Verkehr braucht schlaue Lösung
21.10.2025 Verkehr, Einwohnerrat, WahlenPolit-Bar der Mitte im «Sternen» zu den Einwohnerratswahlen
«Brennpunkt Wohlen». Was muss verbessert werden? Die Mitte sprach an ihrer Polit-Bar weitgehend Klartext. Die Bereiche Sicherheit, Schulraum und Finanzen benötigen Verbesserungen. ...
Polit-Bar der Mitte im «Sternen» zu den Einwohnerratswahlen
«Brennpunkt Wohlen». Was muss verbessert werden? Die Mitte sprach an ihrer Polit-Bar weitgehend Klartext. Die Bereiche Sicherheit, Schulraum und Finanzen benötigen Verbesserungen.
Daniel Marti
Alle Wohler Politikerinnen und Politiker waren eingeladen. Zumindest jene, die Richtung Einwohnerratswahlen zielen. «Aber anscheinend haben sich nur wenige getraut, mit uns zu sprechen», sagte Stefanie Dietrich mit einem Schmunzeln. Die Co-Präsidentin der Mitte beteuerte weiter, dass die Mitte immer für alle und alles offen ist. Aber irgendwie ist der Einwohnerratswahlkampf noch nicht so ganz auf Touren gekommen – vielleicht ist auch der Gemeinderatswahlkampf noch präsent. Darum liess es sich Olivier Parvex nicht nehmen und schaute bei der Mitte vorbei. Der Grünliberale kandidiert bei den Ersatzwahlen für den einen freien Sitz.
Ärgernis Verkehrschaos
Die Polit-Bar der Mitte war dennoch ein willkommener Treffpunkt. Fast alle 18 Kandidierenden – sieben Frauen und elf Männer – waren anwesend. Plus einige Sympathisanten. Sie freuten sich alle, dass sie an der Bar prominent bedient wurden. Sonja Isler-Rüttimann, die neue Frau Vizeammann, und der ehemalige Einwohnerratspräsident Meinrad Meyer wirkten als Barkeeperin und Barkeeper.
Stefanie Dietrich stellte dann im Verlauf des Abends die Frage, was denn der «brennendste Punkt» ist in Wohlen. Und wo man ansetzen müsse.
«Die Aufwertung der Zentralstrasse» müsse neu angepackt werden, sagte Einwohnerrat Harry Lütolf ganz spontan. Für Marco Schmid ist das stete «Verkehrschaos ein wichtiger Punkt. Es braucht endlich eine schlaue Lösung, die auch finanzierbar ist.» Eine gescheite Lösung wäre für Wohlen wichtig, sagte der Flugzeugingenieur. Er erlebe den Stau in Wohlen jeden Tag, «hier muss sich zwingend etwas bewegen».
Mehr Polizeipräsenz gefordert
Ein weiteres Thema sei die Sicherheit. Was und wo ist es noch sicher in Wohlen? Und ist mehr Schutz rund um die Schulanlagen fast nicht umsetzbar? Auch wenn man sich bei Regionalpolizei oder Schulleitung meldet, passiere nichts, lautete ein Vorwurf. Das gilt auch beim Litteringproblem. Das fange halt in der Schule an, es gehe um Respekt, so Harry Lütolf. «Wir alle müssen genauer hinschauen, wir alle stehen in der Pflicht.» Die ganzen Probleme auf Menschen mit Migrationshintergrund abzuwälzen, fand dann Sabrina Meyer zu kurz gegriffen. «Menschen mit Migrationshintergrund sollte man nicht ausgrenzen, das führt nur zu Problemen», betonte die ehemalige Gemeinderätin von Eggenwil.
Je nachdem, wo man hinschaut, funktioniert das geordnete Zusammenleben. Daniel Heinrich nannte die Situation beim Sportzentrum Niedermatten. «Dort haben die Vereine ihre eigenen Leute, und es funktioniert, da spielt es keine Rolle, ob es Ausländer oder Schweizer sind.»
