Tennis spielen in zwei Ballons
06.10.2023 MuriDie Traglufthalle steht
In Muri kann ab Ende Oktober auch im Winter Tennis gespielt werden, ohne zu frieren
Sie beschreiben das Projekt als ideale Ergänzung, als für den Spielbetrieb extrem wertvoll. Der Tennisclub Muri hat bald eine ...
Die Traglufthalle steht
In Muri kann ab Ende Oktober auch im Winter Tennis gespielt werden, ohne zu frieren
Sie beschreiben das Projekt als ideale Ergänzung, als für den Spielbetrieb extrem wertvoll. Der Tennisclub Muri hat bald eine neue Traglufthalle. Der Aufbau ist erfolgt, nun stehen Tests an.
Annemarie Keusch
Aesch im Kanton Zürich oder Aesch im Kanton Luzern. Dahin mussten die Mitglieder des Tennisclubs Muri bisher ausweichen, wenn sie im Winter ihrem Hobby nachgehen und trainieren wollten. «Gerade im Juniorenbereich, der stetig wächst, war das eine Herausforderung», sagt Mark Döbeli von der Spielerkommission. Alleine der Transport brauchte einiges an Organisation. Aufwand, der nun wegfällt. Denn ab diesem Winter kann auch «daheim» in Muri gespielt werden – in der Traglufthalle.
Vorstandsmitglied Charly Schmid erzählt, dass der Verein eine solche schon länger in Betracht zog. «Jetzt ist die Realisierung finanziell möglich geworden», erzählt er. Das Fundament dafür wurde bereits im Frühling gemacht, diverse Vorarbeiten folgten. Diese Woche nun wurde das Material geliefert – ein Lastwagen samt Anhänger und ein Sattelschlepper fuhren am Montag beim Tennisplatz vor. Gestern Donnerstag wurde die Halle aufgeblasen.
«Es ist eine sehr gute Ergänzung zum bisherigen Platzangebot des Tennisclubs», findet Kassier und Vizepräsident Charly Schmid. Auch, weil die Interclub-Mannschaften jetzt hier vor Ort trainieren können. «Es ist einfach angenehmer, wenn wir nicht weit fahren müssen», ergänzt Mark Döbeli.
Ab Ende Monat kann man Plätze in der Halle buchen. Was bis dahin ansteht? «Genau wissen wir das nicht, wir machen das schliesslich zum ersten Mal», sagt Döbeli. Darum seien es vor allem viele Tests. Damit dann alles wie gewünscht funktioniert.
In dieser Woche wurde die Traglufthalle über den zwei sanierten Allwetterplätzen aufgebaut
In Muri auch im Winter Tennis spielen, das ist sehr bald möglich. Am 30. Oktober öffnet die Traglufthalle und damit zwei Tennisplätze, die vor Wetter und tiefen Temperaturen geschützt sind. Diese Woche wurde die Halle aufgebaut. Das erforderte von den Mitgliedern viel Einsatz.
Annemarie Keusch
Es ist vor 15 Uhr. Ganz viele zücken die Handys, filmen. Andere stehen einfach da, staunen. Es ist der Moment, als aus der weissen Blache, die auf den zwei kürzlich renovierten Allwetterplätzen liegt, eine Halle wird. Der Moment, in dem erstmals Luft zwischen die beiden Membranen geblasen wird. «Er ist sehr zufrieden mit uns», sagt ein Mitglied, das den ganzen Tag schon beim Aufbau geholfen hat. Mit «er» meint er den Mann der slowenischen Herstellerfirma, der für die Montage mit in die Schweiz reiste, der Anweisungen gab, der den Aufbau leitete. Darüber, wie schnell aus der Blache eine Halle wird, staunen alle.
Alle, das sind gestern Donnerstag gegen 30 Mitglieder des Tennisclubs Muri. Es ist der Tag, an dem es die meisten helfenden Hände braucht. «Sonst wäre die Blache nicht zu bewegen», weiss Charly Schmid, Kassier und Vizepräsident. Es ist viel Arbeit, die anstand, bevor die Traglufthalle nun steht. Im Frühling wurden die Fundamente erstellt. «Weil diese beiden Plätze sowieso saniert werden mussten, ging dies damit einher», erzählt Schmid. Auch über den Sommer seien Vorbereitungsarbeiten getätigt worden. So richtig los ging es am Montag, als das viele Material aus Slowenien kam. Die Schienen rundherum mussten verlegt, 380 Löcher gebohrt sein. Gestern Donnerstag wurde der Sandplatz abgedeckt. «Sonst wäre die Blache nicht mehr weiss und das Ziehen noch schwieriger», erzählt Mark Döbeli, der zum kleinen Team gehört, das sich um den Aufbau der Traglufthalle kümmerte.
