Verschiedene Blicke auf ein Problem
24.10.2025 Wohlen, SchuleStaatskundetag an der Bezirksschule mit einer Podiumsdiskussion
Am Staatskundetag erhielten die rund 130 Schülerinnen und Schüler der 3. Bez vertiefte Einsicht in die Politik und hörten von Jungpolitikern in einer Podiumsdiskussion ihre persönliche ...
Staatskundetag an der Bezirksschule mit einer Podiumsdiskussion
Am Staatskundetag erhielten die rund 130 Schülerinnen und Schüler der 3. Bez vertiefte Einsicht in die Politik und hörten von Jungpolitikern in einer Podiumsdiskussion ihre persönliche Meinung zum Thema «Sollen öffentliche Verkehrsmittel für Schüler gratis sein?»
Monica Rast
Staatskunde ist nicht gerade das Schulfach, welches die Schüler vom Hocker reisst. Ein Staatskundetag wie an der Bezirksschule Wohlen wirft jedoch ein ganz anderes Licht auf die Schweizer Politik. Die rund 130 Schülerinnen und Schüler hörten von engagierten Jungpolitikern, was für Ambitionen sie antreiben und für welche Partei sie tätig sind. «Es war für einmal cool, mit Jungpolitikern zu sprechen. Es ist ganz anders, als wenn eine Lehrperson den Stoff vermittelt», bemerkte eine Schülerin der 3. Bez.
Während des Vormittags erhielten die Schüler Einblicke in die Parteienlandschaft. Fünf Vertreter von Jungparteien der Jungen SVP, Jungen Liberalen, Jungen Mitte, Jungen Grünen und Juso nahmen sich Zeit für den Staatskundetag. «Die Grünliberale hat leider gefehlt», erklärte der Lehrer Mischa Plaukovits.
Die Jugendlichen hatten die Gelegenheit, während je 20 Minuten von den Parteien zu erfahren, welches ihre Inhalte und Schwerpunkte sind. Ebenfalls konnten sie die jungen Politikerinnen und Politiker kennenlernen.
Politik geht alle etwas an
Eigentlich hätten an der Podiumsdiskussion einige Jungpolitiker mehr teilnehmen sollen. «Leider gab es einige Absagen», bemerkt Fachlehrer Roger Lüthy. Anstelle der sechs Jungparteien waren es gerade mal drei: die Juso, vertreten durch Jonas Kley, die Junge Mitte durch Stephan Bättig und die Jungfreisinnigen mit Lionel Zingg.
Durch die Diskussion führte Fabian Schambron, Prorektor der Kantonsschule Wohlen. «Ihr habt ein Podiumsgespräch versprochen bekommen. Leider ist die Runde nicht sehr gross. Entweder bekommen die Redner mehr Zeit oder ihr könnt mehr Fragen stellen.» Anhand der Zusammenfassung über den Jugendrat haben die Schüler etwas Wichtiges erfahren – Politik geht alle an. «Es lohnt sich, die möglichen Gefässe wie Jugendrat zu nutzen oder sich dafür zu interessieren, bevor man offiziell mitentscheiden kann.»
Gewünschtes Thema sorgt für rege Diskussion
Die Schülerinnen und Schüler konnten vorgängig mitbestimmen, über welches Thema debattiert werden sollte. Sieger dieser Abstimmung war das Thema «Sollen öffentliche Verkehrsmittel für Schüler gratis sein?»
So führte schon die erste Frage des Moderators Fabian Schambron «Hättet ihr gerne selbst Gratis-ÖV» an die drei Jungpolitiker zu den unterschiedlichsten Meinungen.
Jonas Kley von der Juso findet, dass es das Budget von Familien immens entlasten würde. Dagegen steht die Aussage von Lionel Zingg von den Jungfreisinnigen: «In einer perfekten Welt wäre alles gratis. Doch da befinden wir uns nicht, deshalb bin ich bereit, für den ÖV zu zahlen. Es geht am Schluss um die Wertschätzung gegenüber dem Dienstleister. Ich finde, man sollte die Leistung honorieren.»Etwas diplomatischer ist Stephan Bättig. «Ich in der Mitte muss einen Weg dazwischen finden», meinte er schmunzelnd. Doch er ist auch für den Gratis-ÖV für Jugendliche und sieht in der Bahn die Möglichkeit, den Fussabdruck zu verringern.
Spannend fand der Moderator die unterschiedlichen Blickwinkel für das gleiche Problem. Einerseits die Frage «Was ist realistisch und was kann man tun?», andererseits «Was ist wünschenswert?» Lösungen und Möglichkeiten wurden angesprochen.
Für die Umsetzung würde Lionel Zingg die Subventionen kürzen. Am liebsten wäre ihm, wenn man solche Mehrausgaben nicht finanzieren müsste. «Am Schluss heisst Gratis-ÖV, man unterstützt die Eltern, da die Schüler ja kein Geld verdienen. Das ist für mich der springende Punkt. Hier ist das Problem, dass man per se Eltern unterstützt, und dies unabhängig davon, wie viel sie verdienen.» Dagegen halten Jonas Kley und Stephan Bättig. «Die Schweiz hat verschiedene Möglichkeiten, dies zu finanzieren. Das Geld ist da, es fehlt nur am politischen Willen.»
Besonders Kley und Zingg lieferten sich zu diesem Thema einen regen Schlagabtausch, der in der Finanzpolitik mit Sozialgeldern, Steuerrückzahlung und Immobilienmarkt endete. Ein Thema, welches viele andere Aspekte mit sich zieht. Die Schülerinnen und Schüler fanden den umfassenden Überblick über die Fülle an Pro- und Kontraargumenten trotz dem Fehlen von drei Parteien sehr positiv. Es gab ihnen einen breiten Einblick in die Art und Weise von politischen Diskussionen und in den Politikalltag.
Vier von fünf Punkten
Grundsätzlich fanden sie die Podiumsdiskussion interessant, doch hätten sie sich den Ablauf etwas anders vorgestellt. «Wir hätten gerne mehr Fragen an die Jungpolitiker betreffend das Thema gestellt», meinten einige Schüler. Ihnen fehlten auch die Aussagen der fehlenden Parteien und sie hätten sich gewünscht, weitere Jungpolitiker hätten sich zu dem Thema äussern können.
Für die Jugendlichen war es zum Teil schwierig, dem Schlagabtausch zu folgen. Viele Fachbegriffe wurden nicht verstanden und für die Schüler war es schwierig, die Konzentrationsspanne aufrechtzuerhalten. «Sie empfanden es als zu lange», erklärte Mischa Plaukovits. Trotz allem betrachteten die Schüler den Anlass als wertvoll und gaben ihm vier von fünf Punkten.


