Ungewollter Traum erfüllt
10.10.2025 Sport, VolleyballDie Freiämterin Laura Gassmann schafft den Sprung in die höchste Liga des Landes
Sie hat es nicht gesucht und doch gefunden: Laura Gassmann spielt in der Nationalliga A. Und das als erste Spielerin, die beim TV Lunkhofen ausgebildet wurde. Die Oberlunkhoferin ...
Die Freiämterin Laura Gassmann schafft den Sprung in die höchste Liga des Landes
Sie hat es nicht gesucht und doch gefunden: Laura Gassmann spielt in der Nationalliga A. Und das als erste Spielerin, die beim TV Lunkhofen ausgebildet wurde. Die Oberlunkhoferin mit Jahrgang 2001 will ihre Chance nun packen. «Es ist eine grossartige Erfahrung», sagt sie.
Stefan Sprenger
Eine 1,80 m grosse Frau verlässt die Rehaklinik in Bellikon. Sie steigt in ihr Auto, fährt rund eine Stunde nach Wattwil ins Training. Das macht sie vier Mal pro Woche. «Das ist schon ein wenig stressig manchmal, aber ganz ehrlich, ich mache das gerne», sagt Laura Gassmann. Die angehende Physiotherapeutin absolviert in der Rehaklinik in Bellikon gerade ein Praktikum. Ihr Arbeitgeber kommt ihr entgegen, lässt ihr die Freiheiten, die sie braucht, um ihre Passion auszuleben: Volleyball in der höchsten Liga des Landes.
Auch die Mutter spielte schon Volleyball
Kleiner Rückblick. Laura Gassmann geht in die 3. Klasse. Ihre Schulkollegin geht ins Mini-Volleyball zum TV Lunkhofen. «Ich probierte es deshalb auch aus. Und der Sport gefiel mir sofort», erzählt sie. Das überrascht in der Familie Gassmann niemanden. Denn schon Mutter Andrea spielte in «Lunki» Volleyball. Und auch ihre drei Jahre ältere Schwester Chiara spielt beim TV Lunkhofen – und ist bis heute eine Leistungsträgerin im 1.-Liga-Team.
Am Esstisch bei den Gassmanns in Oberlunkhofen ist Volleyball stets das Thema Nummer eins. Bei Laura, Andrea und Chiara sowieso – und auch Bruder Ennio und Vater Urs sind vom Volleyball-Virus erfasst – auch wenn sie selbst nicht spielen.
Laura Gassmann durchläuft in jungen Jahren alle Nachwuchsstationen, schafft mit dem TV Lunkhofen den Aufstieg in die 1. Liga. «Einmal Lunki, immer Lunki», denkt sie sich. Doch das Leben hat manchmal andere Pläne. Sie beginnt ihr Studium in Landquart, trainiert in jener Zeit bei Galina in Liechtenstein. Detlev Schönberg ist der Trainer im dortigen 2.-Liga-Team, der zugleich das Nationalteam Liechtenstein aufbaut. Schönberg wird im April 2025 neuer Trainer von Volley Toggenburg in der Nationalliga A. Weil er Gassmann kennt und von ihrem Potenzial überzeugt ist, fragt er sie an, ob sie nicht auch zu Toggenburg wechseln will. «Das war sehr überraschend und unerwartet. Eigentlich war es nie mein Plan, in der NLA zu spielen», sagt Gassmann.
Geräteturnen beim TV Wohlen liegt nicht mehr drin
Eine Chance, vielleicht einmalig, darf man nicht vorüberziehen lassen. Die 23-Jährige bespricht die Anfrage mit ihrem Umfeld, dem Arbeitgeber – und sagt zu. «Schon allein das Training auf diesem Niveau ist eine grossartige Erfahrung», sagt sie. Im August startete die intensive Vorbereitungsphase. «Das Team ist sehr cool, es macht Spass.» Doch der Aufwand ist ein ganz anderer als beim TV Lunkhofen. Montag, Mittwoch, Freitag ist Training in Wattwil, zwischen 2,5 und 3 Stunden. Dienstag und Donnerstag gehts ins Fitness- und Krafttraining. Daneben arbeitet sie 100 Prozent. «Viel Zeit für andere Dinge bleibt nicht mehr. Doch es macht mir riesige Freude.» Übrigens: Bis im Sommer 2025 war Laura Gassmann aktive Geräteturnerin beim TV Wohlen – wie auch ihre Schwester Chiara. «Das musste ich nun beenden, es wäre sonst zu viel», erklärt die bewegungsfreudige Frau.
Saisonstart an diesem Wochenende
Am Samstag startet Volley Toggenburg in die neue Saison mit einem Heimspiel gegen Düdingen. Die letzte Spielzeit beendeten die Toggenburgerinnen auf dem vorletzten Platz. Die Saison soll besser werden. «Potenzial nach oben ist vorhanden. Bei mir und bei Volley Toggenburg», sagt Gassmann.
Ein Platz im Mittelfeld soll es werden für das Team – und dabei will sie mithelfen, auch wenn sie nicht mit viel Einsatzzeit rechnet. «Da muss man ehrlich genug sein. Es ist meine erste Saison in der NLA. Ich muss mich noch an das hohe Niveau gewöhnen. Ausserdem spielt auf meiner Position eine Profispielerin aus den USA. Ich rechne nicht mit viel Spielzeit, möchte das aber stetig steigern und mir in Zukunft meinen Platz im Team erarbeiten.»2026 beendet sie ihre Ausbildung als Physiotherapeutin. «Und ich hoffe, dass ich dann weiterhin in der NLA spielen kann. Auch wenn ich dieses Ziel nie hatte, würde ich mir wünschen, dass es etwas Langfristiges ist.»
Einmal «Lunki», immer «Lunki»
Laura Gassmann sagt, sie habe vom TV Lunkhofen ganz viel Support erhalten. «Alle freuen sich, dass ich es in die NLA geschafft habe.» Und Laura Gassmann wird auch weiterhin in der Halle in Oberlunkhofen anzutreffen sein, denn praktisch ihr ganzer Freundeskreis spielt beim TV Lunkhofen.
Auch wenn die junge Frau nun bei Volley Toggenburg in der Nationalliga A spielt, wird sie trotzdem versuchen, an jedem Heimspiel der 1.-Liga-Frauen ihres Stammvereins mit dabei zu sein. Nicht mehr unten auf dem Spielfeld, sondern oben auf der Tribüne. Weil: einmal «Lunki», immer «Lunki».