Superhirn und Herz geehrt
18.11.2025 Dottikon, Region Unterfreiamt«Gmeind» Dottikon genehmigte alle Anträge und verabschiedete zwei Persönlichkeiten
Durch 35 Versammlungen hatte er geführt, an der 36. durfte er am Schluss bei einem Glas Wein und einer Zigarre etwas zurücklehnen. Roland Polentarutti tritt ...
«Gmeind» Dottikon genehmigte alle Anträge und verabschiedete zwei Persönlichkeiten
Durch 35 Versammlungen hatte er geführt, an der 36. durfte er am Schluss bei einem Glas Wein und einer Zigarre etwas zurücklehnen. Roland Polentarutti tritt als Ammann zurück, bleibt aber Gemeinderat. Heidi Hegglin hingegen sagte nach 16 Jahren endgültig Adieu.
Chregi Hansen
Nach neun Traktanden mit teilweise sehr lebhaften Diskussionen steuert die Versammlung ihrem Höhepunkt entgegen. Am Ende einer Amtsperiode gilt es Abschied zu nehmen. Zum einen von Marc Staubli – der ehemalige Gemeindeammann hatte sich zuletzt als Stimmenzähler in Dottikon engagiert. Zum anderen von Gemeinderätin Heidi Hegglin und Gemeindeammann Roland Polentarutti.
Heidi Hegglin hat 16 Jahre in der Regierung gewirkt. «Sie wusste immer ganz genau, was im Dorf passiert», erklärt der künftige Ammann Patrick Keller. Und habe ihre Ressorts mit Sachverstand, Herzlichkeit und ganz viel gesundem Menschenverstand geführt. Hegglin habe sich um die sozialen Themen gekümmert, um Gesundheitsthemen und die Integration. Sie hat die Jugendarbeit mit aufgebaut und hatte stets ein offenes Ohr für die ältere Bevölkerung. Besonders hebt Keller ihre Fähigkeiten als Gastgeberin hervor, welche den Rat nach den Sitzungen ab und zu zum Essen eingeladen hat. «Für dich bedeutet Politik, sich für das Wohl der Menschen einzusetzen, das war immer spürbar», so Keller weiter. «Und du hast stets deine Herzlichkeit in den Rat getragen.»
Nach jeder Sitzung in die Beiz
Hegglin erinnert sich noch gut an die Anfänge am 1. Januar 2010. «16 Jahre später stehe ich das letzte Mal vor Ihnen mit Dankbarkeit und Wehmut.» Die Aufgabe habe sie erfüllt, und sie habe ihr Amt immer gerne ausgeübt. «Ich habe viel gelernt in dieser Zeit». sagt sie. Politik lebe von gemeinsamen Ideen, kompromissbereiten Gesprächen und der Bereitschaft, auch dann Verantwortung zu übernehmen, auch wenn es unbequem ist. Am meisten freut sie sich, dass der Gemeinderat wirklich nach jeder Sitzung noch gemeinsam im Restaurant war – egal, wie hitzig die Diskussion zuvor war.
Noch länger als Heidi Hegglin wirkt Roland Polentarutti im Rat. 2001 hat er sein Amt angetreten, seit 2008 ist er Ammann. Im Gegensatz zu Hegglin bleibt er dem Rat erhalten, gibt nur das Amt als Ammann ab, macht als «normaler» Gemeinderat weiter, weil er die laufende BNO-Revision noch abschliessen will. «Ich bin selber gespannt, wie das sein wird», gibt er zu. Einen Vorgeschmack darauf erhält er schon an der «Gmeind» – ist er doch nicht informiert, was am Schluss alles passiert. «In Zukunft musst du nicht mehr alles wissen», schmunzelt sein Ratskollege Laurenz Meier.
Dank ihm viele Anwaltskosten gespart
Und so wechselt Polentarutti vom Gemeinderatstisch auf die Bühne, wo ein bequemer Sessel, ein Glas Wein und eine Zigarre auf ihn warten. Denn der abtretende Ammann ist, das wird deutlich, ein Geniesser. «Wir können nicht alles aufzählen, was er für die Gemeinde getan hat. Sonst sind wir in zwei Stunden noch hier», so Meier. Er bezeichnet Polentarutti als «Superhirn mit enormen Dossierkenntnissen».
Durch seine lange Amtszeit weiss er auch über Themen Bescheid, die schon lange zurückliegen. Gleichzeitig ist er das juristische Gewissen, «dank deiner beruflichen Kenntnisse konnten wir viele Anwaltskosten sparen», betont Laurenz Meier.
