Vergangenes kenntlich machen
09.02.2024 Kelleramt, UnterlunkhofenDie Aufwertung der Keltengräber schreitet planmässig voran
Seit 2016 verfolgt der Kanton das Ziel, die Keltengräber im Waldrevier Bärhau besser sicht- und erlebbar zu machen. Die erste Etappe konnte nun wesentlich schneller als gedacht abgeschlossen ...
Die Aufwertung der Keltengräber schreitet planmässig voran
Seit 2016 verfolgt der Kanton das Ziel, die Keltengräber im Waldrevier Bärhau besser sicht- und erlebbar zu machen. Die erste Etappe konnte nun wesentlich schneller als gedacht abgeschlossen werden: Nebst dem Sichtbarmachen führt nun ein Weg zwischen den Grabhügeln durch.
Celeste Blanc
Hier wahrte lange Zeit der Wald eines seiner Geheimnisse: Von dichtem Unter- und Totholz umschlungen und nicht gekennzeichnet sind sie lange Zeit praktisch versteckt gelegen, die 2800 Jahre alten Keltengräber im Waldrevier Bärhau in Unterlunkhofen. Nur wer sich ganz genau auf die feineren und gröberen Erhebungen des Waldbodens achtete, konnte hier die letzte Ruhestätte von Menschen erahnen. Was unscheinbar wirkt, ist aber von grosser Bedeutung für die Geschichte und das Kulturwissen des Kantons Aargau, denn: Die 63 Gräber umfassende Nekropole aus der Eisenzeit ist in ihrer Form einmalig. «Durch ihre Erforschung konnte man eine zeitliche Lücke in der frühen Eisenzeit schliessen», erklärt Archäologe Sven Straumann. Das mache die Funde aus archäologischer Sicht sehr wertvoll.
Wenige Eingriffe haben grosse Wirkung
Seit 2016 arbeitet der Kanton daran, die Keltengräber für Besuchende, aber auch für Passanten besser sichtund erlebbar zu machen. Nachdem im November 2022 die Gemeinde Unterlunkhofen die Bewilligung sprach, wurden im vergangenen Jahr die entsprechenden Arbeiten auf der Waldparzelle der Ortsbürger vorgenommen, die durch Revierförster Christoph Schmid und den Forstbetrieb Mutschellen, aber auch durch die Ortsbürger und die Einwohner Unterlunkhofens selbst sowie Schulklassen aus der Region durchgeführt worden sind.
Gesunde Bäume blieben stehen
Vor allem die sehr guten Wetterbedingungen im vergangenen Herbst haben dazu geführt, dass man schneller als geplant voranschreiten konnte. So wurden das Unter- und das Totholz entfernt und zwischen den Gräbern ein Weg aus Holzschnitzeln angelegt. Gesunde Bäume zwischen und auf den Gräbern liess man stehen – sie bilden künftig ein Blätterdach, das das Wachstum anderer Bäume natürlich eindämmen und den Grabhügeln einen natürlichen Schutz bieten soll. Zusätzlich werden weitere, klimaresistente Bäume angepf lanzt, welche die pietätvolle Hainlandschaft ergänzen. «Aufgrund der Waldgesetzgebung, aber auch im Sinne des Projekts, sollen möglichst wenige Eingriffe das grösstmögliche Potenzial in der Visualisierung hervorholen», erklärt Straumann. Welchen Effekt die Arbeiten bereits haben, erstaunt auch den Kantonsarchäologen, der seit dem letzten Herbst nicht mehr in Unterlunkhofen zu Besuch war. «Es ist kein Vergleich zum letzten Jahr.»
Möglichkeiten der Visualisierung werden eruiert
Nun sind mit den Forstarbeiten die Grabhügel im Wald erkennbar. Doch wie soll man künftig in die Grabhügel, die allesamt aus einer Grabkammer bestehen, hineinschauen können? «Erste Ideen werden aktuell im Team gesammelt», erklärt Straumann. Denkbar wären etwa Methoden wie die «Augmented Reality», also die Möglichkeit, mit der Fotokamera des Smartphones durch die Hügellandschaft zu schlendern und auf dem Bildschirm das Innere des Grabes zu erkunden inklusive Einblendung der Grabbeigaben, die dort gefunden wurden. Auch wäre es möglich, sich über eine Onlinekarte zu orientieren. «Die Möglichkeiten sind vielfältig, müssen aber durchdacht und nachhaltig angelegt werden», erklärt der Kantonsarchäologe. Aktuell sei man auf der Suche nach Geldgebern, da solche Unterfangen teuer sind.
Gleichzeitig müsse aber auch Rücksicht auf jene Besuchende genommen werden, die im Wald keinen Empfang oder kein Handy haben. Deshalb werde man um eine Beschilderung nicht herumkommen. «Was wir vermeiden, ist ein Schilderwald. Doch als kulturelle Stätte muss ein Weg gefunden werden, auch ‹offline› die Inhalte erkunden zu können.»
Nachhaltige Finanzierung ist nächste Hürde
Da es sich um ein Generationenprojekt handelt, wird der effektive Abschluss voraussichtlich in 50 Jahren möglich sein. Einerseits betreuen Straumann und sein Team nicht nur die Keltengräber in Unterlunkhofen, sondern auch andere kantonale Archäologieprojekte, etwa in Lenzburg das Projekt «Vicus Lindfeld», wo man aktuell eine noch vergrabene römische Siedlung mit geophysikalischen Methoden sichtbar machen möchte, oder auch Projekte im Bereich Unterwasserarchäologie, etwa im Hallwilersee oder in den Flüssen.
Andererseits müsse auch die Finanzierung nachhaltig geklärt werden. Dem Kanton stehen begrenzte Mittel zur Verfügung, auch deshalb ist man auf Geldgeber angewiesen. «Die Suche nach einer nachhaltigen Lösung steht nun im Vordergrund.»