Vielseitig und vielschichtig
14.01.2022 MuriMarkus Delz aus Muri – ein Freigeist
Humor, Witz und Ernsthaftigkeit. In seinen Büchern erzählt Markus Delz fantasievolle Geschichten über kleine Helden und grosse Schicksale.
Gemacht hat der 64-Jährige in seinem Leben schon viel. Mittlerweile ist er pensioniert und hat bereits vier Bücher veröffentlicht. Er ist ein Nonkonformist, der keine Angst davor hat, für sich selbst zu denken und seinen Leidenschaften nachzugehen. «Das ist sehr befreiend, es braucht aber auch Mut.» Der Murianer Freigeist spricht über seinen Beruf als Schauspieler, den er vor vielen Jahren freiwillig an den Nagel hängte. Delz wollte als Schauspieler nie Karriere machen und spielte dennoch auf grossen Bühnen. «Bei einer Rolle ging es mir nie darum, mich auf der Bühne zu sehen, sondern die Figur möglichst authentisch darzustellen. Das bringt einen weiter. Man muss die Figur fühlen.» --sus
Beobachter und Macher
Der Murianer Markus Delz hat schon viele Rollen im Leben gespielt
Lehrer, Schauspieler, Künstler und Sozialpädagoge. Vier Bücher geschrieben und veröffentlicht. Sein Haus renoviert, einen Teich angelegt und Bilder gemalt. All das und noch viel mehr ist Markus Delz.
Susanne Schild
«Die Vielseitigkeit hat auch einen Nachteil: Ich konnte mich nie entscheiden, was ich wirklich machen möchte», fasst Markus Delz sein bisheriges Leben zusammen. Mittlerweile ist der 64-Jährige pensioniert. «Ich habe mein Ferienhaus im Tessin verkauft und konnte mich so vorzeitig zur Ruhe setzen.» Jetzt lebt er nur noch in seinem «Arbeitshaus» in Muri. «Ich habe mich auf ein Minimum reduziert. So kann ich meine Vielseitigkeit im kleinen Rahmen ausleben.» Denn zum Stillstand ist er noch lange nicht gekommen.
Sein letztes Buch «Madame Meyer» wurde vor knapp einem Jahr veröffentlicht. Es entstand während der Coronakrise 2020 in Zusammenarbeit mit dem Nachbarsjungen Matteo Huwiler. Der damals Zwölfjährige verewigte darin gekonnt Madame Meyer in witzigen Zeichnungen. «‹Madame Meyer› ist ein Buch zum Lesen, Vorlesen, Erzählen, Weitererzählen, Fantasieren», beschreibt Delz sein Werk. «Madame Meyer erzählt im Buch auf humorvolle Weise Geschichten aus ihrem Alltag. Dabei äussert sie sich mitunter liebevoll gesellschaftskritisch.»
«Markus-Delz-hafte Momente»
Liebevoll gesellschaftskritisch, das trifft auch auf Markus Delz zu. «Ich sehe etwas völlig Schräges und schreibe eine kurze Geschichte darüber. Diese kann blöd, witzig, ernst, verständlich oder unverständlich sein.» Seine Gedanken kommen teilweise wie der Blitz vom Himmel. «Ich stehe unter der Dusche, alles ist voller Seife. Dann kommt der Gedankenblitz. Diesen muss ich sofort, noch eingeseift, aufschreiben, ansonsten vergesse ich ihn wieder. Danach setze ich mein Duschbad fort.» Das sind sie, die «Markus-Delz-haften Momente».
Nicht perfekter Perfektionist
Doch nicht nur die Gesellschaft kritisiert er zuweilen, selbst vor seiner Person macht er nicht halt. «Ich beobachte, schaue und mache. Wobei das Machen mal mehr und mal weniger gut ausfällt.» Er selbst bezeichnet sich als Perfektionist, der nicht perfekt ist, denn das Leben soll schliesslich Spass machen.
Das könne man beispielsweise an dem Teich in seinem Garten sehen. «Zuerst war da nur ein grosser Stein, der ursprünglich nur ein grosser Brunnen war. Irgendwann begann ich um diesen herum ein kleines Wasserauffangbecken zu graben, ohne Plan und Ziel. Daraus wurde ein Teich, den einige, vor allem die Frösche, ganz gut finden, obwohl er bei Weitem nicht perfekt ist.»
So hat er in seinem Leben schon viel gemacht. «Aber nicht alles richtig», wie er selbst sagt. Er hat sein Haus in Eigenarbeit renoviert. Er weiss nicht nur mit Bohrhammer, Kettensäge, Gartenhacke, Nähmaschine umzugehen. Dennoch würde er sich nicht als Multitalent bezeichnen. «Ich hatte immer das Gefühl, dass das, was ich mache, jeder kann», so Delz.
Vom Lehrer zum Schauspieler
In Möhlin geboren ergriff er nach seiner Ausbildung den Beruf des Lehrers. Doch schon kurze Zeit später machte er eine dreijährige Ausbildung zum Schauspieler an der Zürcher Hochschule der Künste. Es folgten Engagements bei den Münchner Kammerspielen / Schauburg. Später ging er auf Tourneen in Deutschland. Mit Stephanie Glaser, einer der grossen Volksschauspielerinnen der Schweiz, stand er auf der Bühne.
Er spielte im Bernhardtheater und hatte Auftritte im Opernhaus Zürich. Auch für das Schweizer Fernsehen hat er gearbeitet und im österreichischen Radio spielte er in diversen Hörspielen mit.
Doch irgendwann kam die Erkenntnis: «Schauspielerei ist Knochenarbeit und leider allzu oft auch mit ‹Ellenbögele› verbunden. Da bin ich nicht der richtige Mann dafür.» Markus Delz hängte seine Schauspielkarriere an den Nagel. «Nach Hollywood wollte ich nicht. Das heisst, Hollywood wollte mich nicht», sagt er. Nach dem selbst gewählten Aus seiner Schauspiellaufbahn wollte er etwas Neues ausprobieren und entdeckte so seine soziale Ader. «Ich half beim Aufbau eines Auffanglagers für Flüchtlinge mit. Auf Umwegen kam ich schlussendlich nach Muri, wo ich fast 20 Jahre lang Menschen mit Beeinträchtigungen begleiten durfte.» Diese Aufgabe hat ihm sehr viel Spass gemacht und ihm als Mensch viel gegeben. «Dank einem 80-Prozent-Arbeitspensum hatte ich die nötige Freizeit und konnte mich nebenbei künstlerisch betätigen, kreativ sein. Ich schrieb Texte und malte Bilder.»
Sein neustes Projekt «Was soll bloss aus dir werden?» ist in Arbeit. Mit seinem aktuellen Buch «Madame Meyer» plant er Lesungen. «Das wird ein ganzheitliches Genussprojekt. Im Hintergrund werden die Bilder von Matteo Huwiler zu sehen sein. Während ich aus dem Leben von Madame-Meyer erzähle, deren Geschichten immer mit einem Kochrezept enden, werden die Besucher mit entsprechenden Gerichten verwöhnt.»