Der abtretende Ammann sei ein Schnelldenker, aber auch ein Diplomat. Er habe stets nach dem Konsens gesucht und war nie nachtragend. «Und wenn ihm etwas nicht gepasst hat, konnte er die Ohren auch mal auf Durchzug stellen», so Meier. Legendär sei sein Satz «Mer lueged emol», wenn er einen Entscheid hinauszögern wollte. «Wir sind froh, können wir weiter auf dich zählen», betont der künftige Vizeammann in seiner Laudatio. Bevor er Roland Polentarutti unter lang anhaltendem Applaus sein Geschenk überreichte.
Diskussionen um den Fussballplatz
Zuvor hatten die Stimmbürger alle Anträge praktisch einstimmig genehmigt. Lediglich der Projektierungskredit über 82 500 Franken für die Erneuerung des Fussballplatzes Hägglingen sorgte für Diskussionen und etwas Widerstand. Nicht alle finden es gut, dass Dottikon sich am Platz im Nachbardorf beteiligt und den eigenen Fussballplatz aufgibt. «Die Feuerwehr ist weg, die Post ist weg, jetzt auch noch der Fussballplatz», kritisierte einer der Anwesenden. Wenn der bestehende Platz in Dottikon zu klein sei, dann solle man dafür sorgen, dass man im Dorf selber die nötige Fläche für einen neuen Platz findet. Kritisiert wurde auch, dass der neue Platz Mehrverkehr durchs Dottiker Wohnquartier nach sich zieht.
Gemeinderat Laurenz Meier verteidigte das Vorgehen. Vor rund zehn Jahren haben die beiden Fussballvereine Dottikon und Hägglingen fusioniert, Spiele und Turniere finden nur noch in Hägglingen statt, weil der Platz in Dottikon den heutigen Normen nicht mehr entspricht. «Wir können am bestehenden Ort nicht ausbauen. Und ein neuer Ort lässt sich nicht auf die Schnelle finden. Da müssten wir erst das Land kaufen und dann noch umzonen, das dauert Jahre», so der Ressortvorsteher. Es brauche aber jetzt eine Lösung, weil auch für Hägglingen nur eine temporäre Bewilligung vorliegt. Zudem fliessen die Gelder des Kantons für einen Kunstrasen nur, wenn mit dem Bau bis Ende 2027 gestartet wird.
Gesamtkosten werden auf 4,5 Millionen geschätzt
Auch in Hägglingen gilt es einige Probleme zu lösen, so macht vor allem eine undichte Bachleitung zu schaffen, welche unter dem Platz durchführt. Weil die gesetzlich geforderte Offenlegung hier logischerweise nicht möglich ist, muss dies an einem anderen Ort erfolgen. «Wir haben jetzt eine Möglichkeit gefunden, wo das machbar ist. Jetzt laufen die Verhandlungen mit den Grundeigentümern», konnte Meier berichten. Mit dem jetzt beantragten Kredit soll das Projekt konkretisiert und aufgezeigt werden, wie der Platz in Hägglingen saniert werden kann. Gleichzeitig soll das Parkplatzproblem gelöst werden. Weil im FC Bünz-Maiengrün mehr Dottiker als Hägglinger spielen, mache es auch Sinn, dass sich die Gemeinde hier engagieren.
Günstig wird das Ganze nicht, gerechnet wird mit Gesamtkosten von 4,5 Millionen Franken. «Das Aufzeigen eines Finanzierungsmodells gehört auch zum Umfang des Projektierungskredits.» Letztlich sagten die Dottiker grossmehrheitlich gegen18 Gegenstimmen Ja zum Kredit.
Die Beschlüsse
An der «Gmeind» in Dottikon nahmen 140 der 2007 Stimmberechtigten teil (7 Prozent). Sie genehmigten alle Geschäfte einstimmig oder mit grossem Mehr. Es sind dies: 1. Protokoll. – 2. Verpflichtungskredit über 1,3 Millionen Franken für die Sanierung der Alterswohnungen. – 3. Verpflichtungskredit über 1,355 Millionen Franken für die Dachsanierung des Alt- und Neubaus des Schulhauses Risi. – 4. Verpflichtungskredit über 288 000 Franken für die energetische Sanierung des Vereinszimmers und der Bibliothek. – 5. Verpflichtungskredit über 1,54 Millionen Franken für die Sanierung der Sport- und der Hofmattstrasse westlich der Bünz inkl. Wasser- und Abwasserleitung. – 6. Verpflichtungskredit über 396 000 Franken für die Sanierung Sportstrasse Knoten Wohlerstrasse bis Kornweg inkl. Wasser- und Abwasserleitung. – 7. Verpflichtungskredit über 82 500 Franken für die Projektierung der Erneuerung des Fussballplatzes FC Bünz-Maiengrün. – 8. Genehmigung des revidierten Reglements über familienergänzende Kinderbetreuung. – 9. Budget mit einem unveränderten Steuerfuss von 92 Prozent.


