Sportart soll erhalten bleiben

  13.05.2022 Sport

Korbball: Die lokalen Vereine kämpfen um Nachwuchs

Das Freiamt war bis vor wenigen Jahren eine Korbball-Hochburg. Mittlerweile spielt kein Team aus der Region mehr in der Nationalliga A oder Nationalliga B. Woran liegt das? Und wie versuchen die Vereine dieser Entwicklung entgegenzusteuern?

Seit 23 Jahren übt der Boswiler Joél Berger Korbball aus. In dieser Zeit durfte er einige Höhepunkte mit seinem Team erleben. Die Korbballriege des TV Boswil war jahrelang in der Nationalliga B vertreten. Im vergangenen Jahr konnte das Team in den Viertelfinal des Schweizer Cups einziehen.

Kein Wunder, brennt bei Berger nach wie vor das Feuer für den Sport. Obwohl er bereits 35 Jahre alt ist, leitet er mittwochs zuerst das Training mit dem U16-Nachwuchs des Vereins und trainiert anschliessend selbst mit dem Fanionteam. «Ewig werde aber auch ich nicht mehr spielen können. Deshalb ist es wichtig, dass wir Nachwuchs für den Sport begeistern können.»

Ein exklusiv schweizerischer Sport

Korbball ist ein Randsport, der nur in der Schweiz existiert. «Vereinzelt wird auch in Deutschland und den Niederlanden gespielt. Dort aber mit leicht anderen Regeln», erklärt Berger.

Der Freiämter beschreibt den Sport als eine Mischung aus Hand- und Basketball. Mit vereinzelten veränderten Regeln. Ein Korbtreffer gibt immer nur einen Punkt. Ausserdem wird in der Halle und auf Rasen gespielt. Die Vereine im Kanton Aargau, insbesondere im Freiamt, waren lange Zeit sehr gut. Als Berger im Alter von zwölf begonnen hat, Korbball zu spielen, war der Sport in der Region auch sehr populär. Bis vor Kurzem war das Freiamt auf hohem Niveau vertreten. Boswil spielte bis 2017 in der Nationalliga B. Bei den Frauen war Dottikon-Fi-Gö gar bis 2021 ein Teil der Nationalliga A.

Vereine schliessen sich zusammen

Mitgliederschwund ist in diversen Vereinen schon länger ein Thema. Boswil war eine Zeit lang mit Boniswil zusammengeschlossen. Die Boniswiler hatten die Möglichkeit, ein NLA- und ein NLB-Team zu stellen. Dafür brauchten sie allerdings zusätzliche Leute. So kam es zur Zusammenarbeit «Korbball Boswil-Boniswil». Da die Boniswiler aber über keine Nachwuchsabteilung verfügten, hat sich ihr NLA-Team irgendwann aufgelöst. Bis heute hat der STV Boniswil keine Korbballabteilung mehr. Die Boswiler waren wieder auf sich allein gestellt und sind 2017 aus der NLB abgestiegen.

Die Frauen der Korbballriege Dottikon sind bereits 1986 und 1990 in die Nationalliga B aufgestiegen. Grössere Erfolge feierten sie allerdings erst 2011, nach dem Zusammenschluss mit den Korbballerinnen aus Fischbach-Göslikon. Dottikon-Fi-Gö konnte 2013 erneut in die NLB aufsteigen. 2014 folgte der Aufstieg in die NLA, 2015 der Vize-Cup-Sieg und die Bronzemedaille in der NLA.

Nachdem es steil bergauf ging, wurde Dottikon-Fi-Gö durch Mitgliederschwund ausgebremst. Die Coronapandemie und private Gründe führten zu einigen Rücktritten im Team.

Dottikon-Fi-Gö: Nur sporadische   Turnierteilnahmen

2021 traten die Freiämterinnen von Dottikon-Fi-Gö nur noch in einer Spielgemeinschaft mit Wettingen an. «Aufgrund der Coronamassnahmen für den Amateur-Sport waren regelmässige Trainings dennoch schwierig, und wir konnten erst spät mit den Vorbereitungen für die NLA-Saison gemeinsam mit Wettingen starten», sagt Simona von Arx, Co-Präsidentin der Korbballriege Dottikon. «Die Vorrunde wurde dann auch abgesagt. Nach einer verkürzten Saison kamen die wenigen noch spielenden Dottiker Korbballerinnen zum Schluss, dass nicht mehr genug Motivation und Bereitschaft für eine weitere NLA-Saison vorhanden ist. Die Spielgemeinschaft wurde somit nach nur einem Jahr wieder aufgelöst», erzählt von Arx weiter.

In der kommenden Saison werden sie weder in der NLA noch in der NLB starten. «Die Korbballriege Dottikon existiert aber noch immer, wir haben auf ein Polysportivtraining umgestellt und werden sporadisch noch an einzelnen Turnieren mitspielen, bei welchen wir von ehemaligen Spielerinnen unterstützt werden.»

Damit Boswil nicht das gleiche Schicksal ereilt, will Joél Berger dem entgegenwirken. Bei den U16-Junioren hat er schon ein gutes und engagiertes Team mit sieben Jungs und einem Mädchen. Da die Boswiler kein Juniorinnen-Team stellen, hat Berger eine Zusammenarbeit mit der Korbballriege des STV Unterkulm vereinbart, damit auch das einzige weibliche Mitglied seiner Mannschaft entsprechend gefördert wird und dem Sport erhalten bleibt.

Am vergangenen Mittwoch hat der Verein zudem ein Schnuppertraining angeboten, um auf die Sportart aufmerksam zu machen. «Unabhängig davon würde ich mich sehr freuen, wenn wir Neumitglieder begrüssen dürften. Sportinteressierte Jugendliche sind jederzeit willkommen.»

Vielleicht entwickelt sich bei jemandem nach einem Training eine ähnlich grosse Leidenschaft wie bei Joél Berger. Das wäre eine gute Voraussetzung, um die Boswiler irgendwann wieder in die Nationalliga B zu führen. Und den Korbballsport im Freiamt wieder auf die Landkarte zu setzen. --jl


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