Und wenn es andernorts betreffend Sicherheit und Littering mit den jungen Menschen nicht funktionieren sollte, «dann muss man mit den Jungen reden und dann konsequent durchgreifen». Harry Lütolf wählt hier jedoch einen anderen Ansatz. «Ich sehe die Regionalpolizei nicht so häufig. Die Repol sollte halt auch mal zu Fuss durchs Dorf gehen», also mehr Präsenz zeigen.
Vor fünf Jahren auf den Gemeinderat hören sollen
Und das Thema musste ja kommen: Finanzen. Pius Cavelty kritisierte die vergangene Einwohnerratssitzung. «Man kann ja nicht nur in einem Wahljahr sparen», betonte er. Und ob der tiefere Steuerfuss von 116 Prozent die richtige Lösung ist, das bezweifeln einige Mitte-Vertreter. «Die 120 Prozent haben beim Volk allerdings keine Chance, deshalb suchten wir Streichungsmöglichkeiten», erklärte Stefanie Dietrich, «gleichzeitig sind wir nicht für einen Investitionsstopp.» Natürlich, die 120 Prozent «wären abschreckend für Leute, die nach Wohlen ziehen möchten», ergänzte Pius Cavelty. Dann ergriff Ariane Gregor das Wort, Gemeinderätin und ehemalige Finanzministerin. Eine Steuerfusserhöhung hätte schon viel früher einsetzen müssen. Die Gemeinde Wohlen habe nun mal ein Defizit. «Sie ist prosperierend und wächst.» Mit dem Ergebnis, dass alle Schulhäuser voll sind. «Es geht nicht mehr lange so weiter. Aber wir bekommen vom Volk nicht das Geld zugesprochen.» Die Schulraumplanung sei eine rollende Sache, «und schon vor fünf Jahren hätte man auf den Gemeinderat hören sollen», so Gregor.
Schuld am Dilemma sei in Wohlen vor allem das «unterirdische Pro-Kopf-Steueraufkommen», sagte Meinrad Meyer, «da liegt Wohlen deutlich unter dem Durchschnitt von Kanton und Bezirk. Die schwachen Gesellschaftsstrukturen sind das Problem.»
Dem pflichtete Gemeinderätin Gregor bei. «Rund 70 Prozent haben ein steuerbares Einkommen von unter 70 000 Franken, da kommt eine Gemeinde auf keinen grünen Zweig.» Zudem sei die Leistung der Gemeinde Wohlen viel höher, als der Finanzausgleich ausgleichen könne, fügte Meyer an.
Schulraum-Nein: «Das muss man endlich begreifen»
Daniel Heinrich, Präsident der Finanzund Geschäftsprüfungskommission, nahm das Schulraumproblem nochmals auf. Genauer das Volks-Nein zu den Projektierungskrediten für Schulhäuser im vergangenen Herbst. «Da hat das Volk Nein gesagt zu den prognostizierten Gesamtkosten von 40 bis 60 Millionen», das müsse man endlich begreifen und so akzeptieren, wurde Heinrich deutlich.
Genau darum müsse man einen anderen Weg einschlagen, so wie vorgemacht beim Gemeindehaus. «Wir müssen auch Modulbauten für die Schulhäuser wählen oder zumindest prüfen», fordert Heinrich. Nicht überall seien solche Bauten möglich, räumte dagegen Gemeinderätin Ariane Gregor ein.
Wenn man nur die Spitze brechen wolle, dann könne man gut und gerne Container- und Modulbauten wählen, erklärte Sabrina Meyer. Bei weitreichenden Perspektiven müsse man anders vorgehen. Und die ehemalige Eggenwiler Gemeinderätin gab noch einen weiteren Ratschlag mit auf den Weg: «Man kann auch beim Schulraum ein wenig kleiner fahren, als das kantonale Departement für Bildung, Kultur und Sport jeweils empfiehlt.» Auch das ist ein prüfbarer Ansatz.


