Viele Welten unter einem Dach
05.07.2024 MuriIhre Träume verwirklicht
Sybille und Christian Wilds Grossprojekt
Bei ihm ist es die Kampfkunst, bei ihr die Kunsttherapie. In einer alten Industriehalle haben sich nun gleich beide viel Raum für ihre grossen Leidenschaften geschaffen. Zwei ...
Ihre Träume verwirklicht
Sybille und Christian Wilds Grossprojekt
Bei ihm ist es die Kampfkunst, bei ihr die Kunsttherapie. In einer alten Industriehalle haben sich nun gleich beide viel Raum für ihre grossen Leidenschaften geschaffen. Zwei Jahre lang ist das entstanden, was den Geschwistern Christian und Sybille Wild nun derart Freude bereitet. Ein grosser Raum für Trainings in verschiedensten Formen der Kampfkunst und des Kampfsports, eine Praxis für Kunsttherapie und als Herzstück ein grosszügiges Atelier. «Etwas zwischen Festsaal und Waldhütte», sagt Sybille Wild. Ein Ort, an dem ganz viel Kreatives entstehen kann und soll. --ake
Sybille und Christian Wild schenken einstiger Lackiererei und Spedition neues Leben
Es ist der Ort, wo beide ihre grossen Leidenschaften ausleben. Christian Wild mit seiner Kampfkunstschule, Sybille Wild mit ihrer Praxis Ars Anima samt grosszügigem Atelier. Zwei Jahre haben sie dafür zwei Hallen der Wild Immobilien AG umgebaut. Bald schon öffnen sie die Türen für die Öffentlichkeit.
Annemarie Keusch
Schubkarren wurden hier einst gelagert. Dass ein paar von ihnen draussen zu Lampen umfunktioniert wurden, ist ein schönes Detail. Spedition, Lackiererei und Handelswarenlager waren hier einst untergebracht. Sybille und Christian Wild kennen die Geschichte bestens. Ihr Grossvater gründete einst die Robert Wild AG, ihr Vater führte sie lange, 2011 übernahmen die beiden Geschwister. Vor zwei Jahren erfolgte der Verkauf der Firma an einen langjährigen Mitarbeiter. Schon vorher war räumlich optimiert worden, sodass zwei der Hallen leer standen. Hier haben Sybille und Christian Wild nun ihre Träume verwirklicht, ihren grossen Leidenschaften Platz gegeben.
Leidenschaften, die in ihrem Leben schon immer viel Platz einnahmen, auch als sie die Robert Wild AG führten. «Und trotzdem, ich spürte jeweils abends, dass ich noch nicht ganz erfüllt bin», sagt Sybille Wild. Und seit Jahren begleitet sie immer der gleiche Traum. Jener eines eigenen Theaters, in dem ganz viel Soziales möglich ist, in dem die Gesellschaft in ihrer ganzen Buntheit lebt, in dem kreative Ideen umgesetzt werden. Nach zweijähriger Umbauphase hat Wild diesen Raum nun, ihr Atelier.
Über tausend Quadratmeter
Angesprochen auf den Umbau lachen die beiden. Es sei einiges an Arbeit gewesen. «Unterschätzt haben wir es beide», sagt Christian Wild. Luft-Wärmepumpe, Isolation, Fenster, Brandschutz, Akustik, sämtliche Leitungen. «Es ist ein Gebäude aus dem Jahr 1940, wir mussten schlicht alles erneuern», fasst Sybille Wild zusammen. Über tausend Quadratmeter Fläche sind dies total – ohne Wohnungen, die oberhalb der Halle gebaut wurden. Dass sie in dieser Phase für ihre eigenen Leidenschaften kaum Zeit hatten, konnten sie mit der Vorfreude kompensieren. Heute sagen die Geschwister: «Es hat sich gelohnt. Wir freuen uns sehr darüber, was hier alles entstanden ist.»
Dass sie dieses Projekt zusammen angehen würden, war für beide von Anfang an klar. «Wir sind ein gutes Team, kennen uns unser Leben lang, wissen um unsere Stärken und Schwächen und haben grosses Vertrauen ineinander», sagt Sybille Wild. Und sie ergänzen sich bestens. «Ich bin ein Morgenmensch, schaue, dass am Morgen alles in Ordnung ist, Christian ist ein Abendmensch und übernimmt spätabends den letzten Rundgang.»
