Waldrand als Lebensraum
19.03.2024 MuriAm Arbeitsnachmittag um den Eggerweiher haben viele Freiwillige mit angepackt
Den Waldrand zum reich strukturierten, vielfältigen Lebensraum aufwerten – darum ging es diesmal am Arbeitsnachmittag im Murianer Wald. In vier Gruppen hat sich unter Anleitung des ...
Am Arbeitsnachmittag um den Eggerweiher haben viele Freiwillige mit angepackt
Den Waldrand zum reich strukturierten, vielfältigen Lebensraum aufwerten – darum ging es diesmal am Arbeitsnachmittag im Murianer Wald. In vier Gruppen hat sich unter Anleitung des Forstpersonals Jung und Alt engagiert.
Thomas Stöckli
Der gemütliche Teil des Samstagnachmittags würde gegen Abend im Werkhof folgen, aber: «Zuerst müsst ihr etwas leisten», macht Ortsbürgergutsverwalter Josef Stierli unmissverständlich klar. Gut 60 Leute darf er beim Forsthaus Tannenlaube zum freiwilligen Arbeitseinsatz für den Forst begrüssen. Fronarbeit, welche letztendlich die Rechnung der Ortsbürgergemeinde entlastet. Und dafür bedankt sich Stierli im Voraus bei den Anwesenden, die bereit sind, einen Nachmittag lang für die Allgemeinheit anzupacken. Unter diesen Freiwilligen: eine beachtliche Delegation der Jagdgesellschaft Lindenberg-Muri sowie einige Familien mit Kindern. Das bereitete Stierli sichtlich Freude. Und auch, dass es in den letzten Jahren tendenziell mehr wurden, die sich zur Mithilfe bereit erklärten.
Raum für Sträucher schaffen
Als «Waldputzete» ist der Anlass bekannt. Über 30 Jahre dürfte es her sein, dass er erstmals durchgeführt wurde. Damals hatten Sturmschäden den Forst heftig getroffen. Der Frondienst-Einsatz fand so grossen Anklang, dass er jährlich fortgesetzt wurde. Der neue Titel «Arbeitsnachmittag im Wald» trifft allerdings besser, wofür die Freiwilligen eingesetzt werden. Mit «Fötzele» hatte es nämlich nichts zu tun, was sie rund um den Eggerweiher leisteten, der sich unmittelbar hinter dem Forsthaus Tannenlaube ausdehnt. Vielmehr ging es um eine ökologische Aufwertung.
Die Vorarbeit hat Revierförster Oliver Eichenberger mit seinem Team des Forstbetriebs Region Muri geleistet. Insbesondere den Bergahorn, der stark drückt und erwünschte Sträucher wie Schwarz- und Weissdorn sowie Holunder verdrängt, haben sie um den Weiher massiv zurückgeschnitten. «Ziel ist ein gestaffelter Waldrand», erklärt Eichenberger. Will heissen: ein Streifen, in dem Sträucher gedeihen können, ohne durch grosse, schnell wachsende Bäume in den Schatten gestellt zu werden. Grundsätzlich ist dieser Streifen rund 15 Meter breit, Allerdings mit Augenmass: Wo ökologisch wertvolle Bäume wie die Eiche gedeihen, darf er etwas schmaler, andernorts dafür etwas breiter sein.
«Burgen» für die Wiesel
Den Rückschnitt türmen die freiwilligen Helferinnen und Helfer zu Haufen auf. Zwei davon sind an gut besonnten Stellen mit Laub und dicken Rundhölzern so vorbereitet, dass sie dem bedrohten Wiesel als Rückzugsgebiet dienen können. Ein Rückzugsgebiet, in das der Fuchs nicht hineinkommt. Er selbst habe im Gebiet zwar noch keine Wiesel entdeckt, sagt Eichenberger. Trotzdem: Das Anlegen solcher «Wieselburgen» wird vom Kanton vergütet, ebenso wie der Einsatz für die Sträucher-Vielfalt im Waldrandbereich.
Als die Sonne durch das noch winterlich gelichtete Walddach strahlt, kommen die Helferinnen und Helfer erst recht ins Schwitzen. Manche entledigen sich ihrer Jacke, gemeinsam überlegt man sich, wie sich die Arbeit am effizientesten bewältigen lässt. Manche krampfen allein, andere packen gemeinsam an oder reichen das Schnittgut weiter, um sich den Gang durch morastige Gräben zu ersparen.
Immer mal wieder heult irgendwo um den Weiher eine Kettensäge auf, als einer der Forstprofis, welche die Freiwilligen anleiten, einen vergessen gegangenen Baumstrunk entdeckt oder einen gar massiven Ast in tragbare Einheiten zerstückelt. So wachsen die Asthaufen stetig an zu richtigen Hügeln. Bewusst wird das gehäufte Schnittgut im Wald belassen. «Das ist für die Leute noch gewöhnungsbedürftig», ist sich der Revierförster bewusst. Das Totholz dient als Lebensraum für Käfer und andere, noch kleinere Zersetzer.
Erlebnisse und Erinnerungen austauschen
Schon beim Anpacken bietet sich Gelegenheit, das eine oder andere Wort zu wechseln. Einer der Freiwilligen berichtet von den Jungwacht-Lagern, die hier vor 50, 60 Jahren durchgeführt wurden. Sumpfig sei es zwar schon damals gewesen, der Weiher entstand allerdings erst später, gespeist durch die Wasserabführung aus der Drainage. Und seit rund 20 Jahren wird er als bereichernder Lebensraum geschätzt und entsprechend gepflegt. Wie als Beweis für die Naturvielfalt vor Ort zeigt sich im sumpfigen Wiesland plötzlich ein Frosch. Die freiwilligen Helferinnen und Helfer lassen sich nur kurz ablenken. Dann schuften sie weiter.
Das Soll ist entsprechend zeitig erreicht. Die versprochene Belohnung folgt im Werkhof Maiholz. Beim geselligen Teil bietet sich Gelegenheit, die Eindrücke des Nachmittags bei Grilladen, Kaffe und Dessert zu teilen und auf die gelungene «Waldputzete» anzustossen. Für diesmal ist die Arbeit getan. In vier bis fünf Jahren werde an dieser Stelle der nächste Eingriff nötig, schätzt Eichenberger ab.