Vernetzung über die Marktstrasse
12.12.2025 MuriAusbaureserve fürs St. Martin
Die Stiftung konnte die Liegenschaft Egenterhaus an der Marktstrasse erwerben
Der Platz im Zentrum von Muri ist begrenzt. Um bei Bedarf trotzdem wachsen zu können, sicherte sich die Stiftung St. Martin die ...
Ausbaureserve fürs St. Martin
Die Stiftung konnte die Liegenschaft Egenterhaus an der Marktstrasse erwerben
Der Platz im Zentrum von Muri ist begrenzt. Um bei Bedarf trotzdem wachsen zu können, sicherte sich die Stiftung St. Martin die angrenzende Parzelle.
Thomas Stöckli
Der Name Egenter steht in Muri für drei Generationen Schuhe und Kleider. Nach der Familie ist ein Parallelweg zur Seetalstrasse benannt, wo die Geschäftstätigkeit ihren Anfang nahm. Ein Egenterhaus befindet sich vis-à-vis des Restaurants Tomate. Es ist mittlerweile im Besitz der Gemeinde und Teil der geplanten Neukonzipierung des Bahnhofareals. Das Haus an der Marktstrasse 11 habe sein Vater 1951 für 70 000 Franken gekauft, blickt Dölf Egenter zurück. Er selbst hat dort seine Jugendjahre verbracht. 1984 musste es einem Neubau weichen, jenem Egenterhaus, das nun die Stiftung St. Martin erworben hat.
Zur Summe wollen sich beide Seiten nicht äussern. Bei seiner Familiengeschichte erstaunt es nicht, dass für Dölf Egenter der Preis nicht das wichtigste Argument war. «Ich habe ein Auge zugedrückt», verrät er. André Stierli, Stiftungsratspräsident St. Martin, spricht von «guten Verhandlungen mit einem Resultat, das für beide Seiten stimmt». Ein wichtiger Teil der Vereinbarung: Der Name «Egenterhaus» soll bewahrt werden.
Der Verkauf war keine Hauruckaktion, sondern musste lange reifen. «Dölf Egenter ist schon vor zehn Jahren auf mich zugekommen», blickt Josef Villiger, Geschäftsführer des Altersheims, zurück. Auch wenn es damals noch nicht konkret wurde, zeigte sich doch, in welche Richtung es gehen könnte. Und jetzt ist der Verkauf also durch. «Ich bin sehr froh, dass das Haus einen guten Zweck erfüllen kann», sagt Dölf Egenter. Villiger bezeichnet die Liegenschaft als «Puzzlestück, das gut in die Stiftung St. Martin passt». Werner Keller, im Stiftungsrat für die Finanzen zuständig, spricht über den Zukauf von einer strategischen «Ausbaureserve». Gleichzeitig baut die Stiftung ihre Zusammenarbeit mit der Pflegi aus.
Die Stiftung St. Martin institutionalisiert ihre Zusammenarbeit mit dem Technischen Dienst der Pflegi Muri
Beide setzen sich fürs Alter ein, hier die Stiftung St. Martin, da die Pflegi Muri, dazwischen nur die Marktstrasse. Die beiden Institutionen teilen sich bereits die Telefonie und die Wärmequelle, nun rücken sie noch näher zusammen.
Thomas Stöckli
«Ich bin froh und erleichtert», sagt Josef Villiger. Bisher hat er als Geschäftsführer in der Stiftung St. Martin den technischen Dienst weitgehend selbst geleistet, hat Arbeiten geplant und Handwerker koordiniert. «Ich bin da reingewachsen», sagt er. Dass er dies seiner Nachfolgerin nicht würde übergeben können, war dem Stiftungsrat klar, zumal die Institution und ihre Technik wachsen. Dass sich auf die entsprechende Stellenausschreibung auch die Pflegi Muri bewarb, kam allerdings überraschend. Dabei sei es die logische Lösung, so Josef Villiger. Auf kleiner Flamme habe man die Zusammenarbeit nämlich bereits gepflegt: «Vor allem wenn wir schnell einen Elektriker brauchten, war das praktisch», konkretisiert er auf Nachfrage. Weiter sind die beiden Institutionen bezüglich Telefonie und Fernwärmenetz schon verbunden.
Betriebssicherheit auch am Wochenende gewährleisten
Künftig wird dem St. Martin ein Techniker fix in einem 60-Prozent-Pensum zur Verfügung stehen. Ein Mitarbeiter, der sowohl dem Pflegi-Team wie auch jenem des St. Martin angehören wird. Die Zusammenarbeit über die Marktstrasse macht es zudem möglich, dass bei Bedarf immer jemand da ist, zumindest werktags von 6 bis 19 Uhr. Darüber hinaus ist für dringliche Fälle übers Pikett-Handy rund um die Uhr Hilfe erreichbar – in wirklich dringenden Fällen. «So können wir die Betriebssicherheit gewährleisten, wenn beispielsweise am Wochenende die Heizung ausfallen sollte», nennt Stiftungsrat Werner Keller ein Beispiel.
Mehr Flexibilität und technischer Fortschritt
Der Technische Dienst der Pflegi Muri beschäftigt derzeit acht Fachkräfte, vom Schreiner über den Elektriker bis zum Sanitär. Sie decken nicht nur den 225-Betten-Betrieb ab, sondern darüber hinaus auch externe Mandate, etwa für die Fernheizung und verschiedene Firmen.
Durch die Zusammenarbeit mit dem St. Martin lassen sich weitere Synergien nutzen, zeigt sich Bruno Strebel, Leiter Infrastruktur und Betrieb bei der Pflegi Muri, optimistisch. «Uns gibt das Flexibilität», so André Stierli, Stiftungsratspräsident St. Martin. Weiter bezeichnet er die elektronische Dokumentation und das Ticket-System als Fortschritte.
Egenterhaus: Areal-Belebung oder mehr Alterswohnungen?
Verbunden ist das Alterswohnheim St. Martin nicht nur mit der Pflegi, sondern auch mit dem benachbarten Egenterhaus. Einerseits durch das Portal gegen die Marktstrasse, andererseits unterirdisch, durch die gemeinsame Tiefgarage. Das Ladengeschäft im Erdgeschoss konnte die Stiftung vor vier Jahren dazukaufen, nun folgt auch der Rest des Hauses, nämlich die sechs Wohnungen darüber mit 2½ bis 5½ Zimmern sowie das ungenutzte Dachgeschoss. «Das könnte man ebenfalls zu einer schönen Wohnung ausbauen», so Dölf Egenter.
Bezüglich der vermieteten Wohnungen bleibt vorerst alles wie gehabt, grundsätzlicher Sanierungsbedarf bestehe nicht. Weil die Stiftung bereits einen Anbau Nord mit zwölf zusätzlichen Zweizimmer-Alterswohnungen plant, will man beim Egenterhaus noch zuwarten. Denkbar seien mittelfristig weitere Alterswohnungen – dazu würden die Einheiten verkleinert – aber auch Familienwohnungen, um eine Durchmischung und Belebung des Quartiers zu erreichen. «Das wird dann der Markt noch zeigen», so Stierli.
«Wir sind sicher keine Immobilien-Spekulanten», beteuert Werner Keller, der im Stiftungsrat für die Finanzen zuständig ist, «sondern den Menschen im Alter verpflichtet.»


