Urgesteine treffen auf Urgewalt
06.08.2024 MuriRekordaufmarsch am MuriLive
Die Organisatoren durften sich über 500 Musikbegeisterte auf dem Klosterhof freuen
Pioniere des melancholischen Berner Rock und eine Gute-Laune-Stimmgewalt – der Mix von MuriLive hatte es in sich. Das ...
Rekordaufmarsch am MuriLive
Die Organisatoren durften sich über 500 Musikbegeisterte auf dem Klosterhof freuen
Pioniere des melancholischen Berner Rock und eine Gute-Laune-Stimmgewalt – der Mix von MuriLive hatte es in sich. Das Publikum nahm den Anlass, zu feiern, dankbar an.
Thomas Stöckli
«Wir sind happy!», sind sich Paula Loher-Staubli und Markus Bohren, Co-Organisatoren von MuriLive, einig. Soeben ist ein mitreissendes Konzert von Claudia Masika zu Ende gegangen.
Die Powerfrau aus Kenia hat einen grossen Teil des Publikums vor die Bühne gelockt und zum Mittanzen animiert. «Sie hat noch mehr überzeugt, als wir uns erhofft hatten», sagt Paula Loher. In dem Moment stösst die Sängerin dazu. Es werden Komplimente ausgetauscht und man spricht bereits über eine nächste Zusammenarbeit. «Wenn du in einigen Jahren wiederkommst, werden wir dich als Hauptact ankündigen», stellt Markus Bohren in Aussicht. Und die Powerfrau wird gerne wiederkommen: «Vor dem Auftritt hatte ich schon etwas Angst», gesteht sie, «weil mich in Muri niemand kennt.» Nach dem Auftritt wirkt sie gelöst, ja euphorisch: «Ich habe es genossen», sagt sie und fügt sogleich an: «Es war magisch.»
Nachholbedarf und Fokus auf einen Abend
Das gilt für den ganzen Abend. Mit 500 Zuhörerinnen und Zuhörern knackte MuriLive seinen Besucherrekord. Woran lag es? «Am schlechten Sommer», sagt Paula Loher – und führt sogleich aus: «Die Leute hatten noch zu wenig Gelegenheit, solch schöne Abende draussen zu geniessen.» Markus Bohren widerspricht: «Der Vorverkauf lief schon gut, bevor sich das Wetter abschätzen liess.» Er sieht eher die Konzentration auf einen Abend als Hauptgrund für den Andrang: «Die Leute müssen sich nicht mehr überlegen, ob sie am Freitag oder am Samstag kommen wollen.» Weshalb auch immer: «Wir sind völlig happy, dass ihr alle da seid!», richtet sich Paula Loher ans Publikum, ehe auf der Bühne der Hauptact loslegt: Die Mundartrock-Urgesteine von «Span» mit ihren melancholischen Geschichten in Liedform.
Spannender Mix am MuriLive sorgte für ausgelassene Stimmung auf dem Klosterhof
Hier die kultigen Herren, die Mundart-Rock-Geschichte geschrieben haben, da eine Powerstimme, die mit viel Ausdruck die Sonne in den Herzen aufgehen lässt. Und mittendrinn das Publikum von MuriLive, das einen denkwürdigen Abend erleben durfte.
Thomas Stöckli
Sie gelten als dienstälteste Mundart-Rockband der Schweiz. Mit der Verpflichtung von «Span» als Hauptact ist den Organisatoren des MuriLive einmal mehr ein Coup gelungen. Als die alten Herren um 21 Uhr in ihrer bekannt-melancholischen Art loslegen, setzt die Dämmerung ein auf dem Klosterhof. Jetzt entfalten die bunten Lichter über dem Areal ihren Zauber.
Bärndeutsche Melancholie
Dicht gedrängt stehen die Musiknostalgiker vor der Bühne und lauschen zwischen rhythmisch mitwippend und tanzend den in Bärndeutsch gesungenen Geschichten, von der «truurige Schnulze» bis «Heiweh». Bei Musikgrössen wie «Span» weiss das Publikum, was es bekommt.
«Möged ihr no?», fragt Sänger und Gitarrist George «Schöre» Müller nach zwei Songs ins Publikum. Dann kommt er ins Plaudern, berichtet davon, wie die Band vor 30, 35 Jahren in der Region einmal eine CD aufgenommen hat und von den familiären Verbindungen der Bandmitglieder mit dem Aargau. «Für uns ist das fast schon ein Heimspiel», so Müller. Und für die Lebenserfahrenen im Publikum wie eine Reise in die Vergangenheit.
Kenianische Lebensfreude
Mit viel Power, Humor und einem Überraschungsmoment hat zuvor Claudia Masika dem Publikum eingeheizt. Beschwingte Rhythmen und darüber die Powerstimme der Kenianerin, die mit ihrer Bühnenpräsenz gute Laune verbreitet. «Feeling good?», fragt sie ins Publikum und bekommt ein gedehntes «Yeah!» zurück. Mit ihren charmanten Plaudereien übers Wetter, über kulturelle Unterschiede zwischen ihrem Herkunftsland und ihrer neuen Heimat, über die Suche nach Glück und Liebe, sammelt sie weiter Punkte. Und so wippen an den Tischen bald alle rhythmisch mit. Zahlreiche Konzertgänger nutzen den freien Raum vor der Bühne, um zu tanzen. Selbst hier überlässt die begeisterte Performerin nichts dem Zufall. Mit purer Lebenslust animiert sie zur Bewegung, zeigt Choreografien vor, die dankbar angenommen und umgesetzt werden. «Das ist ja wie im Zumba», schreit eine Konzertbesucherin ihrer Freundin ins Ohr – und beide lachen.
Weniger, aber intensiver
Nach rund einer Stunde kündigt die Powerfrau ihr letztes Lied an. Dem Publikum ist das offenbar viel zu früh. Und Claudia Masika hat ein Einsehen: Es werden dann doch noch zwei Stücke. Und die kostet die Vollblutmusiker auf der Bühne noch richtig aus. Die Instrumentalisten laufen bei ihren Soli so heiss, dass ihnen die Sängerin mit ihrem bunten Fächer Luft zuwedelt. Wenn sie denn nicht gerade selbst herumhüpft, oder ihre Haarpracht oder dann ihren bunten Rock schwingt. «Wenn ihr etwas Wein oder Bier getrunken habt, seid ihr jetzt bereit, zu tanzen!», mobilisiert sie vor dem definitiv letzten Stück nochmals – mit Erfolg: Die Fläche vor der Bühne ist zwar nicht ganz so voll wie später beim Hauptact, getanzt wird allerdings deutlich wilder. Die Lebensfreude ist von der Bühne offensichtlich ins Publikum übergesprungen.