Viele Herausforderungen

  16.03.2021 Muri

Prior-Administrator Peter Stuefer im Gespräch

Seit bald einem halben Jahr ist Pater Peter Stuefer Prior Administrator von Muri-Gries. Gerne würde er bald Muri besuchen.

Pater Peter Stuefer wurde in Sarnthein/Südtirol geboren und im Jahr 1998 zum Priester geweiht. Er war Kooperator in der Pfarrei Gries und lange Jahre Pfarrer von Jenesien. Nachdem sein Vorgänger, Abt Beda Szukics, sein Amt im Juni 2020 überraschend aus gesundheitlichen Gründen niederlegte, wurde Pater Peter Stuefer als Prior-Administrator der benediktinischen Klostergemeinschaft von Muri-Gries-Sarnen gewählt. Sein Amt ist auf drei Jahre begrenzt. Bereits waren verschiedene Besuche in Muri geplant, mussten aber wegen der gegenwärtigen Beschränkungen durch die Covid-Krise verschoben werden. «Sie sollen aber nachgeholt werden», so Pater Peter Stuefer. Im Gespräch zieht er eine erste Bilanz über sechs Monate im Amt des Prior-Administrators und spricht auch die Herausforderungen des Klosters an. «Wie die Zukunft des Klosters sein wird, kann ich nicht sagen.» Klöster seien nicht mehr so prägend für die Gesellschaft wie in vergangenen Jahrhunderten. --sab


Auf die Zukunft des Klosters vertrauen

Seit einem halben Jahr ist Pater Peter Stuefer Prior-Administrator des Benediktiner-Klosters Muri-Gries in Bozen

Arbeitsintensiv seien die ersten sechs Monate im Amt gewesen, sagt der Prior-Administrator Peter Stuefer. Der Nachfolger von Abt Beda Szukics erzählt auch über die Herausforderungen, welche Kloster in der heutigen Zeit haben.

Sabrina Salm

Die benediktinische Klostergemeinschaft von Muri-Gries unter dem Vorsitz von Abt Christian Meyer, Präses der Schweizerischen Benediktinerkongregation, hat letztes Jahr im September Pater Peter Stuefer zum Prior-Administrator gewählt. Als Konventualprior hat er alle Rechte und Pflichten eines Abtes. Das Amt des Prior-Administrators ist auf drei Jahre begrenzt. «Dies wurde für die derzeitige Situation des Konventes als besser befunden, als sich personell auf eine längere Amtsperiode festzulegen», erklärt Prior Peter Stuefer. Der Abt oder in diesem Fall der Prior-Administrator wird von der Gemeinschaft gewählt. Wer in einer Klostergemeinschaft als wählbar gilt, bereitet sich darauf vor, dass es auch ihn treffen kann und er dann die Leitung der Gemeinschaft übernehmen muss. «Er sollte das Amt dann auch annehmen, wenn er sich der Wahl stellt.»

Der Prior-Administrator hat im Grunde die gleichen Aufgaben wie ein Abt. «Der heilige Benedikt hat uns eine Regel hinterlassen, die klösterliches Leben für Mönche in einer Gemeinschaft ordnet und ermöglicht. Es gilt immer neu, diese Regel für die jeweilige Zeit und Gemeinschaft fruchtbar zu machen.» Anfallende Alltagsgeschäfte, mittel- oder langfristige Projekte, bereits bestehende Aufgaben in Seelsorge, Verwaltung und Wirtschaft gilt es zu beraten, zu koordinieren, zu delegieren, auf den Weg zu bringen. In dieser Aufgabe wird der Prior unterstützt von der ganzen Gemeinschaft.

Struktur wurde gestrafft

Geboren und aufgewachsen in einer kinderreichen Familie im Sarntal in Südtirol, führte ihn der Weg zunächst über die Hotelfachschule mit Abitur als Hotelfachkaufmann ins Hotelund Gastgewerbe. Mit 27 Jahren hat Peter Stuefer sich dann für den klösterlichen Weg entschieden und 1988 ist er ins Kloster Muri-Gries eingetreten. «Der Weg zum Priester hat sich erst im Laufe der Zeit, vor allem nach dem Studium der Philosophie in München und der Theologie in Rom aufgetan.» Warum er sich für diesen Weg entschieden hat? «Bei meiner Suche, meinem Leben einen tieferen Sinn geben zu können, bin ich irgendwann auf die Antwort gestossen, die der heilige Petrus in der Begegnung mit Jesus gegeben hat: ‹Wohin, Herr, sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.› Bei dieser Antwort bleibe ich auch heute noch.»