Auf 160 Leute angewachsen
Sie sind ein Team, bewegen sich aber beide in ihrer eigenen Welt. Für Christian Wild ist das die Kampfkunst. «Schon immer», sagt er. Bruce Lee, Jackie Chan, Karate Kid – Wild verschlang die Geschichten förmlich. Drei Jahre, 1997 bis 2000, lebte er in China, liess sich in verschiedenen Bereichen des Kampfsports und der Kampfkunst ausbilden. Nach zehn Jahren, in denen er in einer anderen Schule trainierte, machte er sich selbstständig. «Zuerst in einem kleinen Raum hier bei der Robert Wild AG, dann in einem grösseren, aber nicht isolierten, und jetzt haben wir die perfekte Infrastruktur», schwärmt er. In den 15 Jahren ist seine Kampfkunstschule «Sun Long» von 5 Leuten auf über 160 angewachsen. Die Bandbreite an Kunst- und Sportformen ist riesig. Chinesisches Kickboxen (Sanda), Choy Li Fut, Löwentanz, Wing Chun, Tai Ji Quan, Qigong, verschiedene Waffentechniken – Doppelhandschwert, Säbel, Speer, Langstock. Das ist nur eine Auswahl.
Seit März ist die Kampfkunstschule in den neuen Räumlichkeiten daheim. «Es läuft bestens», sagt Christian Wild. Die Trainingshalle ist grosszügig, die Installationen sind so gemacht, dass hier auch Galas möglich wären. «Ende nächsten Jahres vielleicht die Sanda-Schweizer-Meisterschaft», erzählt er. Ein grosszügiger Kraftraum und Crosstrainings ergänzen das Angebot. Ebenfalls eine Hypnosepraxis. «Ein Thema, das mich schon immer faszinierte», sagt Wild. Seit zwei Jahren hat er die entsprechende Ausbildung dazu.
Raum für ganze Palette an Anlässen
Am Ende einer Ausbildung steht auch Sybille Wild. Sie steckt im Abschluss der fünfjährigen Ausbildung zur Kunsttherapeutin. Nebst Seminaren hat sie Praktika in der Psychiatrie, einem Atelier und in der Pflege gemacht. Auch in Naturheilkunde und Energiemedizin hat sie sich ausbilden lassen und bietet zahlreiche Methoden in diesen Bereichen an. Vor ihrer Unternehmertätigkeit bei der Robert Wild AG hatte sie ursprünglich Sprachen studiert, diese jahrelang unterrichtet und als Übersetzerin und Autorin gearbeitet und viel Theater gespielt. In Ihrer Praxis «Ars Anima», ebenfalls auf dem Wild-Areal, behandelt sie nun erste Patientinnen und Patienten in allen drei Bereichen.
Das Herzstück ist das Atelier. Der Saal. «Etwas zwischen Waldhütte und Festsaal», sagt Sybille Wild. Ein Ort, wie sie sich ihn wünschte. Ein Ort, den sie selber nutzen kann, für Gruppentherapien etwa. Ein Ort, der aber vor allem auch gemietet werden kann. «Für was auch immer, von Geburtstagsfest über Firmenanlass bis zu Generalversammlungen.» Ein erster Anlass fand statt, eine Kunstausstellung des Murianers Maurice Loher. «Seither häufen sich die Anfragen», sagt Wild zufrieden. 900 Personen finden im Atelier stehend Platz, für 200 hat es Sitzplätze und Geschirr. Akustik, Licht – alles ist modern eingerichtet. «In diesem Raum ist ganz vieles möglich und darauf freue ich mich riesig», sagt sie.
Tage der offenen Tür
Sybille und Christian Wild wollen auch der Öffentlichkeit zeigen, was sie aus der einstigen Industriehalle erschaffen haben. Am 31. August und 1. September finden von 11 bis 17 Uhr Tage der offenen Tür statt, wo Interessierte Räume und Angebote kennenlernen können. Um 14 Uhr wird eine Kampfkunstshow geboten. Zudem gibt es musikalische Unterhaltung und eine Werkausstellung von Claudia Bucher Martin, Boswil, zu bestaunen. --ake