Viel Freude in drei Bereichen
31.12.2024 MuriChris Räber aus Muri blickt auf sein spezielles und vom Velo geprägtes Jahr zurück
Pumptrack in Muri, Olympia, Selbstständigkeit. 2024 war für Räber ein aufregendes Jahr.
Annemarie Keusch
...Chris Räber aus Muri blickt auf sein spezielles und vom Velo geprägtes Jahr zurück
Pumptrack in Muri, Olympia, Selbstständigkeit. 2024 war für Räber ein aufregendes Jahr.
Annemarie Keusch
Sein Leben dreht sich ums Velo. Das ist keine pathetische Beschreibung, auch keine Übertreibung. Sondern es entspricht der Realität. Chris Räber hat die Leidenschaft fürs Velo und für Freestyle-Anlagen und -Anlässe zum Beruf gemacht. Er designt und baut Pumptracks, seit gut einem Jahr selbstständig. Er organisiert und kommentiert Freestyle-Anlässe und er kommentiert sportliche Wettbewerbe am TV. In allen Bereichen hat der Murianer ein erfolgreiches Jahr hinter sich. Überstrahlt wird es von zwei Anlässen, einem mit regionaler und einem mit internationaler Ausstrahlung: der Eröffnung des Pumptracks «zu Hause» in Muri und dem Engagement als SRF-Experte bei den BMX-Events an den Olympischen Spielen in Paris. «An beiden Anlässen entstanden Erinnerungen, die für immer bleiben werden», sagt Räber.
Er blicke voller Dankbarkeit und Glück auf das zu Ende gehende Jahr zurück. «Ich habe Spass an dem, was ich mache, und das ist doch wunderschön.» Träume aber bleiben, etwa dass es einst eine Freestyle-Velofahrerin oder ein -Velofahrer aus Muri an die Olympischen Spiele schafft.
Menschen mit einem besonderen Jahr: Chris Räber, Olympia-Experte und Pumptrack-Designer, Muri
Ein Pumptrack in Muri. Dort, wo seine Leidenschaft fürs Velo entstand. «Eine riesige Sache», sagt Chris Räber, der das Projekt über Jahre als Projektleiter begleitete. An den Olympischen Spielen in Paris kommentierte er zudem die BMX-Events. Und er blickt auf ein erfolgreiches erstes Jahr als Selbstständiger zurück.
Annemarie Keusch
Es ist einer dieser Momente, die lange bleiben. Chris Räber sieht ihn vor seinem inneren Auge. Sein Göttibub und dessen Bruder, 4- und 2,5-jährig, kurven auf dem neuen Pumptrack in Muri umher. «Sie waren fast nicht mehr von der Anlage wegzubringen», sagt Räber. Aber auch viele andere Gesichter kannte er, Bekannte aus der Freestyle-Szene, die extra nach Muri kamen. «Überhaupt, die vielen Leute an der Eröffnung des Pumptracks, das war ein besonderer, schöner Moment.» Dabei ist es seit einiger Zeit Chris Räbers Beruf, Pumptracks zu designen. Lange tat er dies als Angestellter, gut ein Jahr ist es her, dass er den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. «Trotzdem, den Pumptrack in Muri zu realisieren, war eine Herzensangelegenheit.» Als Jugendlicher, als in ihm die Faszination fürs Freestyle-Fahrrad wuchs, fand er in Muri nur wenige Gleichgesinnte. Eine Anlage zum Trainieren gab es nicht, sie wichen in den Wald aus, auch ins kleine Waldstück zwischen Bünz und ARA. Nur wenige Meter von dort entfernt, wo diesen Sommer zig Jugendliche auf dem neuen Pumptrack Spass hatten. «Dass es so etwas in meinem Heimatdorf gibt, das habe ich mir immer gewünscht, jetzt ist es Realität.»
Auch dank Chris Räber. Dass er die Anlage designte, ist das eine. In der Anfangsphase des Projekts war Räber Angestellter bei der Schweizer Firma, die weltweiter Marktführer ist in Sachen Pumptracks. Immer mehr fehlte Räber der direkte Kontakt zur Kundschaft, darum wagte er letzten September den Schritt in die Selbstständigkeit. «Seither designe ich nicht mehr nur Anlagen, ich unterstütze und berate Firmen, Vereine oder Gemeinden, die einen Pumptrack bauen, und betreue die Planungsaufgaben.» Seine Kontakte in die Freestyle-Szene und seine Leidenschaft für diese Arbeit führen Chris Räber zum Erfolg. «Die Aufträge kommen. Ich bin unglaublich dankbar.»