Nun sind schon bald sechs Monate vergangen seit der Wahl zum Prior-Administrator. «Die Anfangszeit war sehr arbeitsintensiv und galt vor allem den Anliegen der Gemeinschaft», resümiert Peter Stuefer. Nach der Wahl sei bald klar geworden, dass wegen der pflegebedürftigen Mitbrüder die Anwesenheit von Abt Beda und Fr. Paul in der Gemeinschaft in Sarnen dringend und nötig war. Die Lücken, die sich dadurch in Gries aufgetan hatten, mussten wieder geschlossen und Aufgaben, Ämter und Dienste neu organisiert und verteilt werden. Die Struktur sei etwas gestrafft geworden, wegen des kleiner werdenden Konvents. «Ich denke, dass wir uns einigermassen in den neuen Ämtern und Rollen gefunden und eingelebt haben.» Es gelte aber weiterhin, in Aufgaben hineinzuwachsen, die sich früher nicht gestellt haben, und Projekte anzugehen, die anstehen.

Herausforderungen in der Gemeinschaft angehen

Die grosse Herausforderung – nicht nur des Klosters Muri-Gries – ist es, angesichts schrumpfender und alternder Konvente, das klösterliche Leben aufrechtzuerhalten und diese wertvolle Lebensform in die nächste Generation zu führen. «Es braucht aber auch eine ehrliche Auseinandersetzung und Anerkennung tatsächlicher Gegebenheiten und begrenzter Möglichkeiten.» Diese Herausforderungen anzugehen, sei nicht allein Aufgabe des Oberen, sondern der ganzen Gemeinschaft. «In gemeinsamen Gesprächen haben wir uns wichtigen Fragen gestellt: über die Zukunft der Gemeinschaft in Sarnen, über ein Projektvorhaben des Kantons in Sarnen, über grössere Bauvorhaben in Gries, die noch vom verstorbenen Abt Benno in die Wege geleitet wurden, sowie über wirtschaftliche Reorganisation», führt der Prior aus. «Die Herausforderungen gehen weiter.»

«Wie die Zukunft des Klosters sein wird, kann ich nicht sagen, so wenig wie der Bauer sagen kann, ob die Samen, die er ausgesät hat, wachsen, gedeihen und Frucht tragen werden», so Peter Stuefer. «Er würde aber nicht aussäen, hätte er nicht das Vertrauen, dass sie gedeihen und vielfältig neue Frucht bringen.» Die Kultur der Klöster – vorwiegend in Europa – ist für die Gesellschaft nicht mehr prägend wie in vergangenen Jahrhunderten, findet der Prior-Administrator. «Bildung, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft, Gesundheitswesen – viele Bereiche der Klöster wurden von Staat und Gesellschaft übernommen. Niederlassungen müssen aufgegeben werden, Gebäude stehen leer, werden umgewidmet oder verkauft. Es gibt wenig Berufungen.» Wo klösterliche Kultur noch einigermassen lebendig ist, sind oft Schattenseiten nicht fern.

«Aber auch die moderne Welt ist nicht mehr so fraglos, wie es manchmal den Anschein hat, und erweckt die Sehnsucht nach einem tieferen Sinn im Leben.» Pater Peter Stuefer ist überzeugt: «Manche Menschen erhoffen sich, in oder von Klöstern eine Antwort zu erhalten. Ob sie eine Antwort dort finden, darin liegt ein Stück Zukunft auch unseres Klosters.»

Verschiedene Besuche in Muri sind geplant

Wenn das Geschäft überhandnimmt, stresst und belastend wird, dann suche er die Ruhe und Abgeschiedenheit der Wälder und der Berge. Peter Stuefer macht gerne ausgedehnte Wanderungen, eine Klettertour oder eine Schneeschuhwanderung. Oder zieht sich gern an einen ruhigen Ort zurück und geniesst die Natur, liest ein interessantes Buch oder ist gern unter Menschen, die ihm guttun. «Mit Muri verbinde ich seit meinem Klostereintritt im Mutterkloster, 1027 von den Habsburgern gestiftet, eine jahrhundertealte klösterliche Tradition, reich an Geschichten und Geschichte.» Er verbindet mit dem Dorf im Freiamt auch die Grablege der Habsburger Stifter. «Ich war öfters im Hospiz mit Abt Dominik und später Abt Benno bei den Mitbrüdern Pater Sigisbert, Pater Leodegar, Pater Leo, Bruder Thaddäus und Pater Bonifaz zu Gast. So auch bei Pater Benedikt in Boswil oder bei den Schwestern in Hermetschwil.» Verschiedene Besuche waren bereits geplant, mussten aber wegen der gegenwärtigen Beschränkungen durch die Covid-Krise auf später verschoben werden. «Einen Besuch in Muri werde ich aber mit Pater Benedikt, der ja ein Murianer ist, bald nachholen.»


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