzunehmen, Jörg Sennrich, der aus Merenschwand stammt, verwöhnte seine Zuhörer mit einer spritzig-launigen Rede über die Schweiz und die Schweizer. Die entweder besser werden oder andere würden besser. Denn die Schweiz sei vieles, so der Freiämter, und Merenschwand noch viel mehr. Sie sei Vielfalt und sei das Vielfache. Sie sei in vielerlei Hinsicht vielfältig. «Sie ist vielflach und vielgebirgig.» So ging sein Wortspiel mit Umschreibungen auf amüsante und dennoch tiefgründige Art um ein Vielfaches weiter.
Dabei ging er darauf ein, dass Schweizerinnen und Schweizer auch zwischen Wunsch und Zwang, zwischen Sicherheit und Freiheit leben. Er nannte die Schweiz eine Art Magie des Unfertigen und doch charmant.
In Merenschwand aufgewachsen
Die Zuhörerschaft, welche sich in der Halle aufgestellt hatte, lauschte dem Redner gespannt. Sennrich, der in Merenschwand gross geworden ist, erzählte, dass er einiges erlebt und selbst in die Wege geleitet hat. Das kam in seiner Rede in vielen Anekdoten und Erzählungen zur Sprache. Für ihn sei diese Einladung als Festredner in Merenschwand wie ein «Heicho, heicho», wie das bekannte Lied heisst. Doch hat es bei ihnen, im Gegensatz zum Lied, immer etwas zum Nachtessen gegeben. Worauf er auf seine stattliche Grösse ansprach.
Vizeammann Claudia Dober hatte ihn eingeladen, über seine Sicht der Heimat zu sprechen. Wie er Merenschwand sehe und wie es für ihn in Zukunft aussieht. Er bekannte sich dazu, dass Merenschwand für ihn nicht nur ein Punkt auf der Landeskarte ist, sondern ein Stück Identität. «Hier habe ich Gemeinschaft gelernt.» Dabei erzählte er vom Kindergarten, vom Pausenplatz und dem Turnverein.
Mit dem Postauto auf Entdeckungstour
Hier habe er auch die grosse Welt entdeckt. Als er als Vierjähriger auf das nächste Postauto gewartet habe, eingestiegen sei und mit den Chauffeuren Stuber, Siegenthaler und Suter zwischen Muri und Affoltern hin und her fuhr. Zwischendurch habe dann die Zentrale bei ihm zu Hause angerufen und mitgeteilt, dass Junior Sennrich in der ersten Reihe auf Entdeckungstour sei.
So erfuhren die Zuhörer noch einige humorige Geschichten aus dem Leben des unternehmungslustigen kleinen Merenschwanders.
Wie geht es immer noch erfolgreicher?
Er fragte in seiner Rede auch, wie die Schweiz es schaffen will, nach so viel Erfolg auch noch erfolgreicher in der Zukunft zu sein. Dabei zitierte er Olympia-Siegerin Nicola Spirig. Die sagte, dass man mit der heutigen Schweizer Mentalität – zu satt, zu bequem, zu ehrgeizlos – nicht mehr an die Spitze kommt. Schweizer seien eigentlich alle durchzogen. Womit er darauf hinwies, das Schweizer lieber keine Stellung beziehen, als sich zu exponieren. «Uns Schweizerinnen und Schweizern fehlt immer etwas», sagte Sennrich. Er forderte die Zuhörerschaft auf, vielleicht auch mal etwas zu spinnen. «Denn nicht zuletzt für unsere Kinder und Jugendlichen brauche es eine Perspektive», so der Turnverbandspräsident. Dabei rief er dazu auf, offen zu sein. Mit Altem zu brechen, denn genau an diesen Bruchstellen entstehe Neues. Lösungen, die wir für die zukünftige Schweiz brauchen. Für ihn ist klar: «Die Schweiz will immer noch werden.» So bleibe sie ein vielversprechendes Versprechen, so Sennrich.
An diesem überraschend sonnigen Abend mit angenehmen Temperaturen genossen die zahlreichen Besucher die 1.-August-Feier am Vorabend des Nationalfeiertags. Spontan stellten die Männer der Feuerwehr die Tische, welche schön dekoriert in der Dreifachhalle standen, auf den Platz davor, während im Hintergrund die «Postlonzi Buebe» die Besucher mit musikalischen Einlagen verwöhnten. Die noch junge Formation, welche sich aus ehemaligen Mitgliedern der Musikgesellschaft zusammensetzt, unterhielt die Besuchenden mit einem abwechslungsreichen Programm. Die Stände gaben derweil fleissig Essen und Getränke aus. Wie hatte es Claudia Dober gesagt: «Improvisation ist alles.»