«War ein bekennender Freiämter»

  04.10.2022 Region Oberfreiamt

Werke des Sinser Künstlers René Villiger werden in Villnachern gezeigt

Er war Maler, Illustrator, Grafiker – Künstler. Wandbilder in öffentlichen Gebäuden waren eines seiner Markenzeichen. Solche hinterliess er auch im Kommandoposten Wallbach der Grenzbrigade 5 in Villnachern. Rund um die «Kartoffelernte» werden vom 23. Oktober bis 31. März weitere Werke Villigers gezeigt.

Annemarie Keusch

Vor zwei Jahren jährte sich René Villigers Tod zum zehnten Mal. Und letztes Jahr hätte er seinen 90. Geburtstag feiern können. Aktivitäten waren für beide Jahre geplant, gar ein Verein Villiger Gedenkjahre 2020/2021 wurde gegründet. «Beide Gedenktage fielen dann bekanntlich in eine Zeit, die solches verunmöglichte», erklären Barbara und Jürg Stüssi-Lauterburg. Sie sind Historiker und bei beiden Vereinen dabei, die die nun bevorstehende Ausstellung von Villigers Werken organisieren. Neben dem Verein Gedenkjahre ist das der Verein Militär- und Festungsmuseum Full-Reuenthal. Sie erzählen: «Die Villiger-Bilder im damaligen Rekrutierungszentrum Windisch waren Gegenstand einer kleinen ortsgeschichtlichen Recherche. Diese Bilder werden seit dem Umzug des Zentrums nach Aarau dort in Ehren gehalten.»

«Kartoffelernte» und «Adam und Eva im Aargau» heissen die Wandbilder, die Villiger für den Kommandoposten der Grenzbrigade 5 schuf. Barbara und Jürg Stüssi-Lauterbach berichten darüber, wie diese Zusammenarbeit damals überhaupt zustande kam: «Wir dürfen annehmen, dass Villiger als Kenner des militärischen Lebens wusste, was den Soldaten anzusprechen vermochte.» Er habe bereits das Soldatenbuch (1959) und das Zivilverteidigungsbuch (1969) illustriert. «Die führenden Militärs kannten ihn. Über den Kontakt zwischen dem Initianten Hans Hemmeler und dem Künstler ist uns nichts Näheres bekannt. Aber die Handschrift Villigers dominierte so stark, dass man ihm auch den massgeblichen Einfluss auf die Wahl des Motivs zubilligen wird.»

Für die beiden ist klar, dass Kunst für das Militär und den Kommandoposten «sehr wichtig» ist. Die Armee habe im Kalten Krieg gedient und diene heute zur Verteidigung von Freiheit und Unabhängigkeit und für Hilfeleistungen bei Natur- und Zivilkatastrophen. «Dabei ist nicht allein ans nackte Überleben zu denken, sondern auch an das, was menschliches Leben im vollsten Wortsinn ausmacht, einschliesslich der Kultur.» Das Wandbild solle zudem ein Stück Aussenwelt in den Untergrund holen, die Verbindung mit dem Vertrauten aufrechterhalten.

Darum finden es die beiden Vereine wichtig, Villigers Werke nun in einer Ausstellung am Kommandoposten Wallbach der Grenzbrigade 5 öffentlich zugänglich zu machen. «Wer dem Land und dem Kanton, wer seinen Mitmenschen so viel gegeben hat, an den darf man doch erinnern. Und wer so eindrückliche Bilder gemalt hat, verdient, dass man sie von Zeit zu Zeit auch ausstellt», sind Barbara und Jürg Stüssi-Lauterburg überzeugt.

Viele Stunden verbracht auf dem Rücken der Pferde

Dass die Werke von Villiger, der seit 2005 Sinser Ehrenbürger ist, nun wieder ausgestellt werden, freut auch seinen Sohn Beat Villiger. «Unser Vater hinterliess mir und meiner Schwester ein künstlerisches Werk von rund tausend Gemälden und Skizzen. In diesen Bildern zeigt sich die Vielfalt seines Schaffens. Es ist mir ein grosses Anliegen, dass dieses Kunstwerk weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich ist», sagt Villiger.

Viele Werke sind es automatisch, hängen sie doch in Empfangsbereichen von Firmen oder Gemeinden, auch in vielen Freiämter Wohnungen dürften sie hängen. Natürlich auch in jener seines Sohnes. «Seine Werke mit Pferdemotiven sind meine Lieblingsbilder», sagt dieser. Mehrere Jahre hätten er und sein Vater gemeinsam zwei Pferde betreut und gepflegt. «Wir haben gemeinsam viele Stunden auf dem Rücken der Pferde verbracht und die Schönheit des Freiamts kennen und schätzen gelernt. Ja, mein Vater war ein bekennender Freiämter.» Besonders beeindrucke ihn an den Werken seines Vaters, dass der Betrachter in den allermeisten Werken nicht nur ein Bild, sondern mehrere erkenne. «Ich denke, dieses ineinander Interpretieren von Bildern war bei ihm einmalig. Ebenso seine Vielseitigkeit. Ob Porträts, Menschen oder Gedanken malerisch festgehalten, Stillleben und Landschaften spiegelten sich darin wider.»

Als Künstler immer offen für Neues

Beat Villiger beschreibt seinen Vater als Arbeitstier. «Ich erinnere mich, dass es für ihn während Jahren nur die Sieben-Tage-Woche gab, um all die Aufträge zu bewältigen und dann abends bis spät in die Nacht sich seiner Malerei zu widmen.» Dass er sich direkt nach der Kunstgewerbeschule selbständig machte und als Grafiker arbeitete, sei ein sehr mutiger Schritt gewesen. «Als Künstler war er immer offen für Neues, studierte aber auch immer die Malerei von alten Meistern. Und obwohl er für uns Kinder eher wenig Zeit hatte, war er doch ein Familienmensch mit viel Humor.»

Für Beat Villiger ist es eine grosse Freude, dass nun im Kommandoposten Werke seines Vaters ausgestellt werden. Die Vernissage findet am 22. Oktober statt. Öffentliche Führungen durch die Ausstellung folgen an den Samstagen, 29. Oktober, 19. November und 26. November jeweils ab 10 Uhr und dauern rund eineinhalb Stunden. Führungen für Gruppen erfolgen auf Anfrage per Mail an gruppenbesuche@festungsmuseum.ch oder telefonisch unter 062 772 36 06.

Mehr Infos unter: www.festungsmuseum. ch/kommandoposten-wallbach oder unter www.renevilliger.ch.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote