Vom Bauernhof in den Palast
26.08.2025 MuriDie Kolpingfamilie Muri führt am 17., 18., 24. und 25. Oktober das Theater «Prinz in Gummistiefel» auf
Ein unehelicher Sohn des Königs? Das sorgt nicht nur in England für Aufruhr. Sondern auch auf dem Hof des Bauern, der deshalb bald Prinz werden ...
Die Kolpingfamilie Muri führt am 17., 18., 24. und 25. Oktober das Theater «Prinz in Gummistiefel» auf
Ein unehelicher Sohn des Königs? Das sorgt nicht nur in England für Aufruhr. Sondern auch auf dem Hof des Bauern, der deshalb bald Prinz werden soll. Ein Bauer, eine Krone und ganz viel Chaos also. Die Proben dazu laufen auf Hochtouren.
Annemarie Keusch
Noch ist es Apfelsaft, den Lunzi Huber (Bertram Som) mit seinem Bodyguard Ambros (Patrik Schöpfer oder Eric Peter) kredenzt. Und noch ist das Sofa nicht da, worauf sich ebendieser Ambros nach drei, vier Gläschen legen soll. Kein Wunder. «Ich bin schon nach einem Mon Chéri angeheitert», sagte Ambros im Voraus. Gefallen am Schnaps bekam er aber schnell. Schliesslich überzeugte ihn Lunzi damit, dass das nur Wasser mit ein bisschen Kräuterzusatz sei. Überhaupt, Lunzi sieht in Ambros gar keinen Bodyguard, sondern vielmehr einen Knecht, den er dringend benötigt.
Im Mai hat die Kolpingfamilie Muri mit dem Proben des Theaterstücks «Prinz in Gummistiefel» gestartet. Das Theaterspielen hat im Verein, der ehemals der katholische Gesellenverein war, eine lange Tradition. Die ersten Berichte dazu aus den Vereinsunterlagen datieren von 1949. Seit 1977 ist es im Zwei-Jahres-Takt fixer Bestandteil des Vereinslebens. «Das Theater ist sehr wichtig», sagt denn auch Sandra Büchi. Sie ist Präsidentin des Vereins und OK-Präsidentin des Theaters, steht aber nicht selber auf der Bühne. Es sei ihre Chance, in der Öffentlichkeit präsent zu sein und wahrgenommen zu werden. «Viele kennen die Kolpingfamilie nicht», sagt sie. Das sei ihr nicht anders ergangen. Als sie frisch nach Muri zügelte, habe ein Nachbar sie auf den Verein angesprochen. «Ich habe noch nie so schnell so viele gute Leute kennengelernt», sagt sie rückblickend.
Soziale Unterstützung, in der Schweiz und im Ausland
1931 wurde der Verein in Muri gegründet, aktuell zählt er rund 130 Mitglieder. In über 50 Ländern weltweit gibt es solche Vereine. Ursprünglich kümmerten sie sich um die Handwerker-Gesellen, die ganz ohne soziales Umfeld in die Städte zogen. Sandra Büchi weiss, dass die Kolpingfamilie heute noch karitativ tätig ist, etwa in Indien beim Häuserbau unterstützt oder bei landwirtschaftlichen Projekten auf dem Kontinent Afrika. «Die Stiftung in der Schweiz leistet auch hier vor Ort Hilfe», betont sie. Wanderausflüge, Spielenachmittag, Skiweekend – und eben das Theater. Die Kolpingfamilie verbindet Geselligkeit, Bildung, Kultur, soziale Unterstützung und kirchliche Anlässe. «Wobei Letztere längst nicht mehr so präsent sind wie auch schon. Katholisch zu sein, ist keine Voraussetzung, um Teil der Kolpingfamilie zu werden», betont Sandra Büchi.
Tierschutzaktivistin trifft auf Metzger
Anderes ist wichtiger geworden. Das Theater zum Beispiel. Und das nimmt das Publikum dieses Mal mit auf einen Bauernhof. «Mal etwas anderes», sagt Regisseur Godi Küng. In den letzten Jahren hätten die Kolping-Theater im Altersheim, im Spital, in der Schönheitsklinik gespielt.
Auf diesem Bauernhof geht alles drunter und drüber, weil plötzlich Sam Brun (Rolf Küng) auftaucht. Der Schweizer Botschafter sucht einen unehelichen Sohn des Königs von England. Und wird ausgerechnet auf dem Lärchenhof von Lunzi Huber fündig. Natürlich lockt das auch Reporter (Maya Furrer) an. Auch die Nachbarn (Christine Peter, Godi Küng) und die Magd (Gisela Kellenberger) sind in Aufruhr. Zumal zu diesem Aussergewöhnlichen auch noch Alltägliches dazukommt. Der Metzger (André Bühlmann) hat den Muni gekauft, was der Tierschutzaktivistin (Melanie Nietlispach) gar nicht gefällt.
Dass es zu Verwechslungen kommt, ist logisch und für ein Lustspiel typisch. Während die eine von Lunzi spricht, meint die andere den Muni. Da wirken die Haare auf dem Rücken sofort ganz anders. Und das Ausleihen an die Nachbarn kann auch ganz anders verstanden werden. «Lustig wird es, ganz sicher», sagt Regisseur Godi Küng.
Seit Juli proben sie im Festsaal
Gelacht wird auch bei der Probe viel. Weil noch nicht alles funktioniert, wie es soll. «Bald bin ich König», sagt etwa Lunzi. «Prinz reicht», reagiert die Souffleuse. Dass Godi Küng an diesem Abend quer durch die Szenen wechselt, lässt noch einiges an Verwirrung aufkommen. Aber man sei im Fahrplan. Seit einiger Zeit können die Proben im Festsaal stattfinden, wo Mitte Oktober auch die Aufführungen folgen. «Dass wir die Kulisse jedes Mal abräumen müssen, daran haben wir uns längst gewöhnt», sagt Godi Küng. Zweimal wöchentlich laufen die Proben, geht es Richtung Premiere, wird es noch intensiver. «Es macht Spass, die Gruppe ist toll», sagt Küng. Neun Schauspielerinnen und Schauspieler stehen auf der Bühne, viele zum x-ten, jemand aber auch zum ersten Mal. «Diese Mischung ist ideal», findet der Regisseur.
Aufgeführt wird «Prinz in Gummistiefel» am 17., 18., 24. und 25. Oktober, jeweils um 20 Uhr im Festsaal. Am 18. Oktober kommt eine Vorstellung um 13.30 Uhr hinzu. Der Ticketvorverkauf für die fünf Aufführungen startet am 20. September unter www.kolpingmuri.ch. Tickets können neu auch an der Abendkasse gekauft werden.
Mehr Infos: www.kolping-muri.ch.