Unkomplizierter Unterschlupf
12.09.2025 MuriDach über dem Kopf
«Natourli» will Netzwerk an Shelters auf bauen
Wanderern und Veloreisenden eine einfache Unterkunft bieten: Ein Verein mit Wurzeln im Freiamt macht es möglich.
Der Prototyp steht. ...
Dach über dem Kopf
«Natourli» will Netzwerk an Shelters auf bauen
Wanderern und Veloreisenden eine einfache Unterkunft bieten: Ein Verein mit Wurzeln im Freiamt macht es möglich.
Der Prototyp steht. Nicht im Reusstal, wie es sich die drei Oberfreiämter im Vorstand des Vereins «natourli» gewünscht hätten, dafür im Kanton Nidwalden. Genauer auf dem Wirzweli, beim Skilift Eggwald. Im nächsten Jahr sollen gemäss Präsident Pirmin Bütler drei bis fünf weitere Shelters dazukommen. Das Angebot richtet sich an alle, die draussen unterwegs sind und eine legale, einfache und sichere Übernachtungsmöglichkeit suchen. --tst
Der Verein «natourli» will schweizweit Schutzhütten realisieren – und blickt auch aufs Freiamt
Zwei Murianer und eine Boswilerin: Im Vorstand des Vereins «natourli» aus Luzern haben Leute mit Wurzeln im Oberfreiamt das Sagen. Einen ersten Shelter haben sie bereits realisiert, weitere sollen folgen – auch entlang des Freiämterwegs.
Thomas Stöckli
«Auf einer Velotour quer durch Europa, dem ‹Sun Trip 2020›, sind wir in Dänemark auf einfache Shelter gestossen», blickt Pirmin Bütler zurück. Dort gibt es über 500 solcher Schutzhütten, wo Etappenwanderer und Veloreisende unkompliziert Unterschlupf finden. «Wir haben uns gefragt: Weshalb nicht auch in der Schweiz?» So entstand die Idee, «natourli» aufzubauen und ein Netzwerk von naturnahen Übernachtungsmöglichkeiten zu schaffen. Unterstützung fand der Initiant und Vereinspräsident bei Dario Küng, der wie er in Muri aufgewachsen ist. Küng ist im Verein für die Aktivitäten zuständig. Olivia Gähwiler, die Kommunikationsverantwortliche, hat Wurzeln in Boswil. Eine Fundraising-Expertin und ein Raumplaner komplettieren das Team. «Wir sind gut aufgestellt», so Pirmin Bütler. «Diese Mischung bringt die nötigen Kompetenzen zusammen, um ‹natourli› professionell weiterzuentwickeln.»
Shelter für vier Personen
Das Geschäftsmodell ist simpel: einfache, naturnahe Übernachtungsplätze aus Holz zu fairen Preisen. Die Übernachtung im Shelter wird online gebucht, die Bezahlung läuft digital. Die Mehrheit geht an die lokale Betreiberin – zum Beispiel eine Bergbahn oder ein Landwirtschaftsbetrieb –, ein Teil an «natourli» für Betrieb und Weiterentwicklung. «Damit schaffen wir lokale Wertschöpfung ohne grosse Investitionen für die Betreiber», so Bütler.
Ein erster Shelter steht bereits seit einem guten Monat auf dem Wirzweli, direkt beim Skilift Eggwald im Kanton Nidwalden. «Wir haben lange nach einem passenden Ort gesucht», so Bütler. Auf dem Wirzweli habe alles gepasst: «Es ist eine touristische Zone, direkt an Wander- und Velowegen, und die Bergbahnen waren sofort interessiert.» Pirmin Bütler schwärmt von der Aussicht in die Berglandschaft. Eine Feuerstelle befinde sich nur wenige Meter entfernt und ein WC im Häuschen nebenan.
Dank ihrem Netzwerk konnte das junge Team einen passenden Shelter übernehmen und gemeinsam aufbauen. «Von der Zusage bis zum fertigen Häuschen verging gerade mal ein Monat», verrät der «natourli»-Präsident. Der Shelter bietet Platz für vier Personen, lässt sich schliessen und ist für bis zu zwei Nächte buchbar. Die Finanzierung sei durch Eigeninitiative, Partnerschaften und Förderbeiträge gelungen.
Einfach und sicher übernachten
Die Vision ist ein schweizweites Netzwerk an einfachen und naturnahen Unterkünften, doch das sei ein langfristiges Projekt. «Mit dem Wirzweli haben wir gezeigt, dass es funktioniert», so Pirmin Bütler. In den nächsten zwei bis drei Jahren sollen weitere Standorte dazukommen: «Wir führen aktuell Gespräche mit verschiedenen Akteuren – von Bergregionen bis hin zu landwirtschaftlichen Betrieben. Erste konkrete Projekte in den Kantonen Glarus und Nidwalden sind schon auf gutem Weg.» Erklärtes Ziel sind drei bis fünf weitere Shelters im nächsten Jahr.
Das Angebot richtet sich an alle, die draussen unterwegs sind und eine legale, einfache und sichere Übernachtungsmöglichkeit suchen: Bikerinnen und Biker, Wandernde, Kletternde, Familien oder auch Jugendgruppen. «Also Menschen, die Freude an Natur und Bewegung haben, aber nicht unbedingt ein Hotel brauchen», fasst Pirmin Bütler zusammen. 2024 wurde «natourli» für seine klimafreundliche Tourismus-Idee mit dem dritten Preis bei den Spotlight-Awards von Climanow ausgezeichnet. Zudem wird der Verein durch den Migros-Unterstützungsfonds gefördert.
Vision für den Freiämterweg
Und wie sieht es im Freiamt aus, mit dem beliebten Freiämterweg und den Velorouten? «Wir wären sehr interessiert, im Freiamt einen Shelter zu betreiben», betont Pirmin Bütler. Ein erstes Projekt in Birri sei allerdings an regulatorischen Hürden gescheitert. «Wir haben aber viel gelernt in den letzten zwei Jahren und wissen heute, dass wir das Angebot vor allem in Agrotourismus- und Tourismuszonen erfolgreich umsetzen können», teilt «natourli» mit. Der Freiämterweg sei eine tolle Idee, «die möchten wir zukünftig unbedingt weiterverfolgen», heisst es bei den Shelter-Pionieren weiter. Mit Erlebnis Freiamt seien sie aktuell noch nicht in Kontakt, aber: «Eine Zusammenarbeit können wir uns sehr gut vorstellen», betont Pirmin Bütler. Und fügt an: «Wäre doch cool, den Freiämterweg von Shelter zu Shelter zurücklegen zu können, nicht?»