Weil Villmergen viel mehr ist

  04.06.2021 Region Unterfreiamt

Mit Fabian Lupp kandidiert ein weiterer Parteiloser für den Gemeinderat Villmergen

Der Wahlherbst in Villmergen verspricht Spannung. Denn viele stören sich daran, dass alle fünf Bisherigen eine weitere Amtsperiode anhängen wollen. Mit Fabian Lupp tritt bereits der zweite neue Kandidat an. «Mir ist die Zukunft der Gemeinde nicht egal», sagt er.

Chregi Hansen

Der Auftakt ins kommende Jahr wird für ihn besonders. Egal, ob er im Herbst gewählt wird oder nicht. Denn Fabian Lupp hat Jahrgang 1972. Und damit wird er nächstes Jahr 50. Heisst: Er wird zum aktiven Güügger an der Fasnacht. Kürzlich war er erstmals beim «Stuudenmachen». «Ich freue mich auf diese Zeit», sagt er.

An der Fasnacht will er möglichst oft dabei sein. Möglich aber, dass er sich gleichzeitig auch in eine neue Aufgabe einarbeiten muss. Lupp kandidiert für den Gemeinderat. Seine Kandidatur war weder von langer Hand geplant noch ein Schnellschuss, sondern wohlüberlegt. Die Tatsache, dass sich alle fünf Gemeinderäte zur Wiederwahl stellen, hat ihn zum Nachdenken gebracht. «Sie leisten sicher alle gute Arbeit, aber ein solches Gremium braucht eine kontinuierliche Erneuerung», ist er überzeugt. Zudem sind zwei der amtierenden Mitglieder schon im Pensionsalter. «Es ist Zeit für eine Verjüngung», findet Lupp.

Sich vor vier Jahren selbstständig gemacht

Mit Daniel Füglistaler hat sich bereits ein neuer Kandidat gemeldet und sich als Alternative angeboten. «Das finde ich sehr gut. Aber zwei Alternativen sind doch besser als eine», erklärt der diplomierte Betriebswirtschafter. Er findet es wichtig, dass die Stimmbürger eine Auswahl haben. Villmergen sei in den letzten Jahren stark gewachsen, es gelte jetzt, die richtigen Weichen zu stellen, damit die Entwicklung in die richtige Richtung gehe. Sein Motto für die Wahl: «Vellmärge esch vell meh!» Man müsse sich nicht gleich neu erfinden, aber für die Zukunft vielleicht etwas neu positionieren.

Fabian Lupp ist in Villmergen aufgewachsen und hat mit einer kurzen Ausnahme immer hier gelebt. «Ich bin emotional eng verbunden mit dem Dorf. Kenne auch durch meine frühere Vereinstätigkeit beim FCV viele Menschen.» Nun will er zusätzliche Verantwortung übernehmen und einen Beitrag für die Zukunft leisten. Und Neues wagen, das ist er gewohnt. Vor knapp vier Jahren wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit und übernahm das Büro Adam in Pfäffikon SZ, ein traditionsreiches Familienunternehmen im Bereich der Büroplanung und -einrichtung. Zu seinen Kunden gehören KMUs, Gemeinden, Banken und viele mehr. «Es war immer mein grosser Traum, selbstständig zu sein. Und ich habe diesen Schritt nicht bereut», sagt der 49-Jährige, der in seiner Freizeit gerne mit dem Bike oder dem Töff unterwegs ist und regelmässig das Fitnesscenter in Villmergen besucht.

Die Selbstständigkeit bringt es mit sich, dass er sich die Arbeit einteilen kann. Die nötige Zeit für das Amt als Gemeinderat würde er jedenfalls mitbringen. Und auch den Willen, sich in ein Ressort einzuarbeiten. «Ich sehe die Kandidatur als Chance und Herausforderung zugleich. Natürlich kenne ich die Abläufe nicht im Detail, aber ich würde mich freuen, wenn ich mich einbringen und mitgestalten kann», sagt er. Für ihn ist klar: Villmergen ist eine attraktive Gemeinde. Zentral gelegen, verkehrstechnisch optimal erschlossen, mit einer modernen Infrastruktur. Einem gesunden Bevölkerungsmix. Mit florierendem Gewerbe und funktionierender Wirtschaft und Landwirtschaft. «Vieles läuft sehr gut», sagt er, «aber darauf kann man sich nicht ausruhen und es hat auch noch offene Baustellen. Es braucht weiterhin gute und vor allem auch nachhaltige Ideen und Investitionen.» Um dies zu erreichen, will er einen Beitrag leisten.

Zentrum beleben

Er hat auch schon einige Ansätze und wünscht sich beispielsweise eine Belebung des Dorfplatzes, dazu brauche es aber eine gewisse Grundinfrastruktur – ein Toi-Toi in der Tiefgarage reiche nicht, bemerkt er mit einem Lächeln. Er würde sich zudem freuen, wenn es mehr grössere Anlässe gibt, welche die Dorfbevölkerung zusammenbringen und Neuzuzügern die Möglichkeit geben, noch einfacher Kontakte zu knüpfen. «Unser Jugendfest alle acht Jahre ist absolut grandios, aber ich glaube Villmergen hat Potenzial für mehr», sagt er. Warum nicht zusätzliche Märkte organisieren, eine Dorfolympiade, kombiniert aus allen Villmerger Sportarten, oder andere Events. Auch in Sachen E-Mobilität oder Recycling wünscht er sich mehr Aktivitäten vonseiten der Gemeinde. «Es wäre toll, wenn die Gemeinde oder die Gemeindewerke im Dorf Ladestationen anbieten würden», findet er.

Fabian Lupp wird bei den Wahlen als Parteiloser antreten. Das sieht er nicht als Nachteil. «Mehr als 50 Prozent der Aargauer Gemeinderäte sind parteilos. Ich bin also in bester Gesellschaft», lacht er. Und parteilos bedeute ja nicht unpolitisch. Er wolle die Geschäfte frei und unabhängig beurteilen. Sich selber stuft er etwas links von der Mitte ein mit einem Hauch von Grün. «Die Menschen und auch eine intakte Tier- und Pflanzenwelt liegen mir sehr am Herzen. Aber natürlich auch Bildung, Sicherheit und ein gutes Sozialwesen. Letztlich aber sollte es bei allen Diskussionen immer um die Sache gehen und nicht nur um persönliche Interessen.»

Einfach eine Auswahl bieten

Mit den fünf Bisherigen, mit Daniel Füglistaler und mit Fabian Lupp stehen inzwischen sieben Kandidaturen fest. Lupp findet diese Entwicklung gut. «Viele waren enttäuscht, als bekannt wurde, dass alle Bisherigen wieder antreten. Die Bevölkerung soll spüren, es geht etwas», sagt er. Sein Kollegenkreis hat ihm zu seiner Kandidatur und zu seinem Mut gratuliert. Nun ist er gespannt, was ihn alles erwartet, schliesslich ist der Wahlkampf eine neue Erfahrung für ihn. Etwas ist dem eingefleischten Villmerger aber wichtig. «Ich kandidiere nicht gegen einen bestimmten Bisherigen, aber schon bewusst gegen eine Person, die jetzt im Pensionsalter ist. Und ich will einfach dazu beitragen, dass es eine Auswahl gibt.» Und die haben die Villmerger nun tatsächlich.


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