Ganz ohne Nebenjobs
Vom Velofahren leben zu können, das war über viele Jahre sein Traum. Räber war selber Profi, der ganz grosse Durchbruch blieb aber aus. «Dass ich heute noch von meiner Zeit als Velofahrer leben kann, ist unglaublich.» Es ist die Kombination, die das ermöglicht: Die Selbstständigkeit im Designen von Anlagen, das Organisieren und Moderieren von Freestyle-Events und das Kommentieren im TV. «Ich dachte, dass ich anfangs Nebenjobs annehmen müsse. Dass dem nun bisher gar nicht so war, macht mich sehr glücklich.» Er habe um die Nachfrage nach neuen Pumptracks gewusst, «aber dass es gleich im ersten Jahr so gut läuft, das hätte ich nicht erwartet».
Es ist der Kundenkontakt, der ihm an der Selbstständigkeit gefällt. «Im Gespräch herauszufinden, ob es eher ein verspielter oder ein schneller Track sein soll, und diesen dann spezifisch auf die geografischen Begebenheiten umzusetzen, das macht grossen Spass.» In Muri kamen zusätzliche Aufgaben hinzu. Räber musste auch die Kosten im Griff haben. Er lächelt. «Das war nicht immer einfach, weil ich das vorher noch nie machte», meint Räber schmunzelnd. Beide Seiten zu sehen, das habe ihm für seinen beruflichen Weg aber viel Wissen gebracht.
Olympialuft geschnuppert
Und Räber hat hautnah gesehen, was ein Pumptrack auslösen kann. «Muri war bisher nicht wirklich ein Velo-Dorf», sagt er. Alleine der Besucheraufmarsch an der Eröffnung und die Freude von allen Seiten zeigten Räber das Gegenteil. Gleiches gilt für die Unterstützung, die er während der Realisierung immer wieder spürte, allen voran von der nun aufgelösten Kabelgenossenschaft, die den Pumptrack-Bau finanziell überhaupt erst möglich machte. Und auch nach der Eröffnung war er nochmals auf der Anlage. «Ich traf Freunde von ganz früher wieder, die ihr Dirt-Jump-Velo nach zehn Jahren wieder aus dem Keller nahmen.» Räber träumt davon, dass in Muri eine richtige Szene entsteht, die den Freestyle-Sport verfolgt. «So wie ich damals. Das Velofahren hat mein Leben verändert, mir einen neuen Weg gegeben. Dass andere Kinder nun einfacher diesen Weg einschlagen und ihn vielleicht noch weiter gehen können, das berührt mich.» Die Vision: eine professionelle Freestyle-Velofahrerin oder ein professioneller Freestyle-Velofahrer aus Muri. «Aber das dauert, die Szene kann sich jetzt erst richtig aufbauen.»
Räber hätte auch schon Ideen, wie er diesen eine Plattform geben könnte. Bei den Anlässen zum Beispiel, die er mit der «Flying Metal Crew» organisiert und kommentiert. Oder auf der noch grösseren Bühne. Das zu Ende gehende Jahr machte auch ein Auftrag in Paris zu einem ganz besonderen: Chris Räber kommentierte die Olympia-BMX-Wettbewerbe als Experte bei SRF. «Eine unglaubliche Erfahrung», sagt er. Seine Sportart so vielen Leuten am Fernseher näherzubringen, das mache ihm grossen Spass. Eine Woche lang weilte Räber in Paris. «Viel gesehen habe ich nicht, wir kommentierten aus dem Studio. Und trotzdem, die Stimmung ist besonders in der ganzen Stadt. Ein Wahnsinnserlebnis.» Eine riesige Bühne für eine Sportart, die sonst eher unter dem Radar fliegt. «Schade, dass der sportliche Erfolg für die Schweiz ausblieb, trotz vielversprechenden Voraussetzungen. Aber das ist Freestyle. Es kann schnell gehen.»
Vorfreude auf nächste Projekte
So, wie es bei ihm im letzten Jahr ging. Schnell aufwärts. Schwierig zu toppen? Chris Räber lacht. «Es kommt immer Neues auf einen zu, das mag ich. Ich versuche einfach, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen, und freue mich auf viele neue Projekte.» Die zahlreichen positiven und schönen Rückmeldungen, die er als TV-Experte, Pumptrack-Designer und Projektleiter in Muri empfangen durfte, bestätigen ihm, auf dem richtigen Weg zu sein. «Es zeigt, dass mir mein Beruf nicht nur Spass macht, sondern dass geschätzt wird, was ich mache. Dafür bin ich sehr dankbar.»
Im neuen Jahr soll es möglichst auch mehr Zeit geben, um den Pumptrack in Muri zu besuchen, zu befahren und dort Kontakte zu pflegen. Diesen für ihn so speziellen Ort zu erleben.