Von Bettwil nach Luzern

  23.11.2021 Bettwil

Egli-Töffs werden im Verkehrshaus ausgestellt

Es ist eine kleine Firma. Aber eine mit viel Tradition. Nun schafft es die Egli Motorradtechnik AG aus Bettwil ins ganz grosse Rampenlicht. Letzte Woche wurde ihre Ausstellung im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern eröffnet. Ein Töff nach dem anderen wurde feierlich enthüllt. Sechs sind es total, die die Firmengeschichte dokumentieren. Ein grosser Moment war die Vernissage für Felicitas und Alex Frei, die die Firma seit 2015 führen. Aber speziell war es auch für Firmengründer Fritz W. Egli. --ake


Sechs Töffs aus sechs Jahrzehnten

Bettwil: Ausstellung über die Egli Motorradtechnik AG im Verkehrshaus Luzern

Richtiges Handwerk. Eine Werkstatt, in der Töffs entwickelt und gebaut werden. Das bietet die Egli Motorradtechnik AG in Bettwil. Als eine der wenigen in der Schweiz. Ihrem Wirken wurde nun im Verkehrshaus eine Ausstellung gewidmet. Die Vernissage war für die Beteiligten eine grosse Sache.

Annemarie Keusch

Fritz Eglis Rollstuhl wird ganz nach vorne gefahren. Die Egli Motorradtechnik AG ist sein Kind. Er hat die Firma, die 1965 als Motorradwerkstatt gegründet wurde, aufgebaut. Egli war Rennfahrer, Mechaniker und Geschäftsmann. Sechs Jahre ist es her, dass er die Firma altershalber weitergab, an Alex und Felicitas Frei. Nun sitzt der mittlerweile 84-Jährige in der Strassenhalle des Verkehrshauses Schweiz in Luzern im Rollstuhl vor den beiden. Felicitas Frei hält die Blätter in der Hand, gibt ihrem Mann Alex eines nach dem anderen in die Hand. «Ich halte mich lieber im Hintergrund», wird sie nachher sagen. Die Ansprache hält ihr Mann Alex.

Und dieser nimmt die Besucherinnen und Besucher der Vernissage mit auf eine Reise durch die Geschichte der Egli Motorradtechnik AG. «Schon bei der Gründung legte Fritz Egli seinen Schwerpunkt auf Rennmotorräder», weiss Frei. Egli habe immer versucht, die Töffs noch schneller zu machen. «Ein Zentralrohrrahmen-Chassis war der Durchbruch», blickt Frei zurück. Mit diesem wurde Egli Schweizer Meister. Und dieses Chassis wollte nachher jeder haben. «Es war der Start zur erfolgreichen Geschichte der Firma.»

Von der Vincent bis zur legendären Fritz W.
Diese Geschichte ist nun während mindestens eines Jahres Teil des Verkehrshauses in Luzern. Sechs Töffs aus der Geschichte der Firma sind ausgestellt. Eine Vincent aus dem Jahr 1969, laut Geschäftsführer Thomas Metzger «eines der edelsten Stücke», die der Firma zum Durchbruch verhalf. Aber auch eine Egli Honda 500, mit der vor allem auch Jüngere angesprochen werden sollen. Internationale Schlagzeilen machte die Firma 1981 mit der MRD1-Egli-Kawasaki. «Diese wies bis zu 350 PS aus, legal natürlich viel weniger», meinte Jürg Lindenmann schmunzelnd. Er ist seit Jahren Teil der Egli Motorradtechnik AG. «Ich war Lehrling, als ein erster Käufer diese Maschine abholte, ein spezieller Moment», erinnert er sich. Auch die legendäre Fritz W., von der es nur sechs Modelle gibt, wird in Luzern gezeigt. Die Besucherinnen und Besucher können die Motorräder nur anschauen und bestaunen – mit Ausnahme des TT-Racer, auf dem sie sitzen und sich als Rennfahrer fühlen dürfen. Ein Töff nach dem anderen wurde feierlich enthüllt. Dass es ein spezieller Moment für ihn und die Firma ist, das musste Alex Frei nicht sagen. Das war ihm und seiner gesamten Belegschaft anzusehen. «Es ist für uns eine wunderbare Plattform, unsere Motorräder einem grösseren Publikum, vor allem auch der jüngeren Generation, zu präsentieren», betonte Frei.

Eine richtige Manufaktur werden

An der Vernissage gab Alex Frei aber auch Einblick in die Zukunft und in die Ziele der Egli Motorradtechnik AG. «Wir wollen den Motorradbau wieder reaktivieren», sagt er. Nach vielen Jahren Pause soll bald wieder eine Egli auf dem Markt sein. Ziel sei es, möglichst viele Teile selber zu fertigen oder von Schweizer Lieferanten zu beziehen. «Wir wollen eine Schweizer Motorradmanufaktur sein, mit dem Label ‹Swiss made›.» Die Arbeiten für das neue Motorrad laufen. Und Frei verstand es, die töffbegeisterten vor allem Teilnehmer, aber auch Teilnehmerinnen «gluschtig» zu machen. «Es wird etwas Exklusives, das in einer kleinen Serie hergestellt wird. Etwas vielleicht gar Luxuriöses, Leichtes. Aber ganz bestimmt ein Motorrad, das Spass macht zu fahren.» Der erste Prototyp sei angefertigt, im Verlaufe des nächsten Jahres soll die offizielle Präsentation folgen.

Zwischen Cancellara und Monteverdi

Voller Freude waren aber nicht nur die Egli-Vertreter, sondern auch Daniel Geissmann, der für die Ausstellung zuständig ist, und Kim Thai, die diese gestaltete. Geissmann war es, der Alex und Felicitas Frei im Sommer anrief und fragte, ob sie dabei wären, gemeinsam eine Ausstellung auf die Beine zu stellen. «Ich kannte Egli-Motorräder als Leser des deutschen Magazins ‹Hobby›, das immer wieder exklusiv über die neuen Töffs berichtete», erzählt Geissmann. «Egli ist das Nonplusultra für schöne, schnelle und gute Töffs. Darauf können wir Schweizer stolz sein.»

Bei einem Besuch in Bettwil sei er beeindruckt davon gewesen, wie Geschichte gepflegt, die Gegenwart gelebt und an der Zukunft gearbeitet werde. «Ein solches Handwerk gibt es nur noch ganz selten.» Eingebettet zwischen der Radlegende Fabian Cancellara und dem ehemaligen Schweizer Autohersteller Monteverdi ist die Egli Motorradtechnik AG nun während eines Jahres Teil der Verkehrshaus-Ausstellung. Und schon bei der Vernissage zeigt sich, dass die Begeisterung nicht nur seitens der Ausstellenden gross ist, sondern auch seitens des Publikums.

 

 

 

 


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