Hätten sich noch mehr Helfer gewünscht
Waren es Anfang Woche noch primär Pensionierte, die vor Ort halfen, nahmen gestern Donnerstag doch einige Mitglieder frei, um dabei zu sein, wenn die Traglufthalle entsteht. «Insgeheim hätte ich gehofft, dass es noch mehr sind. Gerade von den jüngeren Mitgliedern hätte ich mir noch mehr Einsatz gewünscht. Schliesslich ist die Arbeit körperlich doch relativ anstrengend», sagt Döbeli. Bis die Blache richtig lag, habe es doch einiges an Kraft gebraucht. Es seien immer in etwa die gleichen Leute, die freiwilligen Einsatz leisten. «So, wie es wohl in allen Vereinen ist.»
Was am Nachmittag dann aufgeblasen wurde, ist ein Doppelwand-Ballon. Luft wurde zwischen die beiden Membranen gepumpt. Auch während des späteren Betriebs läuft das Gebläse fortlaufend, um Luft hineinund hinauszupumpen. «Dieses Gebläse wird elektrisch betrieben, sollte es aussteigen, greift ein kleineres, mit Diesel betriebenes Gebläse», weiss Charly Schmid. Zwei Spielfelder finden in der Traglufthalle Platz, samt Anzeigetafeln und Bänken. Unter der Woche sind diese abends ab 17 bis 22 Uhr bereits zu 90 Prozent ausgelastet, durch Trainingseinheiten der Mannschaften des Vereins, aber auch durch bereits gebuchte Fixplätze.
Heizung: Methanol statt Pellets
Denn die Halle wird zwar vom Tennisclub gebaut, kann aber von der gesamten Bevölkerung gemietet werden. Schmid und Döbeli sprechen von einem einfachen Buchungssystem via «Gotcourts», das dann Zugangscodes generiere, mit denen man Zutritt zur Halle und zum Clubhaus erhalte. «Dieses System wird gerade installiert.» Speziell tagsüber und an den Wochenenden habe es noch Zeiten, in denen ein Platz in der Traglufthalle auch spontan gebucht werden könne. Ab dem 30. Oktober sind die Plätze in Gebrauch.
Bis dahin seien noch einige Tests nötig. «Für uns ist alles neu», sagt Mark Döbeli. Bevor auf den Plätzen gespielt wird, wolle man sich mit der Halle auseinandersetzen, alles testen. «Kommt hinzu, dass die Heizung einige Zeit laufen muss, bis die Temperaturen angenehm sind», weiss er. Bei der Heizung geht der Tennisclub neue, innovative Wege. Anstatt der zuerst angedachten Pelletheizung wird eine Methanolheizung installiert. Mark Döbeli erklärt: «Das ist eine ganz neue Technologie. Hier findet quasi ein Feldversuch statt.» Bis im November beheizt eine kleine Methanol-Heizung die Traglufthalle, nachher kommt eine grössere, definitive. Methanol sei CO2-neutral und günstiger. Der Tennisclub will auch in diesem Bereich vorangehen.
Clubhaus erneuert
Die Halle ist nicht das einzige Projekt, das der Verein kürzlich realisierte. Seitdem der Baurechtsvertrag verlängert wurde und der Club über Planungssicherheit verfügt, ist einiges passiert. Die zwei Plätze, die jetzt unter der Traglufthalle liegen, wurden saniert. «Sie waren über 40 Jahre alt, es war an der Zeit», weiss Schmid. Die Plätze waren so alt, wie der Tennisclub in der Klosterfeldstrasse zu Hause ist. Zudem wurde das Clubhaus einer Rundumerneuerung unterzogen. Innen und aussen wurde gemalt, die sanitären Anlagen wurden erneuert, wo es nötig war, eine neue Küche wurde eingebaut, eine neue Beleuchtung installiert.
800 000 Franken lässt sich der Tennisclub das Projekt Gesamterneuerung, zu dem auch die Traglufthalle zählt, kosten. «Weil das Baurecht 2027 ausgelaufen wäre, wurde über Jahre nur das gemacht, was nötig war», erklärt Charly Schmid. Nun ist der Tennisclub für die Zukunft gerüstet – im Sommer, wie im Winter.



